Siegen. Im Timberjacks in Siegen ist alles eine Nummer größer. Die Idee für das Restaurant entstand in den USA. Das ist den Betreibern in Siegen wichtig:

  • Die Idee für das Timberjacks entstand in den USA - und scheint auch in Siegen zu funktionieren.
  • Während der Corona-Pandemie wurde das Timberjacks in Siegen eröffnet. Seitdem trotzt das Restaurant im US-Style den Personalproblemen.
  • Im Siegener Timberjacks ist alles eine Nummer größer als gewöhnlich. Doch dabei haben die Betreiber gewisse Sachen nicht aus den Augen verloren.

Die Idee entstand – natürlich – in den USA. In Los Angeles, einer Kneipe mit Bullrider, dem mechanischen Rodeo-Bullen, auf dem jeder mal versuchen kann, wie lange man sitzen bleibt. Oder vielmehr: Kurz. Sehr kurz. Jedenfalls: Ein paar Bier, amerikanisches Ambiente – so ein Restaurant wollte Thomas Kemner auch. 2016 wurde das erste Timberjacks eröffnet, Ende 2021 folgte Siegen.

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„Ich stehe voll und ganz dahinter“, sagt Galina Hansen, als „Head of Operations“ bei Timberjacks so etwas wie die Betriebsleiterin aller Filialen. Sie ist dafür zuständig, dass die Geschäfte laufen. Timberjacks sei einfach „cool“, fast wie ein Zuhause, sagt sie. Seit 30 Jahren sei sie in der Gastronomiebranche tätig, heute kann sie sich nicht mehr vorstellen, irgendwo anders zu arbeiten. „Das kann ruhig meine letzte berufliche Station sein.“

Im Timberjacks in Siegen ist alles eine Nummer größer.
Im Timberjacks in Siegen ist alles eine Nummer größer. © Hendrik Schulz

Der Chef sei ein kreativer Typ, der ständig neue Ideen ausbrüte, sich Anregungen und Inspiration in Amerika holt. Da werde es nie langweilig. Als die Idee entstand, war sie dabei, hatte aber noch einen super Job woanders, sagt sie. Sie entschied sich, bei Timberjacks einzusteigen. „Ich bereue es nicht, das gemacht zu haben.“

Siegen ist das dritte Timberjacks-Restaurant in Deutschland – weitere in Planung

Im Timberjacks ist alles eine Nummer größer. US-Style. Der Hauptraum ist eher eine Halle, der gemauerte Kamin in der Mitte hat Ausmaße einer Kletterwand, der daran befestigte Flachbild-Fernseher ist vom Format Kinoleinwand. Siegen ist nach Göttingen und Kassel die dritte Timberjacks-Filiale in Deutschland, Marl und Köln werden gerade errichtet, Düren, Bispingen, Bensheim und Bannewitz sind in Planung. Siegen passte in die Expansionspläne des Unternehmens, man setze weniger auf die ganz großen Großstädte, sei permanent dabei, sich potenzielle Standorte in vielen Städten anzuschauen.

Die schweren Möbel stammen aus einer kleinen italienischen Manufaktur. Das Design Jeansstoff plus Nieten findet sich in zahlreichen sehr unterschiedlichen Sitzgelegenheiten wieder.
Die schweren Möbel stammen aus einer kleinen italienischen Manufaktur. Das Design Jeansstoff plus Nieten findet sich in zahlreichen sehr unterschiedlichen Sitzgelegenheiten wieder. © Hendrik Schulz

Die gewaltigen Blockhäuser sind an allen Standorten identisch. Gebaut werden sie von einer Fachfirma aus Thüringen, die sie zunächst vor Ort konstruiert und komplett aufbaut – auch und gerade bei so großen Baumstämmen ist Maßarbeit entscheidend –, wieder demontiert und dann vor Ort final zusammensetzt. Die Stämme sind übrigens Weißtanne aus dem Harz. Sehen aber nach Mammutbaum aus den USA aus.

Bei Timberjacks wird Wert auf jedes Detail gelegt – bis zum Klotür-Griff

Man hat nicht das Gefühl, dass Timberjacks bei der Innenausstattung auch nur ein Detail übersehen hätte; von den Geweih-Kronleuchtern bis zu den „Diamond-Plate“-Beschlägen (US-Riffelblech) der Theke, die durchaus Chancen hat, die längste Siegens zu sein oder den Griffen der Toilettentüren. Die auffallend schweren Möbel des Gastraums – Holz, bezogen mit Jeansstoff, vernietet in allen möglichen Varianten vom Drehschemel über Barhocker bis zum Ohrensessel – kommen aus einer kleinen Möbelmanufaktur in Italien. „Bei so etwas unterstützen wir gerne kleine Unternehmen“, sagt Galina Hansen.

Hat Aussichten auf die längste Theke in Siegen: Bei Timberjacks ist halt alles eine Nummer größer.
Hat Aussichten auf die längste Theke in Siegen: Bei Timberjacks ist halt alles eine Nummer größer. © Hendrik Schulz

Teilweise arbeiten diese Firmen quasi nur für Timberjacks. Man kennt sich, schätzt sich. Bei Reklamationen setze sich das Team auch mal in den Bus und komme über die Alpen, um vor Ort Reparaturen durchzuführen. Die Köpfe der ausgestopften Tiere sind von so einer Fachfirma, die Metallarbeiten von einer anderen, die großen Leuchtbuchstaben von einer weiteren. „Wir sind alle befreundet, wie eine große Familie, das schafft kurze Wege“, sagt Hansen.

Eines Tages machte Timberjacks Siegen einfach auf und seither läuft der Laden

„Kein Convenience!“, betont Galina Hansen. In der Küche werden keine Tüten aufgerissen, sondern frisch geschnippelt und gekocht, sagt sie, „Kuchen und Eis – machen wir alles selber“. Die Rezepte sind Standards, an denen ständig getüftelt wird, die Abläufe sind genau eingeplant, aber die Zutaten kommen frisch. Das Fleisch zum Beispiel aus Italien: Grasgefütterte Rinder, sagt Hansen. „Ich esse regelmäßig bei uns.“ Amerikanisch die Gerichte – Burger, Tacos, Chicken Wings, Eisbomben, Milchshakes, … – und auch manche Portionen: Steaks gibt’s durchaus auch in der 1200-Gramm-Version. Für zwei Personen.

Erlebnisgastronomie

Jeden Mittwoch gibt es Livemusik im Timberjacks. Das „Bullriding“ steht ab 19 Uhr kostenlos zur Verfügung, vor allem ältere Kinder und Gruppen nutzen das Gerät. Timberjacks sei eben Erlebnisgastronomie – es gibt wechselnde Aktionstage, am 13. Februar wird zum Beispiel der „Super Bowl“ auf der LED-Wand übertragen.

Speisekarte, Infos, Kontakt: timberjacks.com/siegen.

Werbung vor der Eröffnung war nicht nötig. Gar nicht. Irgendwann machte Timberjacks in Siegen das erste Mal auf und seither läuft der Laden. „An Wochenenden braucht im Grunde keiner spontan kommen“, sagt Galina Hansen – komplett ausgebucht, auf Wochen und Monate hinaus. Die Gäste kommen überwiegend aus Siegen-Wittgenstein und den Nachbarkreisen, einzelne auch mal von deutlich weiter her. Die Rückmeldungen seien von Anfang an sehr positiv gewesen. Fehler passieren, das kommt halt vor, auch in der Gastronomie, aber nichts, was einen richtigen Shitstorm oder ähnliche Kritikwellen ausgelöst hätte. Garpunkt nicht getroffen, Essen zu kalt, solche Sachen. In einer Google-Bewertung hatte sich ein Nutzer über das Schweinefleisch beklagt. Es gibt bei Timberjacks überhaupt kein Schweinefleisch.

Personalprobleme in Gastronomie treffen zum Start auch Timberjacks Siegen

Zu Beginn war der Betrieb vergleichsweise aufwendig, denn das allgemeine Personalproblem in der Gastronomie trifft auch Timberjacks. Corona habe hier eine sich seit Jahren ankündigende Tendenz verstärkt, vor der Eröffnung sei es schwierig gewesen, Servicepersonal zu bekommen. Inzwischen sei die Bewerberlage so, dass man auch mal auswählen könne – eine Zeitlang wurde jeder eingestellt, der einen Job wollte. Mit 70 Beschäftigten ging es los, nun ist die Lage etwas entspannter, Ziel sei ein Team von rund 100 Leuten. Mit anderen Großgastronomen, dem benachbarten Café del Sol etwa, stehe man in gutem Kontakt, damit nicht der Eindruck entsteht, dass Timberjacks gezielt Leute abwerben würde.

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Nicht ganz nachvollziehen kann Galina Hansen die Kritik, der Timberjacks ausgesetzt war, seit bekannt wurde, dass das Restaurant in der Siegener Numbach errichtet wird (wir berichteten). „Alles CO2-neutral“ betont sie mit Blick auf die Holzbauweise aus den gewaltigen Stämmen. Vor wenigen Monaten erst habe das Unternehmen 3000 Bäume gepflanzt, für jeden verkauften Artikel (T-Shirts und Pullover der Marke „forest for the trees“) eine Weißtanne. Auch das läuft ordentlich, solche Pflanzaktionen werde Timberjacks künftig regelmäßig durchführen.

Bildergalerie: So sieht’s bei Timberjacks Siegen drinnen aus

Das Rindfleisch wird aus Italien nach Siegen geliefert: Nach Auskunft von Timberjacks von grasgefüttertem Vieh.
Das Rindfleisch wird aus Italien nach Siegen geliefert: Nach Auskunft von Timberjacks von grasgefüttertem Vieh. © Hendrik Schulz
Auch die US-typischen Backwaren werden bei Timberjacks in Siegen vor Ort von Hand hergestellt.
Auch die US-typischen Backwaren werden bei Timberjacks in Siegen vor Ort von Hand hergestellt. © Hendrik Schulz
Die für die Blockhaus-Konstruktion des Timberjacks-Restaurant in Siegen nötigen Baumstämme kommen aus dem Harz. Alle Restaurants sind baugleich.
Die für die Blockhaus-Konstruktion des Timberjacks-Restaurant in Siegen nötigen Baumstämme kommen aus dem Harz. Alle Restaurants sind baugleich. © Hendrik Schulz
Ebenfalls von befreundeten Fachunternehmen: Die Tierköpfe und die Beleuchtungsinstallationen.
Ebenfalls von befreundeten Fachunternehmen: Die Tierköpfe und die Beleuchtungsinstallationen. © Hendrik Schulz
Der Gastraum ist ziemlich abwechslungsreich gestaltet, von Stehtischen mit Barhockern über Bänke bus zu solchen Separées.
Der Gastraum ist ziemlich abwechslungsreich gestaltet, von Stehtischen mit Barhockern über Bänke bus zu solchen Separées. © Hendrik Schulz