Hilchenbach. Benjamin Fliegner hat seinen zweiten Laden in Hilchenbach eröffnet. Er bietet Hausgemachtes. Das Geschäft brummt. Weitere Ideen gibt es genug.
„Ich bin schon als Kind hierher gekommen“, sagt Benjamin Fliegner, „früher habe ich hier noch einen Lutscher gekriegt.“ Mittlerweile ist die Obst- und Gemüsezentrale Schneider, unter Hilchenbachern auch einfach „Gemüse Schneider“ genannt, sein eigener Laden. Das Geschäft sei für ihn ein „Sechser im Lotto“ gewesen. Seit er es im Januar 2020 übernommen hat, erweiterte er stetig das Sortiment. Vor kurzem hat er den Laden „Fliegner’s Hausgemachtes und mehr...“ direkt neben seinem Obst- und Gemüseladen in der Bruchstraße eröffnet.
Hilchenbach: Obst- und Gemüsezentrale Schneider 2020 übernommen
„Eigentlich wollte ich den Obst- und Gemüseladen 2020 in dem Fahrwasser laufen lassen, wie ich ich ihn übernommen habe“, erzählt Benjamin Fliegner. Dann hätten sich die Erweiterungen von Tag zu Tag ergeben. „Die Leute kannten mich vom Bauernmarkt auf der Lützel, da habe ich unter anderem selbst gemachte Fruchtaufstriche verkauft.“ Viele der Kunden der Obst- und Gemüsezentrale erkannten ihn dann im Geschäft wieder. Das Interesse an selbst gemachten Produkten war da. Und so entwickelte sich auch die Idee, das Sortiment zu erweitern.
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Benjamin Fliegner probierte daraufhin immer mal wieder neue Rezepte aus. Er ist gelernter Bäcker, liebt die Arbeit mit Lebensmitteln. „In Fruchtaufstriche müssen nicht zig Zusatzstoffe“, sagt er. Also stellt er sie selbst in liebevoller Handarbeit her, weit weg von der Massenproduktion in der Industrie. Und er merkt: „Die Kunden sind heiß drauf. Das läuft!“
Erst verkaufte er das hausgemachte Sortiment im Gemüse Schneider, zusätzlich neben Obst und Gemüse. Irgendwann wurde es so viel, dass ein zweites Geschäft her musste. Und wieder hatte Benjamin Fliegner Glück: Nebenan wurde ein Laden frei.
Hilchenbach: Neuer Laden bietet Hausgemachtes
„Dort haben wir jetzt eine Küche eingebaut, die auch vom Gesundheitsamt abgenommen worden ist“, erklärt der 27-Jährige. Auf 25 Quadratmetern werden Fruchtaufstriche, Limes, Eierliköre, Chutneys, Öle und vieles mehr hergestellt, auf wiederum 25 Quadratmetern im Verkaufsraum ausgestellt und verkauft. „Wir haben locker 40 Sorten Fruchtaufstriche“, erzählt Benjamin Fliegner. „Einfachen Erdbeeraufstrich kriegt man auch im Supermarkt. Hier gibt es Ausgefalleneres.“ Zum Beispiel Himbeeraufstrich mit weißer Schokolade oder Schwarzwälder-Kirsch-Aufstrich.
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Die Kunden können sich im Laden aussuchen, was sie haben wollen: einzelne Produkte, fertig zusammengestellte oder von ihnen selbst kombinierte Körbe. Damit greifen Benjamin Fliegner und sein Team die beliebten Geschenkkörbe wieder auf: Schon vor der zweiten Ladeneröffnung gab es Valentins- und Muttertagskörbe sowie Adventskisten. „An den Adventskisten habe ich damals bis 22 Uhr gesessen“, erzählt Fliegner. In die Kisten wanderte auch Wein vom Weinhandel Petra Baur aus Helberhausen. Ihn gibt es auch in beiden Läden von Benjamin Fliegner zu kaufen.
Hilchenbach: „Manche Rezeptideen fallen mir unter der Dusche ein“
Doch wie kommt er auf die Ideen für all seine hausgemachten Produkte? „Manche Rezeptideen fallen mir unter der Dusche ein“, sagt er und lacht. Wenn die Kundschaft dann von dem neuen Rezept begeistert wäre, würde er das Produkt einfach ein zweites und drittes Mal herstellen, bis es dann im endgültigen Sortiment lande. Benjamin Fliegners Kreativität scheint grenzenlos: „Ideen sind ohne Ende da“, sagt er. Für den Winter schweben ihm zum Beispiel schon Bratapfel-, Vanillekipferl- und Pflaumenzimt-Eierliköre vor. Derzeit isst er selbst gerne Tomate-Mozarella mit „Fliegner’s Heidelbeeressig“: „Das schmeckt gefährlich gut, sieht aber nicht so doll aus“, sagt er lachend.
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Ganz alleine kann der Hilchenbacher seinen ersten und zweiten Laden natürlich nicht betreiben. Im Obst- und Gemüsegeschäft arbeiten sechs Angestellte, im Laden für Hausgemachtes zwei. „Mit meinen Kumpels, die mir im Privaten den Rücken freihalten, sind es zwanzig Leute, die mit dem Ablauf hier zu tun haben. Das ist schon eine kleine Hausnummer mit Unterstrich“, sagt Benjamin Fliegner.
Hilchenbach: Benjamin Fliegner fährt mehrmals in der Woche zum Großmarkt
Mitten in der Nacht fährt der Chef persönlich mehrmals in der Woche zum Großmarkt nach Köln. „In der heißen Erdbeer- und Spargelsaison kann das auch abends um halb 11 sein.“ Wenn er seinen Transporter bis ganz unter die Decke mit Obst und Gemüse füllt, kommen da schon einmal 1,5 Tonnen zusammen.
Benjamin Fliegner scheut die Arbeit nicht, ist überaus fleißig. Auch wenn er für seine zwei Läden viel unterwegs ist, versucht er immer, auch dort zu sein: „Die Kundschaft muss mich auch mal sehen und ich muss aufschnappen, was sie sagt“, betont er. Die Selbstständigkeit bringt viel Verantwortung mit sich. Trotzdem: „Das Beste ist, dass ich mein eigener Chef bin. Wenn ich etwas versemmele, weiß ich, das ist mein Bier. Und ich weiß auch, dass ich etwas davon habe, wenn es gut läuft.“
Und es brummt in den zwei Läden – und darüber hinaus. Mit rund zwanzig REWE-Märkten kooperiert Benjamin Fliegner. „Das reicht von Bad Laasphe bis Kaan-Marienborn“, sagt er. Dort bietet er unter anderem seine Kartoffeln aus eigenem Anbau an. 40 Tonnen produziert er im Jahr. Darüber hinaus pflanzt er je nach Saison auch noch Sellerie, Kohl, Porree, Salat und Kürbisse an und verkauft alles im eigenen Laden. Hinzu kommt die Belieferung von rund zwanzig Gastronomiebetrieben. Benjamin Fliegner konnte davon profitieren, dass der Gemüse Schneider ein alteingesessenes Geschäft mit Stammkundschaft ist. Doch vieles hat er sich auch selbst erarbeitet.
Hilchenbach: Obst- und Gemüsezentrale Schneider behält Namen
Umbenennen möchte er die Obst- und Gemüsezentrale Schneider nicht. Auch die Telefonnummer hat er von den Vorbesitzern Wolfgang und Karola Schneider übernommen. „Bei der älteren Generation hängt diese Nummer noch am Kühlschrank“, so Fliegner. „In Hilchenbachern ist drin, dass es bei Schneiders vernünftiges Obst und Gemüse gibt – und jetzt eben auch Delikatessen.“ Benjamin Fliegner reicht, dass auf seinen selbst gemachten Produkten „Fliegners Hausgemachtes“ steht und der zweite Laden seinen Namen trägt.
Er hat es geschafft, die Stammkundschaft mitzunehmen, aber auch immer wieder neue Dinge einzustreuen, Altes und Neues zu verbinden. Viele Familien kaufen schon seit Generationen beim Gemüse Schneider ein. „Es ist ein schönes Gefühl, wenn das überspringt“, so Benjamin Fliegner.
Hilchenbach: Die Öffnungszeiten der Läden in der Bruchstraße
>> „Fliegner’s Hausgemachtes und mehr“ ist Montag und Mittwoch von 8.30 bis 12 Uhr sowie Freitag von 14.30 bis 18 Uhr geöffnet.
>> Die Obst- und Gemüsezentrale Schneider ist Montag bis Freitag von 8.30 bis 12.30 Uhr sowie Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag von 14.30 bis 18 Uhr geöffnet. Mittwochnachmittag ist sie geschlossen, Samstag von 8 bis 12.30 Uhr geöffnet.
>> Mehr Informationen gibt es auch auf der Facebook-Seite „Obst- und Gemüsezentrale Schneider“.
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