Meschede. . Bis zu 300 Arbeitsplätze sind im Werk Meschede von Martinrea-Honsel bedroht, wenn es nicht gelingt, neue Aufträge einzuholen. 2015 und 2016 sind dabei die kritischen Jahre. Geschäftsführung, die Betriebsräte und die IG Metall haben vorsorglich bereits Vereinbarungen dazu getroffen.
2015 und 2016 – das werden die kritischen Jahre für Meschedes größten Arbeitgeber sein. Für diese beiden Jahre fehlen Martinrea-Honsel ausreichend Aufträge. Bis zu 300 Arbeitsplätze sind dann bedroht. Um sie trotz des Auftragsloches zu erhalten, haben Geschäftsführung, Betriebsräte und IG Metall langfristige Regelungen getroffen. Die Betriebsparteien regeln die Jahre bis 2016, ein Tarifvertrag die Zeit von 2017 bis 2021.
Denkbare Kurzarbeit
Kernpunkt sind Regelungen für eine denkbare Kurzarbeit und Beschäftigungssicherung. In den kritischen Jahren könnte die wöchentliche Arbeitszeit herabgesetzt werden. Der Vertrag regelt, dass kein Outsourcing stattfinden soll und neue Aufträge auch in Meschede bleiben. „Der Vertrag ist kein Garantieschein für die Zukunft“, betont Wolfgang Werth, Erster Bevollmächtigter der IG Metall: Ab 2017 müssen neue Aufträge her, sonst sind die 300 Arbeitsplätze bedroht.
Frank Eibel, in Personalunion Geschäftsführer der Martinrea Honsel Germany GmbH und weltweit Personalchef von Martinrea-Honsel, sagt: „Es ist unser Ziel, den Standort Meschede mit so vielen Mitarbeitern wie möglich zu erhalten.“ Und es besteht Hoffnung: Denn inzwischen konnte der erste neue Großauftrag mit Produktionsstart 2017 gewonnen werden.
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Aktuell beschäftigt Martinrea-Honsel über 1550 Mitarbeiter in Meschede, 65 am Standort in Nuttlar. „Tarifvertrag zur Sanierung und Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit sowie zur Zukunftsentwicklung der Martinrea-Honsel Germany GmbH“ ist das Papier überschrieben, das für beide Standorte vereinbart wurde. „Damit ist einiges an Hoffnung verbunden“, sagt Wolfgang Werth. Ziel ist es, die Arbeitsplätze erhalten zu können. Seit dem Sommer 2013 sind Verhandlungen geführt worden. Die IG Metall hat in deren Verlauf auch die wirtschaftlichen Daten prüfen können: „Die Lage des Unternehmens hat sich bestätigt.“
Rückendeckung hat das Werk aus Kanada
Rückendeckung hat das Werk Meschede in der kanadischen Konzernzentrale. Der Standort wird inzwischen für den Druckguss und Kokillenguss als „Center of Excellence“ geführt: Anspruchsvolle Technologien werden hier etabliert, ein Prototypenwerk wird neu aufgebaut. Für 2014 spricht Martinrea-Honsel von einem stabilen Auftragsbestand. Aktuell, sagt Eibel: „Wir sind in den schwarzen Zahlen.“
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Die Hintergründe für die 2015/16-Problematik liegen noch in den Zeiten der Honsel-Insolvenz, erläutert er: „Das ist die Bürde der Vergangenheit.“ Bei der Übernahme von Honsel habe Martinrea einen Auftragsbestand vorgefunden, der unprofitabel war: „Man konnte noch einen 20-Euro-Schein draufkleben, wenn die Ware rausgeschickt wurde.“ Einige Altaufträge sind ins Martinrea-Werk nach Spanien abgegeben worden: Dort kann zu niedrigeren Kosten produziert werden.
Martinrea-Honsel in einem langfristigen Umstrukturierungsprozess
Während der Insolvenzzeit war eine Lücke bei neuen Aufträgen entstanden: „Wer vergibt schon Aufträge an eine Firma, deren Zukunft ungewiss ist?“ Verträge mit der Automobilindustrie, Hauptabnehmer der Mescheder Produkte, sind aber langfristig und benötigen drei bis vier Jahre an Vorlaufzeit. Das Klima in der Automobilzulieferindustrie ist rau. „Wir stehen unter enormem Kostendruck. Entscheidend sind nicht mehr, wie in der Vergangenheit, gute Beziehungen. Es geht nur noch um das nackte Geld.“ Aber: „Es ist härter, an Aufträge zu kommen. Wenn man sie aber erhält, dann ist das ein langfristig abgesicherter Bestand.“
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„Martinrea-Honsel befindet sich im langfristigen Umstrukturierungsprozess“, sagt Eibel. Insgesamt 300 Projekte sind dazu 2013 für das Mescheder Werk beschlossen worden: „Wir reden nicht über Kosmetik, sondern über eine Grundsanierung.“ Die Beiträge der Arbeitnehmer seien „nur eine von vielen Schrauben“: Umgesetzt werden weitere Kostenersparnisse, Prozess-Verbesserungen, mit Kunden wurde auch über Preise nachverhandelt.
Betriebsvereinbarung um ein Jahr verlängert
Um ein Jahr verlängert worden ist eine Betriebsvereinbarung, die 2013 vorübergehend außer Kraft gesetzt wurde. Statt der 35-Stunden-Woche erlaubt sie eine maximal 37,5-Stunden-Woche: Die bis zu zweieinhalb Stunden an wöchentlicher Mehrarbeit (ohne Mehrverdienst) landen auf einem Sonderkonto. Diese Stunden können auch in den schwierigen Jahren zur Beschäftigungssicherung eingesetzt werden.