Meschede..

„Ich kann es gar nicht fassen und glauben, dass Martinrea mit einem so dreisten und frechen Forderungskatalog um die Ecke kommt“: Die Wut kocht hoch bei Honsel. Der Satz stammt von einem Mitarbeiter, der aber nicht genannt werden möchte.

Der Anlass: Der neue Eigentümer aus Kanada möchte, dass die Mitarbeiter mehr arbeiten und weniger Geld erhalten. In der Belegschaft rumort es. Seit dieser Woche machen die Forderungen die Runde: „Ich denke mal, dass ab spätestens jetzt die Motivation aller Mitarbeiter, worauf die Amerikaner ja eigentlich großen Wert legen, so was von im Keller ist und dies auch nicht den momentanen Qualitätsproblemen förderlich ist“, schreibt einer der Betroffenen in einer E-Mail an unsere Zeitung.

Dabei wird der Ton auch bitter und höhnisch: „Vielleicht sollte man Martinrea den Vorschlag machen wie es früher in der Weimarer Republik üblich war: Vor Schichtbeginn stehen die Meister, Vorarbeiter und Koordinatoren am Tor und lassen nur die für heute benötigte Menge an Arbeitern aufs Werksgelände - für ca. drei Euro die Stunde, versteht sich.“ Der Betriebsrat möchte sich nicht zu dem Thema äußern, er hat die Angelegenheit an die IG Metall übergeben.

Denn der kanadische Zulieferer-Konzern Martinrea macht Druck. Die Beschäftigten sollen fünf Stunden pro Woche mehr ohne Lohnausgleich arbeiten und auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld ebenso verzichten wie auf den Akkordlohn. Das bestätigte der erste Bevollmächtigte der IG Metall, Wolfgang Werth. Dies würde für einen Arbeitnehmer mit 3000 Euro Bruttogehalt jährlich 13 000 Euro Einbuße bedeuten, sagt er. Umsetzen kann Martinrea seine Pläne aber nicht ohne Weiteres. Da ist die Tarifbindung vor. Deshalb hat die IG Metall Werth zufolge zunächst einmal die wirtschaftliche Begutachtung von Honsel in Auftrag gegeben. Danach werde die IG Metall über ihr weiteres Vorgehen entscheiden.

Ganz im Kontrast zu den geforderten Kürzungen versucht sich Martinrea derweil auch kumpelig zu geben: Für den heutigen Freitag ist die Belegschaft in die Schützenhalle zum „Barbecue“ eingeladen - so wird das Grillen in Amerika und Kanada, der Heimat des Investors, bezeichnet. An allen Standorten lädt Martinrea die Mitarbeiter regelmäßig zu solchen Veranstaltungen mit Fleisch, Beilagen und Getränken ein - es ist allerdings offen, wie sehr den Honselanern die Forderungen des Konzerns auf den Magen geschlagen haben.