Meschede. . Mit Spannung wird von den Beschäftigten am Mittwoch bei Martinrea-Honsel eine Betriebsversammlung erwartet. Dort wollen die Mitarbeiter mehr über die Personalentwicklung erfahren.

„Die Belegschaft will etwas zur weiteren Personalplanung im Unternehmen erfahren“, sagt Wolfgang Werth, Erster Bevollmächtigter der IG Metall. Denn am 31. Juli läuft ein Vertrag aus, der vor drei Jahren damals noch mit Honsel abgeschlossen wurde: Darin verzichtete die Belegschaft auf 4,5 Prozent ihres monatlichen Einkommens; im Gegenzug galt ein Verbot betriebsbedingter Kündigungen. In der Honsel-Insolvenz hätte dieser Vertrag von der Gewerkschaft gekündigt werden können, er galt aber fort: „Weil wir vertragstreu sind.“

Martinrea profitierte anschließend von dem Vertrag. Jetzt könnten betriebsbedingte Kündigungen wieder möglich werden: „Deswegen ist die Spannung in der Belegschaft so groß.“ Bestandteil dieses Vertrags war auch, Leiharbeit zuzulassen: Die letzten der 174 Leiharbeitsverträge laufen zum Monatsende aus, die Leiharbeit wird nicht verlängert.

„Nur Befehlsempfänger in Meschede“

Werth erwartet von Unternehmenschef Nick Orlando, der sich gerade in Deutschland aufhält, dass dieser „den Mumm hat, sich vor seine Mannschaft zu stellen“. Der Gewerkschaftssprecher kritisiert die hierarchische Struktur bei Martinrea, wo sich Orlando alle Entscheidungen vorbehalte: „In Meschede sitzen nur Befehlsempfänger. Hier fehlt jemand, bei dem alles zusammenläuft.“ Orlando fehle „jegliches Verständnis“ für deutsche Unternehmenskultur und für Mitbestimmung

Die Kernfrage, die Orlando beantworten müsse, sei, ob es gelungen sei, zusätzliche Aufträge für 2013 und 2014 zu akquirieren – diese zu generieren, sei in der Vergangenheit vom Honsel-Vorstand vergessen worden, sagt Werth. Aus Gewerkschaftssicht spreche nichts gegen einen Ausbau des Standortes in Meschede. Hauptkapital seien die qualifizierten Mitarbeiter. Die Kündigung des neuen Auszubildenden-Jahrganges sei „eine vorsätzliche Schädigung“ dieses Kapitals.