Herdecke. Nach der Convivo-Pleite in Herdecke bemängelten viele fehlenden Informationsfluss. Die Insolvenzverwalter wehren sich dagegen.
Transparenz ist eines der Schlagworte im Gespräch mit den beiden Insolvenzverwaltern in Herdecke. Das sind auf der einen Seite Dr. Christoph Morgen, der für Convivo-Fragen bzw. die Pflegezentrum Herdecke GmbH und die damit verbundenen Einrichtungen zuständig ist, auf der anderen Seite Stefan Denkhaus, der der vorläufige Insolvenzverwalter der Immobilieneigentümerin in Kirchende ist. Beide haben sich bereit erklärt, in einer Videokonferenz mit der Redaktion den Sachstand der Insolvenzen zu erläutern und gaben einen zeitlichen Ausblick, was in den kommenden Monaten noch passiert.
Vorläufige Verwaltung
Dr. Christoph Morgen gab zunächst einen Überblick, wie das Verfahren bisher gelaufen ist: „Herr Köster und ich sind Ende Januar zu vorläufigen Insolvenzverwaltern bestellt worden. Wir wussten, dass es am 1. April zur Eröffnung des Insolvenzverfahrens kommen wird. Wir hatten das unmittelbar den Standortleitungen, den Regionalleitungen als auch den politisch-Beteiligten vor Ort kommuniziert.“
Sicherheit und Verlässlichkeit
Man habe sich auch sehr schnell positioniert: „Bis Anfang April ist die Fortführung gesichert, danach wissen wir es nicht, aber wir melden uns bis Mitte März“, erklärt Dr. Morgen weiter. „Ich habe in jedem Verfahren, in der Pflege im Besonderen, großes Verständnis, dass das nicht das ist, was man hören möchte, weil man gerne Sicherheit und Verlässlichkeit möchte. Aber ich glaube, dass es – und da werde ich auch in allen künftigen Verfahren dabeibleiben – wichtig ist, den Menschen reinen Wein einzuschenken und die Situation so zu schildern, wie sie ist“, so Dr. Morgen.
Vorwürfe der Politik
Seitens der Lokalpolitik wurde bemängelt, die Insolvenzverwalter hätten eben dies nicht getan, sondern in einer Ratssitzung die Anwesenden in Sicherheit gewogen mit der Aussage, dass es für alle Standorte zwei Interessenten gebe. Auch darauf reagierte Dr. Morgen: „Man hört ja grundsätzlich lieber positive Nachrichten. Herr Köster, der in der Sitzung war, hat den Sachstand korrekt dargestellt. Wir hatten am Anfang Interessenten, einen ganz besonders, der an der Gesamtlösung für die gesamte Gruppe interessiert war, und wir hatten auch einzelne Interessenten für alle Standorte in Herdecke. Die Aussage von Herrn Köster war richtig“, bekräftigt er. Es habe sich relativ schnell im März abgezeichnet, dass es in Kirchende schwierig werde, „weil es einen erheblichen Investitionsstau im Gebäude gibt, weil der Standort sehr defizitär war in der Vergangenheit und auch von Seiten des Vermieters keine Bereitschaft war, über Mietreduktion oder ähnliches zu sprechen. So dass wir dort im März dann auch das Gespräch zur Heimaufsicht und Stadt gesucht haben, um über eine Verlustdeckung zu sprechen – und dieses am Ende mit einem gewissen Erfolg, dass wir für eine Übergangszeit finanziell unterstützt werden, sonst wäre es dort ziemlich abrupt zu einer Betriebseinstellung gekommen. Daher an dieser Stelle auch noch einmal der Dank an die öffentliche Hand, dass man dort eingesprungen ist. Das ist hier schon besonders, dass der EN-Kreis eingesprungen ist, um das Schlimmste zu verhindern“, betont Dr. Morgen.
Unklarheit führt zu Frust
Doch wie kommt es nun, dass Vorwürfe im Raum stehen, man habe nicht genug informiert? „Ich glaube, dass das besondere Problem hier bestand, dass wir nicht das sagen konnten, was die Leute gerne hören wollten. Und auch dafür habe ich Verständnis. Der Vorwurf war ja zum Teil auch, dass vieles unklar ist, aber was soll ich machen, wenn die Situation noch unklar ist? Da kann ich leider nur die Unklarheit transportieren und das hat hier zu Frust geführt“, zeigt der Insolvenzverwalter ein gewisses Verständnis.
Pläne für Kirchende
Wie geht es für Senioren in Kirchende weiter? „Planerisch ist vorgesehen, dass wir bis Mai und Juni die Einrichtung in Kirchende fortführen, um Ende Juni zu schließen. Bis dahin bemüht sich die Heimleitung und ist auch schon dabei, eine vernünftige andere Unterbringung für die stationär betreuten Menschen zu finden.“ Und die Menschen in den Servicewohnungen? An dieser Stelle kommt Stefan Denkhaus als vorläufiger Insolvenzverwalter der Immobiliengesellschaft ins Spiel: „Wir haben hier die Situation, dass wir 40 Wohnungen haben, davon 20 im sogenannten betreuten Wohnen und 20 Wohnungen, die nur auf dem Areal sind, die aber nicht unbedingt eine Betreuung erfordern. Wir haben mit Menschen im Bereich des betreuten Wohnens gesprochen, die alle sehr froh waren, dass sie, bis auf weiteres, erstmal dort wohnen bleiben können. Wir haben gesagt, dass wird ein Zeitraum von ein bis zwei Jahren sein. Ich habe aber auch gesagt, dass man sich um ambulante Pflege selbst kümmern muss. Die Bewohner sagten aber, jedenfalls die, mit denen ich gesprochen habe, dass sie Convivo-Dienstleistungen so gut wie gar nicht in Anspruch genommen haben. Deshalb waren sie auch über das Zeitfenster ein bis zwei Jahre froh. Die anderen 20 Wohnungen können auf jeden Fall auch in dem gleichen Zeitfenster wohnen bleiben.“
Veräußerungsprozess dauert
Wie kommt Denkhaus zu diesem Zeitfenster? „Ich gehe davon aus, dass ein Veräußerungsprozess für eine solche Immobilie einen solchen Zeitraum in Anspruch nehmen wird. Ich habe selbst noch keine Vorstellung davon, was mit der Immobilie mittel- bis langfristig passieren soll. Ob das eine Immobilie ist, die von ihrem Zustand her erhaltenswert ist für den pflegerischen Bereich, oder ob es da andere Pläne gibt, das kann ich Ihnen nicht sagen. Ich habe mich mit Dr. Morgen abgestimmt, dass die drei Hausmeister, die sich dort um das In-Schuss-Halten der Wohnungen respektive der Anlagen kümmern, zum Ende der Tätigkeit bei der Convivo-Gesellschaft bei der insolventen Immobiliengesellschaft angestellt werden. So dass die Betreuung der Immobilie durch die Hausmeister weiter erfolgen kann. Das ist im Interesse aller Beteiligten. Es gibt Unternehmen, die sind jahrelang in einem Insolvenzverfahren, daher werden die Hausmeister erstmal in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis eintreten“, so Denkhaus. Zu der Bewohnersorge, ihnen würde Wasser und Heizung abgedreht, kann Denkhaus ebenfalls beruhigen: „Die Leute werden genauso heizen und duschen können, wie sie es möchten.“