Ende. Convivo-Insolvenz: Drei Anlagen in Herdecke haben eine Zukunft, das Seniorenhaus in Kirchende nicht. Bewohner und Mitarbeiter warten auf Antwort.

Die Lage ist zu ernst für Wortspiele mit dem Ortsnamen Ende. Obwohl es begrifflich passen würde, bahnt sich im Zuge der Convivo-Insolvenz doch ein gravierender Schlussstrich in diesem Stadtteil an: Die Senioreneinrichtung Kirchende muss wohl schließen. Während – wie berichtet – die Evangelische Stiftung Volmarstein drei Häuser in Herdecke übernimmt, schreckt der Sanierungsstau Interessenten offenbar von der Übernahme der Anlage am Kirchender Dorfweg 53 ab.

Laut Insolvenzverwalter ist ein Weiterbetrieb dort nicht möglich. Die Verwaltung des Ennepe-Ruhr-Kreises teilte mit, dank bereit gestellter Gelder die Einrichtung bis zum 30. Juni 2023 weiter zu führen, „um für jeden Betroffenen ein adäquates Zuhause zu suchen“. Auch die Stiftung wolle helfen, vor allem den dort lebenden Menschen eine Perspektive zu bieten, sagt Nicolas Starck als Geschäftsbereichsleiter der ESV-Seniorenhilfe: „Natürlich haben wir die Mitarbeitenden und Bewohnerinnen und Bewohner in Kirchende im Blick. Darum führen wir gerade (auch mit dem Kreis) viele vertrauliche Gespräche.“

Stichtag 30. Juni 2023

Vorerst stehen aber rund 90 Seniorinnen und Senioren sowie 114 Mitarbeitende vor einer ungewissen Zukunft. Sie wissen nur: Sie müssen voraussichtlicht ab dem 1. Juli eine neue Bleibe oder Anstellung finden. Ganz überraschend kommt diese Perspektivlosigkeit aber angesichts der jüngsten Entwicklungen nicht. Während des Convivo-Insolvenzverfahrens interessierten sich potenzielle Träger stets mehr für die moderneren Herdecker Standorte Ruhraue, Goethestraße und Nacken als für die Ender Anlage, die in den 1980-er Jahren entstand und 124 Plätze bietet. Zuletzt fielen dort stets Beschreibungen wie „fehlende Investitionen“ oder seitens der Stiftung auch Brandschutz-Sorgen.

Nun läuft es darauf hinaus, dass die dort lebenden Senioren die Apartments bald verlassen müssen. Nicht zu vergessen: Die Gerontopsychiatrie ist in der Ender Anlage im Haus Am Berge angesiedelt, dort erhalten aktuell 20 Patienten mit Demenz, Alzheimer oder psychiatrischer Krankheit eine spezielle Betreuung und Pflege. Diese Menschen umsiedeln – durchaus heikel.

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Logisch wäre es, wenn bald Mitarbeitende Kündigungen erhalten. Doch auch an der Stelle zeigt sich, dass noch offene Fragen zu klären sind. Denn zur insolventen Pflegezentrum Herdecke GmbH gehören sowohl das besagte Seniorenhaus Kirchende als auch die Convivo Ambulant mit Sitz am Westender Weg 83e. Für die arbeiten rund 20 Angestellte, sie versorgen Menschen in Privatwohnungen. Hinzu kommt eine weitere Service-Gesellschaft (AHA), deren Mitarbeitende kümmern sich um Küche und ähnliche Dienstleistungen.

Aus gut informierten Kreisen heißt es, dass weder Bewohner und deren Familien noch Mitarbeitende ein offizielles Schreiben oder verlässliche Informationen erhalten haben, wie es für sie ab Juli weiter gehe. Gewissheit erhoffen sich viele aus einem wichtigen und verpflichtenden Schritt: Insolvenzverwalter müssen stets einen Interessensausgleich mit dem jeweiligen Betriebsrat anstreben. Erst nach diesen Verhandlungen können Kündigungen ausgesprochen werden, egal ob diese Gespräche erfolgreich oder ergebnislos verlaufen. Dann wiederum könnten bei Freistellungen der jeweiligen Angestellten Fristen zu beachten sein. Fraglich erscheint zudem, wie die Verantwortlichen die Mitarbeitenden in Kirchende in den verbleibenden Wochen mangels Perspektive motivieren wollen.

Für Bewohnerinnen und Bewohner aus Kirchendes Seniorenhaus bleiben zwei Hoffnungsschimmer: Entweder findet sich doch noch ein Träger für einen bald „geschrumpften“ Betrieb. Oder sie können vielleicht demnächst den Neubau an der Goethestraße beziehen. 93 stationäre Plätze sollen dort ab Juni zur Verfügung stehen. Unklar ist aber, ob diese Lösung zustande kommt und ob dies nur für einen Übergang gelte.

SPD fordert Altenheim für Ende

Mit großem Bedauern musste auch der SPD-Ortsverein Ende nach eigenen Angaben von der geplanten Schließung des Altenheims in Kirchende Kenntnis erlangen, für welches es nach den aktuellen Plänen keine Zukunft gibt. „Das würde ganz konkret bedeuten, dass der bevölkerungsreichste Stadtteil Herdeckes keine Senioreneinrichtung mehr hätte! Dieser Entwicklung müssen wir mit allen politischen Möglichkeiten begegnen“, verdeutlicht der Ortsvereinsvorsitzende Klaus Klostermann.

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Kreistagsmitglied Jan Schaberick machte laut SPD-Mitteilung bereits in der vergangenen Sitzung des Kreistages, als dort über die aktuellsten Pläne und Übernahmen im nichtöffentlichen Teil berichtet wurde, klar, dass es für alle Enderinnen und Ender auch zukünftig eine Möglichkeit geben müsse, in diesem Stadtteil in einer Senioreneinrichtung unterzukommen.

„Besonders betroffen sind neben den Bewohnerinnen und Bewohner des Seniorenheims in Ende vor allem auch die dortigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die allesamt vor einer ungewissen Zukunft stehen“, verdeutlicht die sozialpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Gundula Conjaerts. „Hier bedarf es größter Kraftanstrengungen, um möglichst allen Betroffenen eine Zukunftsperspektive in Herdecke zu ermöglichen.