Herdecke/Volmarstein. Im Seniorenhaus Ruhraue bleibt nach der ESV-Übernahme alles wie gewohnt. Senioren aus anderen Häusern werden zum Großteil verlegt.
Um zu verstehen, wie die Evangelische Stiftung Volmarstein allen Senioren in Herdecke ein Angebot machen kann, muss zunächst das Pferd von hinten aufgezäumt werden, genauer gesagt in Volmarstein. Dort gibt es bekanntlich das Haus Bethanien. Die dortigen Bewohner, so erklärt Geschäftsbereichsleiterin Spezialpflege Christina Bösken, haben einen besonderen Bedarf.
Die Erkrankungen
„Die Menschen, die in Haus Bethanien wohnen, leben dort im Schnitt 12 bis 14 Jahre“, erläutert sie. Allein 48 Plätze seien mit Personen belegt, die an Chorea Huntington erkrankt sind. Das ist eine degenerative Funktionsstörung des Gehirns. Damit einher gehen Bewegungsstörungen, Verhaltensauffälligkeiten und psychiatrische Störungen. Hinzukommen Adipositas-Patienten, Menschen mit einer organischen Persönlichkeitsstörung wie Schizophrenie und Menschen, die durch Substanzmissbrauch wie Drogen und Alkohol pflegebedürftig geworden sind. Zudem sind dort Menschen untergebracht, die aufgrund ihres Alters (ab 65 Jahren) aus der Behinderteneinrichtung ausziehen mussten. „Die Bewohner und Mitarbeiter bilden aufgrund ihrer langen Verweildauer eine Gemeinschaft, die wir auch vor dem Hintergrund der Erkrankungen nicht auseinanderreißen sollten“, so Bösken. Das Haus Bethanien verfügt über insgesamt vier Etagen, auf denen die Menschen untergebracht sind. Das Haus ist jedoch in die Jahre gekommen. Die vierte und fünfte Etage müssen dringend saniert werden. Die zweite und dritte Etage hingegen sind noch gut bewohnbar. Trotzdem plant die ESV, um die Gemeinschaft aufrecht zu erhalten, alle Bewohner aus Bethanien zum Nacken umzuziehen.
Parkanlage Nacken
Am Nacken stehen dann insgesamt 80 Plätze in der stationären Pflege zur Verfügung. 63 sind bereits vorhanden, 17 weitere werden gerade fertiggestellt. Ebenfalls noch im Bau befinden sich derzeit acht neue Servicewohnungen. Auch die sollen dann von der Spezialpflege belegt werden. Die bestehenden 24 Plätze im Service-Wohnen sollen so bleiben, wie sie jetzt sind. Das bedeutet, die jetzigen Bewohner können dort wohnen bleiben. Die Tagespflege am Nacken mit 17 Plätzen bleibt ebenfalls bestehen.
Senioren Kirchende
Die Menschen, die sich jetzt in der stationären Pflege in der Parkanlage Nacken befinden, 63 Menschen, ziehen in das neue Gebäude an der Goethestraße. Dort wird es insgesamt 93 Plätze geben. Das macht eine Differenz von 30 Plätzen aus, die die ESV den stationären Bewohnern aus Kirchende zur Verfügung stellen will. Des weiteren gibt es an der Goethestraße 37 Service-Wohnungen im Neubau. „Wir würden diese Wohnungen vorrangig auch den Menschen aus den Service-Wohnungen in Kirchende anbieten“, so Starck. Er gibt zu, dass die Mieten wesentlich höher seien, als in Kirchende. etwa 12 Euro pro Quadratmeter sollen die Wohnungen kosten. „Dafür sind sie aber komplett neu und wir statten sie bei Bedarf auch mit einer Küche aus“, erklärt er. Einen Mietpreis wie in Kirchende, Starck spricht hier von 4,50 Euro pro Quadratmeter, sei einfach nicht zu leisten.
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Altbestand Goethestraße
Ebenfalls an der Goethestraße beheimatet ist eine Tagespflege mit 27 Plätzen, die zunächst nicht von der ESV übernommen wurde. Dort sei man aber im Gespräch mit dem dortigen Betreiber. Die Ambulanten Wohngemeinschaften mit insgesamt 24 Plätzen bereiteten der ESV hingegen noch Sorgen. Auch die wurden von der Stiftung nicht übernommen, doch die Stiftung wurde auf das Problem dort aufmerksam gemacht. „Dort schwinden die Mitarbeiter. Daher ist es schwierig, eine notwendige Nachtschicht zu stellen“, erläutert Starck. Bösken fügt hinzu: „Aber die drei bis sechs Bewohner, die auch nachts eine Betreuung brauchen, können einen Platz in einer unserer Demenz-WGs bekommen“, stellt sie in Aussicht.
Umzug ins Haus Bethanien
Zurück geht es zur stationären Pflege im Seniorenhaus Kirchende. Dort leben 24 Menschen, die einen besonderen Pflegebedarf haben, aufgrund dementieller oder gerontopsychiatrischen Veränderungen. Diese 24 Menschen können in die beiden gut bewohnbaren und dann leergezogenen Etagen ins Haus Bethanien umziehen. Bei einer Belegung von derzeit 88 Bewohnern im Seniorenhaus bleiben dann trotzdem noch 44 Menschen übrig, die noch nicht vermittelt sind. Und genau da kommt dann die ebenfalls insolvente Seniorenresidenz Volmarstein ins Spiel. „Wir sind dort immer noch in Verhandlungen“, bremst Starck zunächst, aber: „Wenn wir uns zu einer Übernahme entschließen, dann stünden dort rund 20 weitere Plätze zur Verfügung“, sagt er. Auch die könnten mit Bewohnern aus Kirchende belegt werden. Ein wichtiger Baustein, der für eine Übernahme entscheidend ist, ist die Frage nach ausreichend Personal, erklärt Starck.
Weitere freie Plätze
Es blieben also Stand Dienstagnachmittag noch 24 Senioren übrig, die an einen anderen Standort ziehen müssten. „Wir haben in unseren anderen Einrichtungen, in Hagen, in Haspe, in Volmarstein, in Gevelsberg, in Schwelm und in Witten auch noch freie Plätze. Und es hat sich herausgestellt, dass einige Senioren früher an diesen Standorten gewohnt haben. Ein Rückzug dorthin ist also nicht unwahrscheinlich“, erklärt Astrid Nonn. Zumal sich im Gespräch herausgestellt habe, dass auch einige Senioren nun wieder zu ihren Familien zurückziehen würden.
Kontakt für Wohnungsanfragen
Diese Überlegungen seien Angebote an die Senioren und die Familien. Ob diese angenommen würden, bliebe offen. Aber die ESV hat inzwischen für alle Fragen rund zu Wohnangeboten eine Extratelefonnummer freigeschaltet. Alexandra Keller ist unter 02335/639201 erreichbar und beantwortet Fragen und vermittelt. Per Mail ist sie unter KellerA@esv.de erreichbar.