Hagen. .

Es war gedacht als ein Signal der politischen Hygiene, um weiteren Schaden vom Unternehmen abzuwenden: Der bei der jüngsten HGW-Aufsichtsratssitzung gestellte Antrag, ausnahmsweise auf die Sitzungsgelder zu verzichten und somit gleich einmal 1500 Euro der Kaerger-Feierlichkeiten wieder herauszusparen, fiel mit 8:3 Gegenstimmen durch.

Lediglich die Herren Christoph Gerbersmann (CDU-Kämmerer), Karl-Hermann Kliewe (GWH-Betriebsleiter) und Hans-Georg Panzer (Grüne) waren bereit, auf den ihnen formal zustehenden 130-Euro-Scheck (Aufsichtsratsvorsitzender Schisanowski: 195 Euro) zu verzichten. In einem kommunalen Tochterunternehmen, das für die Abschiedsfete des scheidenden Geschäftsführers Harald Kaer­ger ein PR-Büro beschäftigte, das allein für das Formulieren der Einladungskarten acht (!) Arbeitsstunden in Rechnung stellte, vielleicht noch nicht einmal ein ungewöhnlicher Vorgang.

Vorgänger feierte für bloß 3800 Euro seinen Abschied

Zumindest brachte der Aufsichtsrat in seiner fünfstündigen Aufklärungssitzung zum 31 056 Euro teuren Kaerger-Adieu – die Summe liegt inzwischen um 4000 Euro niedriger, weil ein Teil des Fotografenhonorars noch für eine HGW-Ausstellung zu verbuchen ist – durchaus noch Erstaunliches zu Tage. So wurde anhand alter Rechnungen ermittelt, dass die Verabschiedung des Kaerger-Vorgängers Jürgen Sonneborn lediglich mit 3800 Euro zu Buche schlug. Somit war das Gremium sich einig, dass vor dem Hintergrund der allgemeinen Kostensteigerung maximal ein Etat von 10 000 Euro für die Kaerger-Sause angemessen gewesen wäre.

Somit wurde der neue HGW-Geschäftsführer Marco Boksteen mit dem Auftrag losgeschickt, bei dem Bochumer Neu-Rentner Kaerger zumindest die Differenz zum tatsächlichen Preis – also 21000 Euro – als Eigenbeteiligung loszueisen. Ein Gespräch, das bis zum Wochenende über die Bühne gegangen sein soll. Mit dem Ergebnis möchte sich der Aufsichtsrat dann in der kommenden Woche, vermutlich am Mittwoch, auseinandersetzen. Gelegenheit, erneut Sitzungsgelder abzukassieren.

Scharfe Kritik der Grünen

Derweil geht die politische Diskussion rund um den Kaerger-Abschied sowie die Konsequenzen für den Aufsichtsrat in die nächste Runde. Grünen-Fraktionssprecher Jochen Riechel macht im Gegensatz zu SPD-Fraktionschef Mark Krippner deutlich, dass er „eine Verabschiedung führender Mitarbeiter in angemessener Form“ für vertretbar halte. Allerdings sei im Fall Kaerger „das Maß völlig verfehlt“ worden. Ob es sich dabei um Vorteilsnahme, Untreue oder Bereicherung handele, müssten Juristen klären, so Riechel. Gleichzeitig attestiert er dem Aufsichtsratsvorsitzenden Timo Schisanowski „dilettantisches Verhalten“. „Eine Kontrollausübung ist hier für mich nicht feststellbar“, kritisiert Riechel und unterstellt, dass der designierte SPD-Chef beide Augen und Ohren zugemacht habe. Sollte die nachträgliche finanzielle Beteiligung Kaergers nicht den Erwartungen des Aufsichtsrates entsprechen, müsse daher – so Riechel – geprüft werden, ob ein Schadensersatz auch vom Aufsichtsratsvorsitzenden wegen Verletzung der Aufsichtspflicht einzufordern sei.