Hagen.

In der Kaerger-Affäre tagt am Dienstag Nachmittag (17. April 2012) der Aufsichtsrat der Hagener Gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft (HGW). Das Gremium trifft sich zu einer Sondersitzung, um über die Kosten des Abschieds für Ex-Geschäftsführer Harald Kaerger zu diskutieren. 35.000 Euro hatte die Party im Osthaus-Museum das Unternehmen gekostet.

Viele Hagener hoffen, dass der Aufsichtsrat dazu beiträgt, die Affäre, die auch Staatsanwaltschaft, Finanzamt und den Bund der Steuerzahler beschäftigt, restlos aufzuklären.

Vertrauensgesellschaft

Die Mitglieder des Gremiums hielten sich am Vortag der Sitzung indes mit öffentlichen Äußerungen zurück. „Ich erwarte, dass wir uns von solchen ausschweifenden Feiern distanzieren“, sagte Aufsichtsratsmitglied Ulrich Alda. Das Gremium sei nicht dazu da, Rechnungen für Abschiedsfeiern im Vorfeld zu kontrollieren. „Wir leben auch in einer Vertrauensgesellschaft“, so Alda. Ein adäquater Abschied habe dem scheidenden Chef zugestanden. „Dass das so ausartet, damit konnte aber niemand rechnen.“

Hans-Georg Panzer will „zunächst einmal abwarten, wo die Diskussion hinläuft.“ Erst nach Sichtung der Unterlagen könne er sich ein Bild machen. „Dieser Skandal muss aber aufgearbeitet werden.“ Analog äußerte sich Gremiumsmitglied Christoph Gerbersmann. „Man muss sich jetzt erst einmal die Rechnungen angucken und das alles mit den Kollegen bewerten, bevor man sich öffentlich dazu äußert.“

"Es müssen Konsequenzen gezogen werden"

Die Beschäftigten der HGW wollen jedenfalls, dass ihr Unternehmen aus den Negativschlagzeilen kommt. „Wir standen in den letzten Jahren zweimal zum Verkauf und brauchen jeden Bündnispartner“, so Betriebsratschef Jörg Schledorn. Die Kollegen seien entsetzt : „Von so viel Geld hätte man eine große Wohnung renovieren können.“ Der Aufsichtsrat müsse aufklären, was passiert sei: „Und es müssen Konsequenzen gezogen werden, damit so etwas in Zukunft nicht mehr passieren kann.“

Auf der Fete am 27. Februar war Schledorn noch einer der Lobredner auf den scheidenden Chef. Allerdings hatte er seine Rede, anders als Oberbürgermeister Dehm und weitere Laudatoren, selbst verfasst. Kaerger hätte ihm im Vorfeld angeboten, die Rede von der Agentur „Die Schreibweisen“ verfassen zu lassen: „Das habe ich abgelehnt. Ich kann selbst schreiben, was ich zu sagen habe.“ Dass die Party aus dem üblichen Rahmen falle, darüber habe er sich während der Feier Gedanken gemacht: „Ich bin von anderen Gästen mehrmals darauf angesprochen worden, dass hier ja wohl eine Menge Holz aufgewendet worden sei.“

Kaerger-Vorgänger feierte bescheidener

Im Unterschied zur Abschiedsfeier von Kaerger-Vorgänger Jürgen Sonneborn. Als dieser 2004 aus dem Amt schied, wurde im vergleichsweise bescheidenen Rahmen gefeiert. Die Feier fand seinerzeit in der AWo-Stube Emst (heute Kulturhof Emst) statt. Das Buffet kam nicht vom Edel-Italiener Entoria, sondern schlicht von der AWo.