Hagen. .
Nun ist es offiziell heraus: Auf dem Hagener Wohnungsmarkt bahnt sich ein spektakulärer Coup an. Die Gemeinnützige Wohnstätten-Genossenschaft (GWG) aus Haspe will die in der Körnerstraße angesiedelte Hagener Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft (HGW) übernehmen.
„Wir wollen uns breiter aufstellen“, begründete GWG-Geschäftsführer Christoph Rehrmann das Ansinnen. „Der Zukauf der HGW passt perfekt zu unserer strategischen Planung.“
Während die GWG mit ihren 4800 Wohnungen bislang vor allem in Wehringhausen und Haspe ansässig ist, besitzt die unwesentlich größere HGW (ca. 5300 Wohnungen) Immobilien im gesamten Stadtgebiet. Mit der Übernahme des städtischen Konkurrenten würde sich die GWG demnach über weite Teile Hagens ausdehnen. „Und das wollen wir auch“, so Rehrmann. „Es ist natürlich von Vorteil, Wohnungen in ganz Hagen anbieten zu können.“ Zunächst müsse jedoch die finanzielle Lage der HGW geprüft werden: „Erst wenn wir in die Bücher schauen dürfen, erfahren wir, ob eine Übernahme überhaupt wirtschaftlich sinnvoll ist.“
Gemeinsames Kundenzentrum mit Mark-E
Der Zeitpunkt, jetzt über den Zusammenschluss zu reden, sei jedenfalls günstig, so Rehrmann. Zum einen gehe HGW-Geschäftsführer Harald Kaerger Anfang 2012 in den Ruhestand. Vor allem aber stehe nach dem Wegzug des heimischen Energieversorgers Enervie auf die Haßleyer Insel das große Mark-E-Bürogebäude in der Körnerstraße leer. Und diese Immobilie, so Rehrmanns Überlegung weiter, wäre nicht nur ein idealer Sitz für die vergrößerte GWG-Verwaltung, sondern könnte auch ein gemeinsames Kundenzentrum von Genossenschaft und Mark-E beherbergen: „Aus dem einfachen Grund, dass beide Unternehmen viele gemeinsame Kunden haben.“
Mit Oberbürgermeister Dehm, Vertretern des Enervie-Vorstandes sowie HGW-Geschäftsführer Kaerger habe es bereits Gespräche gegeben, so GWG-Prokurist Harald Szczygiol: „Wichtig ist für uns Transparenz. Hinter dem Rücken der Öffentlichkeit macht ein solches Geschäft keinen Sinn.“ Die Vorteile lägen doch auf der Hand: Die bisherigen HGW-Mieter würden Genossenschaftsmitglieder bei der GWG mit allen sich daraus ergebenden Rechten: „Sie kaufen sich quasi selbst.“ Die Grundstruktur des Wohnungsbestandes bleibe unangetastet, alle Mitarbeiter der HGW würden übernommen. Zudem sei die GWG willens, auch weiterhin kräftig in den Wohnungsbestand zu investieren: „Die neuen Mieter würden natürlich absolut gleichberechtigt behandelt.“
Vergrößerung unerlässlich
Sollte es mit der Übernahme nicht klappen, werde er das nicht als Niederlage ansehen, so Rehrmann, der gestern die Vertreterversammlung der GWG informierte: „Dann müssten wir anderswo, auch außerhalb Hagens, Bestände hinzukaufen.“ Eine Vergrößerung des Unternehmens sei angesichts des sich verändernden Wohnungsmarktes jedenfalls unerlässlich.
Die GWG-Manager sind sich im Klaren, dass ihr geplanter Deal nur mit dem Einverständnis der Politik realisiert werden kann. Die CDU signalisierte bereits vorsichtige Zustimmung: „Ich erwarte, dass beide Gesellschaften ohne jede Hektik verschiedene Möglichkeiten einer Zusammenarbeit prüfen“, forderte Fraktionschef Wolfgang Röspel. Und FDP-Fraktionsvorsitzender Claus Thielmann erklärte: „Bei uns gibt es nur eine Liebesheirat oder eine Vernunftehe auf Gegenseitigkeit.“
Auf das Wohlwollen der Gegenseite können Rehrmann und Szczygiol bei ihrem Vorhaben nicht bauen. „Die HGW sollte als selbstständiges, kommunales Unternehmen erhalten bleiben“, positionierte sich gestern deren Geschäftsführer Kaerger. Die Gesellschaft sei gesund und habe zuletzt 2 Millionen Euro Gewinn erwirtschaftet. Es gebe keinen Anlass, Anteile oder gar das gesamte Unternehmen zu verkaufen.