Ennepetal. . Eigentlich sollten in Ennepetal-Hasperbach die 100 Roma zum 30. September aus ihren Unterkünften verschwunden sein. Der aus Hagen stammende Vermieter wollte sie mit dubiosen Maßnahmen vor die Tür setzen. Doch bisher ist das befürchtete Räumkommando nicht angerollt. Allerdings sind die Verwaltungsspitze der Stadt Ennepetal, die Polizei und nicht zuletzt die Stadtwache in Alarmbereitschaft.

Kommt der große Knall noch oder bleibt es ruhig in Hasperbach? Nachdem der Hagener Vermieter der Roma sämtliche Familien, die dort in seinen Häusern wohnen, zum 30. September vor die Tür setzten wollte, ist das befürchtete Räumkommando bisher nicht angerollt. Doch die Verwaltungsspitze der Stadt Ennepetal, die Polizei und nicht zuletzt die Stadtwache sind in Alarmbereitschaft.

Allerdings häufen sich Dreistigkeiten und Versuche am Rande der Legalität, die mehr als 100 Menschen zum Auszug zu drängen. Nach Informationen unserer Redaktion bezahlte der Hagener Vermieter die Energieversorger nicht. Folge: Wasser und Strom wurden abgestellt. Zudem sind einige Türen im Haus zerstört.

Der Verwalter – oder Hausmeister, so genau weiß das niemand – soll sie eingetreten haben, weil die Bewohner ihm nicht geöffnet haben, als er die Kündigung zustellen wollte. Der jedoch sagt, die Mieter selbst hätten ihre Türen zerstört. Nun meldete sich eben jener Verwalter-Hausmeister bei der Stadt Ennepetal und wollte sämtliche Roma telefonisch abmelden. Als die Stadt ihm mitteilte, dies sei nicht möglich, konterte er: „Morgen sind die raus!“

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Am Mittwoch waren die Häuser zwar noch bewohnt, ob jedoch alle Mieter tatsächlich noch vor Ort waren, ist kaum zu klären. Fakt ist, dass die Kinder zweier Familien am Mittwoch nicht in der Schule erschienen. Andere Roma-Kinder erzählten, sie seien weg und sie selbst würden auch bald nach Essen ziehen. Bei diesen Aussagen ist jedoch Vorsicht geboten, weil die Kinder derartiges auch in der Vergangenheit bereits erzählten und es nicht zutraf.

Keine Schlägertrupps vor Ort

Das Gerücht, Schlägertrupps würden vor Ort Druck ausüben und würden für die Räumung sorgen, bestätigte sich bisher nicht. Gleichwohl war die Stadtwache permanent in Hasperbach. Die Verwaltungsspitze selbst machte sich ein Bild. Fazit: Alles ruhig, aber alle haben ein wachsames Auge auf Hasperbach.

Auf Bitten hat sich der Mieterverein Schwelm und Umgebung ausführlich mit dem Mietverhältnis im Hasperbach befasst. Unserer Redaktion liegt ein Mietvertrag vor. „Sowas habe ich überhaupt noch nicht gesehen“, sagte Rechtsanwalt Carsten Wendt. Zeitlich befristete Mietverträge, so wie sie den Roma vorgelegt und von ihnen unterzeichnet wurden, gebe es in Deutschland seit vielen Jahren nicht mehr. Bei einer Befristung müsse der Vermieter zwingend konkrete Gründe nennen, was hier nicht geschehen sei.

Drei Monate Kündigungsfrist

Weil der Befristung die Rechtsgrundlage fehle, könnten die Mieter von einem unbefristeten Mietverhältnis ausgehen – mit einer Kündigungsfrist von mindestens drei Monaten ab dem Zeitpunkt der Kündigung, die vom Vermieter schriftlich und mit Begründung erfolgen muss.