Ennepetal. . Mehr als 100 Roma waren im April von Duisburg nach Ennepetal gezogen. Längst hat sich die Aufregung gelegt. 52 Kinder wurden vom Schulamt des Ennepe-Ruhr-Kreises auf Tauglichkeit für eine Regelschule geprüft. Vier Kinder besuchen nun eine Hauptschule in Hagen, zwei die Hauptschule Friedenshöhe.

Beckenbauer und Figo sind weitergezogen. Die beiden vermeintlichen Fußball-Legenden sind Vater und Sohn, tragen einen rumänischen Nachnamen, haben einige Monate in Ennepetal gewohnt und für Verwirrung in der Stadtverwaltung gesorgt. „In Rumänien gibt es sehr lockere Vorschriften für Vornamen“, sagt Anke Velten-Franke aus dem Bürgermeister-Amt, die von der ersten Sekunde an in der Arbeitsgruppe zu den mehr als 100 Roma mitarbeitet. Im April waren sie von Duisburg nach Ennepetal gezogen und hatten für viel Aufregung gesorgt.

Die hat sich deutlich gelegt. 30 Erwachsene und 81 Kinder leben in den Mitarbeiterwohnungen des ehemaligen metallverarbeitenden Betriebs Carp und Hones. Zu ihrem Einzug sorgten sie überregional für Schlagzeilen, waren sie doch aus den bundesweit beäugten Problemhäusern in Duisburg gekommen.

Übergang in die Regelschulen

Das Streben nach Integration der neuen Mitbürger stand für die Ennepetaler von Beginn an über allem anderen. Das sollte – so der Wunsch – mit schnellen Entscheidungen, deutlichen Ansprachen, viel Präsenz und vielen Handreichungen gelingen. Etliche Ennepetaler Vereine, Institutionen und Privatpersonen baten ihre Hilfe an. Fazit, Stand jetzt: „Jeder bescheinigt uns eine gute Arbeit, wir haben die Sache im Griff. Die anfängliche Aufregung hat sich gelegt“, sagt Velten-Franke.

Auch interessant

Das wird deutlich mit Blick auf die Kinder. Vor den Ferien hat das Schulamt des Ennepe-Ruhr-Kreises zwei Auffangklassen gebildet, in denen 52 Kinder auf ihre Tauglichkeit für eine Regelschule geprüft und gezielt auf den normalen Unterricht vorbereitet wurden. Mit Erfolg: Vier Kinder besuchen nun die Hauptschule in Hagen-Haspe, zwei die Hauptschule Friedenshöhe.

Mehr und mehr am öffentlichen Leben teilnehmen

Knapp 40 Kinder lernen weiterhin in den beiden Auffangklassen für die Grundschule beziehungsweise die Sekundarstufe I. Acht weitere Kinder müssen noch die Schuluntersuchung meistern, dann sollen auch sie in diesen Klassen unterrichtet werden. „Die Rückmeldungen sind sehr positiv. Obwohl sie separiert unterrichtet werden, knüpfen sie auf den Schulhöfen Kontakte“, sagt Velten-Franke. Denn: Die Roma-Kinder werden in den Gebäuden der Realschule und der Hauptschule Friedenshöhe unterrichtet.

Dank einer großzügigen Spende der evangelischen Kirchengemeinde Milspe-Rüggeberg war es möglich, dass der Kinderschutzbund während der Ferien Betreuung in Hasperbach durchführte. CVJM, Tafelladen und andere Unterstützer sorgen dafür, dass die Roma aus ihrer Isolation herauskommen und mehr und mehr am öffentlichen Leben teilnehmen.

Hervorragende Arbeit durch ZOF-Sozialarbeiter

Das funktioniert allerdings weiterhin nicht ohne Hürden. „Es gibt immer mal wieder Beschwerden. Mal liegt Müll herum, mal erleichtert sich jemand in der Öffentlichkeit. Aber aus unserer Warte sind alle sehr bemüht, Dinge, die wir ansprechen, abzustellen“, sagt Stadtsprecher Martin Küpper. Strafrechtlich Relevantes ist überhaupt nicht aktenkundig, Unmutsbekundungen über bettelnde Roma so gut wie nicht mehr existent.

Das liegt nach Einschätzung von Anke Velten-Franke und Martin Küpper auch an der hervorragenden Arbeit, die die Sozialarbeiter des Duisburger Vereins „ZOF“ leisten. Sie haben keine hundert Meter von den Roma-Häusern ein Büro in einem ehemaligen Restaurant bezogen, das die Stadt für sie angemietet hat. Die Muttersprachler helfen ihren Landsleuten bei Formalitäten Amtsgängen und Ähnlichem.

Bürgerwache für Roma in Duisburg

Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in  Rheinhausen.
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in Rheinhausen. © Gerd Wallhorn / WAZ FotoPool
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in  Rheinhausen.
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in Rheinhausen. © Gerd Wallhorn / WAZ FotoPool
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in  Rheinhausen.
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in Rheinhausen. © Gerd Wallhorn / WAZ FotoPool
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in  Rheinhausen.
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in Rheinhausen. © Gerd Wallhorn / WAZ FotoPool
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in  Rheinhausen.
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in Rheinhausen. © Gerd Wallhorn / WAZ FotoPool
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in  Rheinhausen.
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in Rheinhausen. © Gerd Wallhorn / WAZ FotoPool
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in  Rheinhausen.
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in Rheinhausen. © Gerd Wallhorn / WAZ FotoPool
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in  Rheinhausen.
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in Rheinhausen. © Gerd Wallhorn / WAZ FotoPool
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in  Rheinhausen.
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in Rheinhausen. © Gerd Wallhorn / WAZ FotoPool
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in  Rheinhausen.
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in Rheinhausen. © Gerd Wallhorn / WAZ FotoPool
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in  Rheinhausen.
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in Rheinhausen. © Gerd Wallhorn / WAZ FotoPool
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in  Rheinhausen.
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in Rheinhausen. © Gerd Wallhorn / WAZ FotoPool
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in  Rheinhausen.
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in Rheinhausen. © Gerd Wallhorn / WAZ FotoPool
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in  Rheinhausen.
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in Rheinhausen. © Gerd Wallhorn / WAZ FotoPool
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in  Rheinhausen.
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in Rheinhausen. © Gerd Wallhorn / WAZ FotoPool
1/15

Bisher geringe Fluktuation in Ennepetal

Doch auch sie sagen: Die Roma sind kein sesshaftes Volk. Die Befürchtung, viel Geld und Kraft zu investieren, und dann ziehen sie in die nächste Stadt oder das nächste Land, besteht in Ennepetal weiter. Auch weil das Jugendamt in Kürze eine Sozialarbeiterin für die Arbeit mit den Frauen und Kleinkindern abstellen wird.

Allerdings: Bisher zeichnet sich ein anderes Bild ab. Denn Beckenbauer und Figo gehören zu den ganz wenigen, die Ennepetal schon wieder verlassen haben.