Ennepetal. . Etwa 100 Roma haben mittlerweile im Ennepetaler Stadtteil Hasperbach eine neue Bleibe gefunden. Probleme wie seinerzeit in Duisburg gibt es keine. Im Gegenteil: Die Stadtverantwortlichen sprechen von einem guten Dialog und großer Kooperationsbereitschaft. Sie setzen auf Integration der Neubürger.

Das Geschehen in Duisburg sorgte für Aufsehen: Kriminalität und Vermüllung rund um die Häuser, in denen mehr als 400 Roma wohnten, sorgten für Ärger. Rechtsextremisten nutzen diesen, um bei Demos ihre braunen Parolen zu propagieren, Gegendemonstranten und Hundertschaften der Polizei liefen ebenso auf. Die Häuser ließ der Eigentümer kürzlich zwangsräumen.

Viele Probleme in Duisburg-Rheinhausen

Zur Vorgeschichte: Die Rumänen und Bulgaren – und damit EU-Bürger – wohnten im Stadtteil Rheinhausen in Immobilien der Rotlichtgröße Branko Barisic. Die Großfamilien der Zuwanderer drängten sich mit bis zu 30 Menschen in Dreieinhalbzimmer-Wohnungen. Schnell fielen extreme Müllmengen vor den Häusern an. Immer wieder gerieten die Roma in Konflikt mit der Polizei: Trickdiebstahl, Taschendiebstahl, aggressives Betteln, Einbrüche. Duisburger Sozialvereine schalteten sich ein, das Thema schaukelte sich sukzessive hoch.

Hilfsbereite Duisburger und Rechtspopulisten gerieten aneinander, die Stadt Duisburg hatte kein Packende, dem Problem, das sich stets vergrößerte, entgegenzutreten. Schließlich stellten sie Branko Barisic die Entsorgungskosten für den Müll über mehrere Zehntausend Euro in Rechnung. Der hat Ende vergangenen Jahres reagiert und ließ nach und nach die Hochhäuser räumen.

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Medial begleitet, zogen viele der Roma nach Gelsenkirchen und Düsseldorf. Abseits der öffentlichen Wahrnehmung hat es mittlerweile auch etwa 100 nach Ennepetal verschlagen. Weitere werden wohl folgen. Sie sind in die ehemaligen Mitarbeiterwohnungen der Firma Carp & Hones (heute Schmolz und Bickenbach) gezogen, die einem Hagener Immobilienmakler gehören. Alle haben korrekte Mietverträge, auch wenn diese teilweise nur für wenige Monate gültig sind. Als sich die Rumänen bei der Stadt anmeldeten, wurde die Verwaltung aufmerksam.

Arbeitsgruppe im Rathaus Ennepetal

Sie recherchierte, was in Duisburg vorgefallen war, und erschrak. „Wie sollen wir Probleme in Ennepetal lösen, die die Großstadt Duisburg über Jahre nicht in den Griff bekommen hat?“, lautete die bange Frage. Die Ennepetaler setzten sich mit der Kreispolizeibehörde auseinander, die für den Bereich sensibilisiert ist. Ebenso haben Gespräche mit den Verwaltungsspitzen der anderen acht Kommunen des EN-Kreises stattgefunden, in die auch Landrat Dr. Arnim Brux involviert war. Nicht zuletzt die Schulverwaltung des Kreises und der Ennepetaler Kinderschutzbund befassen sich mittlerweile auch mit dem komplexen Thema. Schließlich gründeten die Ennepetaler eine Arbeitsgruppe im Rathaus, die auf Dialog und Integration setzt.

Bürgerwache für Roma in Duisburg

Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in  Rheinhausen.
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in Rheinhausen. © Gerd Wallhorn / WAZ FotoPool
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in  Rheinhausen.
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in Rheinhausen. © Gerd Wallhorn / WAZ FotoPool
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in  Rheinhausen.
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in Rheinhausen. © Gerd Wallhorn / WAZ FotoPool
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in  Rheinhausen.
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in Rheinhausen. © Gerd Wallhorn / WAZ FotoPool
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in  Rheinhausen.
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in Rheinhausen. © Gerd Wallhorn / WAZ FotoPool
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in  Rheinhausen.
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in Rheinhausen. © Gerd Wallhorn / WAZ FotoPool
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in  Rheinhausen.
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in Rheinhausen. © Gerd Wallhorn / WAZ FotoPool
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in  Rheinhausen.
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in Rheinhausen. © Gerd Wallhorn / WAZ FotoPool
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in  Rheinhausen.
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Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in  Rheinhausen.
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Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in  Rheinhausen.
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Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in  Rheinhausen.
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in Rheinhausen. © Gerd Wallhorn / WAZ FotoPool
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in  Rheinhausen.
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in Rheinhausen. © Gerd Wallhorn / WAZ FotoPool
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in  Rheinhausen.
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in Rheinhausen. © Gerd Wallhorn / WAZ FotoPool
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Das Konzept der Integration scheint in Ennepetal aufzugehen 

Das Konzept scheint aufzugehen. „Wir hatten konstruktive Gespräche mit dem Vermieter und über Dolmetscher auch mit den Bewohnern“, sagt Hans-Günther Adrian vom Bürgermeisteramt. „Viele sprechen nur sehr gebrochen oder gar kein deutsch“, ergänzt Pressesprecher Martin Küpper. Die Stadt zeigt Präsenz an der Hagener Straße. Hier parken Autos mit französischen, bulgarischen, rumänischen und Duisburger Kennzeichen.

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Und: Plötzlich lag ein Haufen Sperrmüll vor den Häusern. „Das war allerdings von den Entrümpelungen der Wohnungen und soll bereits entsorgt sein“, sagt Küpper, der betont, dass nach seiner Einschätzung den Roma viel daran gelegen ist, sich in Ennepetal zu integrieren. „Sie wollen ihre Kinder beschulen und in den Kindergarten schicken. Ein Kind soll in Duisburg sogar zum Gymnasium gegangen sein.“ Allerdings: Die meisten neuen Bewohner in Hasperbach sprechen überhaupt kein Deutsch, sind überwiegend Analphabeten – Herausforderungen für die Stadt, die zurzeit fieberhaft nach einer Lösung sucht, die für Ennepetal auch bezahlbar ist.

Roma sind Ennepetaler Bürger

Generell geht niemand davon aus, dass die Rumänen in Ennepetal für Ärger sorgen – aus zweierlei Gründen: Erstens, weil die Zusammenarbeit bisher deutlich besser laufe als befürchtet. Zweitens, weil davon auszugehen sei, dass mögliche kriminelle Machenschaften aus den Reihen der Roma nicht direkt vor der eigenen Haustür stattfinden. „So lange nichts vorfällt, sind diese Menschen ganz normale Ennepetaler Bürger“, heißt es unisono aus dem Rathaus.