Ennepetal. . Große Verunsicherung herrscht unter den Roma-Familien in Hasperbach. Sie sollen bis zum 30. September ihre Wohnungen räumen. Das berichten die Betroffenen wie auch die Sozialarbeiter dort, die sich um die Zukunft der Menschen nun große Sorge machen.
Schon öfter sollen einzelnen Familien vom Vermieter Fristen gesetzt worden sein, die aber bis auf eine Ausnahme folgenlos blieben. Bei besagtem Fall sollen Mietzahlungen ausgeblieben sein.
Große Verunsicherung
Diesmal allerdings liegt der Fall anders. Diesmal soll allen dort Lebenden eine Frist ausgesprochen worden sein, was von den Roma ernst genommen wird und zu einer großen Verunsicherung führte. Der Verwalter des Eigentümers des Wohnhauses Hagener Straße 134, der den Roma gegenüber angab, auch im Namen der Miteigentümerin des Wohnhauses Hagener Straße 136 zu sprechen, habe ihnen mündlich mitgeteilt, dass ihre Mietverträge nicht verlängert würden und sie bis zum 30. September die Häuser zu verlassen hätten. Das erklärten die Betroffenen und Sozialarbeiter im Gespräch mit unserer Zeitung.
Nach Aussage der Sozialarbeiter, die sich um die rund 100 Roma in Hasperbach kümmern, hätten die Familien vom Vermieter in den letzten Monaten immer wieder neue Mietverträge mit einer Laufzeit von drei Monaten bekommen. Die Miete habe immer in bar bezahlt werden müssen. Es habe nicht die Möglichkeit einer Überweisung gegeben.
So ist es auch einem Mietvertrag zu entnehmen, der unserer Redaktion vorliegt. Unter §4 Mietdauer heißt es: Das Mietverhältnis beginnt am 1. Juli 2014 und endet 30. September 2014. Das Dokument beinhaltet weder Angaben zu einer Bankverbindung des Vermieters noch seine Telefonnummer, sondern lediglich seinen Namen und die Adresse.
Ob die Roma tatsächlich alle am 30. September die Häuser zu verlassen haben, was die Gründe für die Frist sind und warum der Vermieter erst vor gut einem halben Jahr das Mietverhältnis mit den aus Duisburg kommenden Familien einging, um es nun nicht weiterzuführen, ist unklar. Er war für unsere Redaktion telefonisch nicht zu erreichen.
Die Sozialarbeiter vom Verein „Zukunftsorientierte Förderung“ (ZOF) indes sprechen von einer menschlichen Tragödie, sollte sich die Ankündigung bewahrheiten. Den Roma würde in Ennepetal dann genau das gleiche passieren, was dieser Bevölkerungsgruppe seit Jahrhunderten in allen Ländern und Orten widerfährt. Ihnen werde jede Chance genommen, sich irgendwo fest niederzulassen und in die Gesellschaft einzufinden.
Dies sei gerade in Ennepetal bedauerlich, erklärte ZOF-Projektleiter Eduard Pusic, da hier in enger Zusammenarbeit mit Stadt, Politik, Tafel, Kinderschutzbund und Anwohnern innerhalb kürzester Zeit erfolgreiche Strukturen geschaffen wurden, die den Roma eine Perspektive ermöglichten, nun aber hinfällig zu werden drohen. Beispiele dafür sei die Beschulung der knapp 80 Kinder und die Betreuung der Frauen und Kleinkinder. „Das, was in Ennepetal so schnell gelungen ist, hat in anderen Städten Jahre gedauert.“ Die Sozialarbeiter von ZOF betreuen Roma-Familien auch in Duisburg, Dinslaken, Essen, Oberhausen und Krefeld.
Die Roma würden sich in Ennepetal wohl fühlen und würden hier gerne bleiben, erklärte Pusic. Ein Umzug würde bedeuten, dass sie woanders wieder bei Null anfangen.
Dabei scheinen die Wohnumstände, unter denen die Roma in Hasperbach leben, alles andere als rosig zu sein. Die Rede ist nicht nur von unsicheren Mietverhältnissen und Mietkautionen, die in bar und ohne Quittung gezahlt wurden, sondern auch davon, dass die Öltanks in den Häusern leer sind und der Vermieter den Roma aufgetragen habe, dass sie ihr Heizöl selbst besorgen müssten.
Eduard Pusic bezeichnete das als typisch. Die Unkenntnis der Roma und dass sie nicht in der Lage sind bzw. sich nicht in der Lage sehen, sich zur Wehr zu setzen, werde schamlos ausgenutzt.