Brilon. Neuer Hausarzt für Brilon: Shikar Othman eröffnet eine moderne Praxis in der Stadt. Er richtet seinen Fokus auf bestimmte Patienten.

In Brilon eröffnet ein neuer Hausarzt seine Praxis - noch in diesem Sommer: Shikar Othman. Er mietet Räume am Maria Hilf an und will sich mit seinem Angebot vor allem und prioritär an ältere und chronisch kranke Menschen richten. „In Brilon gibt es aktuell viele ältere Menschen, die nicht richtig versorgt werden“, sagt er im Exklusiv-Gespräch mit der Westfalenpost. Das weiß er so genau, weil er schon Notdienste im Krankenhaus Maria Hilf gemacht hat. „Da kamen so viele Patienten in die Notaufnahme und wollten nur ein Rezept, weil sie keinen Hausarzt haben.“ Schnell hat sich in Shikar Othman der Wunsch geformt, zu helfen. Ab Sommer bietet er als Hausarzt in Vollzeit nun eine weitere Anlaufstelle.

Im Dreifaltigkeits-Hospital Lippstadt hat er zahlreiche Bereiche durchlaufen

Eigentlich kommt Shikar Othman aus Kurdistan. Dort hat er an der Hawler Medical University in Erbil studiert. „2015 bin ich nach Deutschlang gezogen, habe einen Sprachkurs gemacht und eine Stelle am St. Josefs-Krankenhaus Salzkotten angenommen. Dort habe ich drei Jahre lang als Internist gearbeitet“, erzählt der Mediziner. Im Dreifaltigkeits-Hospital Lippstadt hat er zahlreiche Bereiche durchlaufen: die Kardiologie, die Gastroenterologie, die Nephrologie sowie die Onkologie, alle sechs Monate habe er gewechselt um sein Wissen und seine medizinischen Fachkenntnisse auszubauen. Im Marienkrankenhaus Soest hat er seine Prüfung für die Innere Medizin abgeschlossen. Die eigene Praxis sei nun der nächste Schritt für ihn und seine Familie. „Brilon ist unterbesetzt und ich möchte den Menschen helfen und mein medizinisches Wissen weitergeben.“ Auf Brilon kam Shikar Othman also nur wegen des Mangels, den er selbst bei seinen Diensten in der Notaufnahme zu spüren bekommen hat. „Patienten mit Rezeptwunsch sollten nicht in die Notaufnahme müssen. Viele Kollegen haben berichtet, wie die Lage in Brilon ist. Und das war für mich ein Anreiz, mich dort niederzulassen.“

Seit letztem Jahr herrscht in Brilon also ein akuter Hausarztmangel

Shikar Othman eröffnet eine neue Praxis in Brilon, nahe beim Maria Hilf Krankenhaus. Er verrät exklusiv seine Pläne und an wen sich die Praxis richtet. 
Shikar Othman eröffnet eine neue Praxis in Brilon, nahe beim Maria Hilf Krankenhaus. Er verrät exklusiv seine Pläne und an wen sich die Praxis richtet.  © WP | Privat

Leicht ist die Gründung einer Praxis nie. Dahinter stecken viele komplizierte Prozesse, Abrechnungen, Personalbetreuung, Verwaltung und dann am Ende eben die Patientenbetreuung. Oftmals wirkt der Wust an Aufgaben abschreckend, hinzu kommt, das kaum noch ein Arzt aufs Land ziehen will. Seit letztem Jahr herrscht in Brilon also ein akuter Hausarztmangel. Nach dem plötzlichen Tod von Michael Reiß und einigen Ärzten, die ohnehin zu diesem Zeitpunkt in Rente gegangen sind, steht die Stadt mit einer dramatischen Unterversorgung da. Zwar tut die Stadt mit dem Programm „Komm aufs Land.Arzt“ einiges, um die Ärzte in die Region zu locken und auch das MVZ investiert und eröffnet bald in großem Stil ein Ärztehaus, allerdings ist die Situation noch immer nicht komplett entspannt. Shikar Othman hofft, sich nun für insbesondere ältere Menschen einsetzen zu können.

Der Hausarzt wird erst einmal bevorzugt chronisch kranke Menschen aufnehmen

Denn: Der Hausarzt wird erst einmal bevorzugt chronisch kranke Menschen aufnehmen. Dazu gehören KHK-Patienten, also Menschen mit Herzkrankheiten, die oft alle drei Monate zur Kontrolle müssen. Dazu gehören auch Diabetiker, die ebenfalls regelmäßige Kontrollbesuche beim Arzt absolvieren müssen. Diese Kontrolluntersuchungen und die Betreuung der beiden Patientengruppen will Shikar Othman primär in Angriff nehmen. „Wenn diese Patienten mit einem Schnupfen kommen, dann werden sie selbstverständlich auch behandelt, wie jede andere Erkrankung auch mit der die Patienten in die Praxis kommen.“ Dazu wird voraussichtlich eine Akutsprechstunde angeboten, die allerdings mit Terminen gefüllt wird. Wer also krank ist, kann anrufen und bekommt einen schnellen Termin.

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Eine moderne Praxis soll entstehen

Beim Maria Hilf Krankenhaus Brilon soll die neue Praxis entstehen.
Beim Maria Hilf Krankenhaus Brilon soll die neue Praxis entstehen. © WP | Jana Naima Schopper

Die Praxis zieht in ein Nebengebäude des Maria Hilf Krankenhaus. Dort sollen Othmans Räume neu möbliert und technisch auf Vordermann gebracht werden. Eine moderne Praxis soll entstehen, mit neuester Technik und schönen Räumen. So der Plan. Alles werde digitalisiert, eine umfangreiche Diagnostik soll möglich sein. „Die Nähe am Krankenhaus ist von Vorteil, denn wenn es nötig wird, kann der Patient schnell weitergeleitet werden“, so Othman.

Lange Schlangen wie damals vor der Praxis von Dr. Wilhelm Redenbach sollen vermieden werden

Los geht es im Juni mit einem telefonischen Soft-Start. Bedeutet: Die Praxis eröffnet erst einmal nur telefonisch, damit Patienten sich anmelden können. Lange Schlangen wie damals vor der Praxis von Dr. Wilhelm Redenbach sollen vermieden werden. Im Netz auf der Dummy-Seite www.zpa-brilon.de können dann alle erforderlichen Unterlagen heruntergeladen werden, wie zum Datenschutz oder zur Anamnese. Ab 1. Juli sollen die Räume, wenn alles klappt, fertig sein. Was Shikar Othman dann noch fehlt, sind zwei Medizinische Fachangestellte für sein Team. Dennoch, loslegen will er dann schnell - um Brilon helfen zu können.

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