Brilon. Paul Witteler und Marcel Howe aus Brilon kennen sich am Gebrauchtwagenmarkt aus. Eine Lage wie heute haben sie noch nie erlebt. Ausnahmezustand.
Lieferengpässe und Materialmangel infolge der Corona-Krise haben in der Autobranche einen Ausnahmezustand zur Folge. Gebrauchtwagen sind heiß begehrt, aber auf dem Markt herrscht gähnende Leere. Käufer müssen sich auf lange Wartezeiten und hohe Preise einstellen. Paul Witteler, Sprecher von Auto Brilon, und Marcel Howe, Automobilkaufmann bei BMW Wahl, sprechen über Trends auf dem Markt und was man beim Autokauf beachten sollte.
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„Wegen der geringen Produktionszahlen können wir nicht so ausliefern, wie wir gerne möchten“, verrät Paul Witteler. Gerade mal 20 Prozent der üblichen Stückzahlen bekommt seine Firma verkauft. Daher richtet sich Witteler nach dem Markt und kauft Gebrauchtwagen bereits aus ganz Deutschland ein. Die Trends gehen jedoch in Richtung mehr Reparaturen: „Wir haben beobachtet, dass die Leute die Nutzungsdauer ihres Autos ausweiten. Viele verlängern Leasing oder Finanzierung und übernehmen den Wagen am Ende, anstatt sich sofort einen Neuen zu holen“, so der Sprecher von Auto Brilon.
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Firma Witteler setzt vermehrt auf Elektromobilität. „E-Autos sind die Zukunft, das wird auch so bleiben. Ungefähr 40 bis 50 Prozent der Fahrzeuge im Verkauf sind bereits elektrisch“, erklären Paul Witteler und sein Mitarbeiter Christian Falken, Gebrauchtwagen-Verkaufsleiter. Wichtig sei vor allem, sich beim Autokauf gut beraten zu lassen, um einen Fehlkauf auszuschließen: „Beim Verkauf klären wir die wichtigsten Fragen, damit jeder Kunde das passende Fahrzeug auf seine Bedürfnisse zugeschnitten bekommt“, so die Experten.
Markt wie leer gefegt
Auch Autoverkäufer Marcel Howe beschreibt den Zustand als schwierig. Viele Leute, die planen sich ein neues Auto zuzulegen, wollen einen Gebrauchtwagen haben – weil die Lieferungen für Neuwagen zu lange dauern und die Preise zu hoch sind. Das ist jedoch nicht so einfach: „Normalerweise können wir auf eine Börse mit gebrauchten Fahrzeugen zurückgreifen, die ist jedoch wie leer gefegt. Seit November vergangenen Jahres ist dort nichts mehr vorhanden“, so der 44-Jährige. Dementsprechend verhalten sich auch die Preise: Da weniger Fahrzeuge zum Kauf zur Verfügung stehen, ist der Marktwert von dem, was noch übrig ist, gestiegen. Ein Gebrauchtwagen sei aktuell um die 5000 Euro teurer als noch vor ein paar Jahren.
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Wenn die Preise in die Höhe schießen, geht die Zahl der Käufe nach unten. „In den letzten Monaten haben wir in Brilon ungefähr 200 Neuwagen und 350 Gebrauchtwagen verkauft“, erklärt Marcel Howe. BMW Wahl orientiere sich daher vermehrt in Richtung Elektromobilität: Bei der Anschaffung seien E-Autos zwar teurer als Benziner oder Diesel-Fahrzeuge, würden ihren hohen Verkaufspreis aber durch die geringeren Gesamtkosten wieder ausgleichen. „Hybrid hingegen läuft bisher noch sehr gut, aber die Nachfrage wird bald auch weniger, wenn die Förderung Ende diesen Jahres ausläuft“, so der Automobilkaufmann. Seiner Meinung nach seien viele Autohäuser zu spät dran, wenn sie jetzt erst auf E-Fahrzeuge setzen: „Ab 2035 werden keine Fahrzeuge mehr neu zugelassen, die CO2 ausstoßen, daher sollte man sich frühzeitig nach Alternativen umschauen.“
Aufgrund der Corona-Krise wechseln viele Hersteller und Händler zum Agenturmodell. Dabei fungiert der Händler nicht mehr als Verkäufer des Fahrzeugs, wie es beim klassischen Geschäftsmodell der Fall wäre. „Der Händler ist nur noch Agent des Herstellers – gegen eine Provisionszahlung nimmt er eine Vermittlerrolle ein und ist als Berater die Schnittstelle zwischen Hersteller und Kunde“, verrät Marcel Howe.
Es kommt mehr auf die Beratung des Kunden an, was ein Vorteil für ihn sein könnte. Der 44-Jährige betreibt bereits seit fünf Jahren Instagram und seit einem Jahr einen TikTok-Account. Unter dem Namen „derbmwdealer“ veröffentlicht Marcel Howe regelmäßig kurze Erklärvideos, um Followern Wissen zu vermitteln und sie zu unterhalten. Mit Erfolg: Bei Instagram unterhält er über 3000 und bei TikTok über 8000 Menschen. Durch seine Social Media-Präsenz gelingt es ihm, Kunden nach Brilon zu locken: „Viele Käufer haben mich im Internet entdeckt und kommen daher zu mir, wenn sie ein neues Auto haben wollen“, so der Automobilkaufmann. Daher sei die persönliche Beziehung zum Kunden wichtig, um auch in schwierigen Zeiten Autos bestmöglich zu verkaufen.