Elleringhausen/Hochsauerland. 3000 Follower, 500 Fotos – weg. Hacker haben den Account der beliebten Hotel-Besitzerin Carina Kesting Rüther aus Elleringhausen gestohlen.
Plötzlich ist sie verschwunden. Ihr Profil nicht mehr auffindbar. Von einem auf den anderen Tag. Carina Kesting Rüthers Instagram-Profil wurde gehackt. Mehr als 500 Outfits, die sie täglich postete: weg. Mehr als 3000 Follower: weg. Unzählige liebe und private Nachrichten: verloren. Ein großer Verlust für die Geschäftsfrau aus Elleringhausen, die nicht nur ihre private Leidenschaft für Mode auf dem Account gezeigt, sondern auch ihr Hotel „Haus Keuthen“ beworben hat.
Tausende Menschen schauen täglich die Storys von Carina Kesting Rüther
„Ich habe täglich gepostet, morgens, mittags und abends“, sagt Carina Kesting Rüther. Angefangen hat das während der ersten Corona-Monate. Jeden Tag postet sie ihr Outfit, spricht in die Kamera, nimmt Nachbarn, Freunde und Fremde mit in ihrem Alltag, den sie in den sogenannten Storys filmt. Besonders die Mode, die sie zeigt, stößt auf Interesse. „Mir haben so viele Menschen geschrieben, woher ich das oder jenes habe. So viele, die konstant jeden Tag meine Story geschaut haben und kommentiert haben. Mit mir gefühlt haben, als es mal nicht so gut lief. Die lieben herzliche Worte... Ich finde es immer wieder verrückt, das eine fremde Person sich Zeit nimmt, mir so liebe Worte zu schreiben, dass mir die Tränen kullern beim lesen“, sagt sie. Immer mehr gefällt ihr die Arbeit auf der Social-Media-Plattform. Sie belegt Kurse und Fortbildungen um mehr über Instagram zu lernen. „Das hat mich direkt interessiert.“
Die Arbeit zahlt sich aus. Im Hotel „Haus Keuthen“, das sie liebevoll renoviert und mit einer Modeboutique ausgestattet hat, sprechen sie viele an, erkennen sie. Das Angebot des Kreativ Frühstücks ist mittlerweile bis zu sechs Wochen im Voraus ausgebucht – dank Instagram-Werbung. Unter den Freunden ihrer Tochter ist wird sie liebevoll die „Insta-Mama“ genannt. Ein Modegeschäft schreibt sie an, bietet Kooperationen an. Langsam beginnt Carina Kesting-Rüther, mit Instagram Geld zu verdienen. Ihr Mann unterstützt sie, fotografiert sie, ermutigt sie. Als die Familie in Reit im Winkl im Urlaub ist, stößt Carina Kesting Rüthers Reichweite durch die Decke. Über 1400 Leute schauen täglich ihre Storys. Eine Woche später ist ihr Account verschwunden.
„Ich war schockiert“ – Plötzlich kann Carina Kesting Rüther sich nicht mehr anmelden
„Ich bin morgens aufgestanden und das erste was ich dann mache, ist Instagram checken. Ich habe verschiedene Apps und programmiere die Beiträge vor, denn ich betreue neben meinem privaten auch rund vier geschäftliche Accounts.“ Sie nimmt ihr Handy zur Hand. Sieht, dass sie nicht angemeldet ist. Das allein ist seltsam, die App loggt sich automatisch ein. Sie tippt ihre Mail-Adresse ein, das Passwort. Es klappt nicht. „Ich war schockiert. Ich habe direkt die anderen, die geschäftlichen Accounts ausprobiert. Da war alles in Ordnung.“ Sie bittet ihren Mann, nach ihrem Profil zu suchen. Nichts. Einfach weg. Eine Freundin sagt ihr schließlich: „Ich glaube, du bist gehackt worden.“
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Carina Kesting Rüther schreibt Instagram an, versucht dort anzurufen. Bis heute keine Rückmeldung des Unternehmens, das zu Meta gehört. Alles, was sie mit Herzblut aufgebaut hat – es ist nicht mehr zurückzuholen. „Das ist ja auch wie ein Fotobuch, mit all den Erinnerungen. Mit den ganzen privaten Nachrichten ist es außerdem auch intim. Das ist mir alles genommen worden.“ Dass ihre Mailadresse gehackt wurde, betrifft nicht nur Instagram. Auch beim Zahlungsdienstleister Paypal muss sie tätig werden, andere Accounts sind ebenfalls betroffen. Sie muss ihr Handy zurücksetzen, alle Passwörter ändern, ihre Bank kontaktieren. „Ich habe überall die zweistufige Authentifizierung genutzt, trotzdem ist mir das passiert“, sagt sie.
Wer sie gehackt hat, weiß sie nicht. „Erst habe ich gedacht, dass mir jemand etwas Böses will. Ich meine, wenn einem das was ich poste nicht gefällt, kann er ja wegschauen. Dafür muss man das nicht kaputt machen. Mittlerweile glaube ich, dass es Zufall war“, sagt sie. Zur Anzeige hat sie den Vorfall nicht gebracht. „Die Anzeige eines Hackerangriffs auf einen privaten Account ist natürlich möglich – hier besteht zumindest der Anfangsverdacht des Straftatbestandes „Ausspähen von Daten“, §202a StGB“, erklärt Volker Stracke, Pressesprecher der Polizei auf WP-Anfrage. „Über die Erfolgsaussichten der Ermittlungen können pauschal keine Aussagen getroffen werden. Oftmals können Täter überführt werden, wenn ihre Daten im Netz nachverfolgbar sind.“ In nicht wenigen Fällen werden, laut Stracke, die Hackerangriffe aus dem Ausland geführt. Das erschwert die Ermittlungen bezüglich des Täters extrem. „Als Schutz vor solchen Angriffen ist es immer wichtig, sein Passwort sicher zu gestalten und keine personengebundenen Daten im Internet zu präsentieren“, rät Stracke. Tipps, die Carina Kesting Rüther beherzigt hat.
Erst will sie aufgeben, doch unter @ckr167 startet sie wieder neu
Erst denkt die Elleringhausenerin an aufgeben. Doch dann fehlt ihr die Arbeit mit Instagram zu sehr. Sie legt sich einen neuen Account an, @ckr.167 und macht dort weiter wie zuvor. Mit dem Angriff geht sie offen um, erklärt den neuen Followern wie es dazu kam. „Das Feedback war offen und herzlich. Viele haben gesagt, dass schaffen wir zusammen.“ 425 Follower hat sie jetzt wieder. Angst hat sie keine mehr. Sie macht weiter.