Brilon/Marsberg. Das Schulministerium gibt neue Coronaregeln vor. Schulleiter in Brilon und Marsberg sprechen über Coronatests und Sorgen mit Blick auf den Herbst
Das Schulministerium hat Bildungseinrichtungen über neue Corona-Regelungen informiert. Dabei geht es unter anderem um freiwillige Testungen zum Schulstart nach den Sommerferien am kommenden Mittwoch. Die Hinweise gehen aber noch weiter und geben den Schulen vor allem mehr Freiraum. Aber genau der wird zum Teil sehr kritisch gesehen. Schulleitungen aus Brilon und Marsberg erklären, was die neuen Handlungsempfehlungen bedeuten, wie sie umgesetzt werden und warum sie schon jetzt beginnen, sich auf den Herbst vorzubereiten.
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Während bei den freiwilligen Testungen vor allem auf das Prinzip Hoffnung gesetzt wird, werden die weiteren Testverfahren zum Teil problematischer gesehen. Lehrkräfte können zwar künftig bei Schülerinnen und Schülern mit Corona-Symptomen einen Test in der Schule nahelegen, aber nicht erzwingen. Allerdings ist die Schulleitung laut Schulministerin Dorothee Feller „bei Gefahr im Verzug“ befugt, Schüler vorläufig vom Unterricht auszuschließen. Aber wann ist es Corona, wann eine Grippe?
Lehrer sind keine Mediziner
Dass Lehrkräfte nun über die Notwendigkeit von Tests entscheiden sollen, hält Schulleiter Johannes Droste vom Gymnasium Petrinum für wenig überzeugend. Die unterrichtende Lehrkraft muss eine Veranlassung sehen, was laut Droste nicht sehr praxisnah ist. „Die Kollegen sind keine Mediziner“, merkt er an. Dieses Verfahren könne nicht ohne Ärger funktionieren.
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Das sieht auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft so. Eine solche Prognose sei zu viel verlangt, betonte die GEW-Landesvorsitzende Ayla Çelik gegenüber dem WDR. Schülern auf dieser Grundlage einen Test aufzuerlegen, sei für Lehrkräfte „eine Gratwanderung“, die ihnen nicht aufgebürdet werden dürfe. „Ein Nahelegen kann schnell als Druck oder Manipulation interpretiert werden.“
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Rita Vogt, kommissarische Schulleiterin an der Sekundarschule in Marsbergsieht das etwas entspannter. Bereits in der Vergangenheit hatten die Lehrkräfte den Schülerinnen und Schülern einen Test nahegelegt, wenn sie dachten, dass vielleicht ein Krankheitsfall vorliegen könnte. „Wir müssen nur schauen inwiefern die Erziehungsberechtigten das jetzt mittragen“, merkt Vogt an.
Maskenpflicht
Eine Maskenpflicht wird es genau wie vor den Ferien in den Schulen nicht geben. Droste erklärt, dass die Zahl der Schüler, die in seinen Unterrichtsstunden noch Mund-Nasen-Bedeckungen genutzt hatten, abnahmen. Kollegen hatten ähnliche Umstände geschildert. Situationsbedingt kann sich der Schulleiter vorstellen, dass fünf bis zehn Minuten Pause gemacht werden an der frischen Luft. Wenn ein Kurs geschlossen Masken trägt, sei das weniger nötig. Durch das bisher gute Wetter ist auch das Lüften der Klassenräume während des Unterrichts kein Problem. „Aber hier wäre eine klare Ansage besser gewesen, dass die Schülerinnen und SchülerMaske tragen sollen oder eben nicht. Ich hoffe sehr, dass die meisten weiter eine tragen“, sagt Droste.
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An der Sekundarschule seien viele Kinder und Jugendliche in der Hinsicht vernünftig, aber das Interesse eine Maske im Unterricht zu tragen sei mit den schrittweise näher kommenden Sommerferien immer weiter zurückgegangen. Die Lehrkräfte hingegen behalten laut Rita Vogt hingegen die Mund-Nasen-Bedeckungen auf. Sie hofft, dass das auch weiterhin der Fall sein wird.
CO2-Ampeln in Klassenräumen
Luftfilter sollen laut Schulministerium weiterhin nur in Räumen eingesetzt werden, die schlecht zu belüften sind. Das Kommunalministerium werde das bekannte, aber wegen des komplizierten Antragswesens bei den zuständigen Stadtverwaltungen hochumstrittene Millionen-Förderprogramm fortsetzen. Künftig soll auch die Beschaffung von CO2-Ampeln vom Land unterstützt werden, die anzeigen, wann wieder gelüftet werden muss. Die gibt es am Petrinum bereits in unterschiedlicher Ausführung, seit die PCB-Belastung entdeckt wurde.
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CO2-Ampeln wird es in der Marsberger Sekundarschule nicht geben. Rita Vogt erklärt, dass diese lediglich in Grundschulen zum Einsatz kommen sollen, um dort auch ein optisches Signal für die Kinder bereitstellen zu können. Die Sekundarschule verfügt über Messgeräte, die hingegen ein akustisches Signal abgeben, wenn es notwendig ist, die Räumlichkeiten zu lüften. Eine Maßnahme, die laut der kommissarischen Schulleitung ausreichend ist.
Blick auf den Herbst
Laut Johannes Droste schaut die Schulleitung bereits auf den Herbst, wo die Situation nicht nur für die Schülerinnen und Schüler gefährlicher sein könnte, sondern auch für die Lehrer. Vier Vollausfälle unter dem Kollegium haben sich in den Sommerferien herauskristallisiert. „Das ist eine Riesenaufgabe, die auf uns zugekommen ist. In drei Fällen haben wir eine Lösung gefunden, aber jetzt ist alles auf Kante genäht. Wenn ein oder mehrere Coronafälle unter den Lehrern aufkommen, wird es schwer“, erklärt der Schulleiter.
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Je nach Krankheitsverlauf ist denkbar, aus der Quarantäne heraus zu arbeiten, aber das ist nicht selbstverständlich. „Das erfüllt uns mit Sorge. Schüler werden sich anstecken. Das wird so kommen.“ Schon jetzt wird geschaut, dass die erste Klausurphase möglichst früh gelegt wird, bevor die Infektionszahlen in neue Höhen schießen, damit nicht die hälfte einer Klasse lahmgelegt ist und die Prüfung verpasst.
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Auch Rita Vogt macht sich einen Kopf mit Blick auf den Herbst, der nicht mehr weit entfernt ist. Sie hofft, dass es nicht wieder zu vielen Ansteckungen mit Corona kommen wird und keine Langzeitfolgen zu erwarten sind.