Hochsauerlandkreis. Marie Köhler arbeitet als Busfahrerin und fährt Strecken im ganzen HSK. So geht die 22-Jährige mit negativen Erfahrungen mit Fahrgästen um.

Busfahrer sind meist männlich, schon älter und haben einen dicken Bauch. Frauen können kein Auto fahren und gelten hinterm Steuer als eine Bedrohung für die Menschheit. Mit diesen veralteten Klischees hat Marie Köhler tagtäglich in ihrem Job zu kämpfen: Die 22-Jährige hat vor kurzem ihre Ausbildung zur Berufskraftfahrerin im Personenverkehr absolviert und arbeitet im gesamten HSK seither als Busfahrerin. Um mit Vorurteilen zu brechen, ist sie auf Instagram und TikTok aktiv und versucht mit ihrer Reichweite, junge Menschen für den Beruf zu gewinnen.

WP-Newsletter per Mail: Was ist los in Brilon, Olsberg, Marsberg, Winterberg, Medebach und Hallenberg? Holen Sie sich den Newsletter für Ihren täglichen Nachrichtenüberblick

Ursprünglich kommt Marie Köhler aus Bochum und wollte nach ihrem Fachabitur eine Ausbildung beginnen. Tierpflegerin werden - das war ihr Kindheitstraum. Sie schrieb mehrere Bewerbungen, jedoch ohne Erfolg. Dann hieß es Umplanen: „Ich habe mich mit meiner Familie beraten und dann kam relativ schnell die Idee auf, eine Ausbildung zur Busfahrerin zu machen. Meiner Vater fährt auch Lkw und da lag der Bereich irgendwie nahe“, so die 22-Jährige. Einen Arbeitgeber fand sie bei „Westfalenbus“ in Meschede und zog zu Beginn der Ausbildung 2019 ins Sauerland.

Ob Gelenkbus, Dreiachser oder Anhänger - hinter dem Steuer fühlt sich die 22-jährige Berufskraftfahrerin am Wohlsten.
Ob Gelenkbus, Dreiachser oder Anhänger - hinter dem Steuer fühlt sich die 22-jährige Berufskraftfahrerin am Wohlsten. © Marie Köhler

Fahren macht ihr am meisten Spaß

Im ersten Lehrjahr saß die Auszubildende nur am Schreibtisch, erledigte Bürokram und befasste sich mit Dienstplänen. Sie merkte relativ schnell, dass sie sich im Büro jedoch unwohl fühlt. Erst als es im Folgejahr mit dem Busführerschein los ging, war ihr klar: „Der Beruf passt zu mir. Das Fahren macht mir einfach am meisten Spaß, da hatte ich nie Probleme“, erklärt die Busfahrerin. Schon zwei Tage, nachdem sie den Führerschein in der Tasche hatte, fuhr sie zum ersten Mal alleine. Die Pandemie war eher das, was die Ausbildung erschwerte. Auch wenn die Berufsschule in Soest die Azubis so gut wie möglich auffing, fiel wie auch in allen anderen Schulen Unterricht aus oder wurde online durchgeführt.

Lesen Sie auch:Polizei im HSK: So oft wird geschossen

In diesem Sommer hat Marie Köhler die Ausbildung absolviert und darf sich nun offiziell Berufskraftfahrerin im Personenverkehr nennen. Auch nach der Ausbildung wird sie im Sauerland bleiben: „Die Arbeit bei der Westfalenbus gefällt mir gut und hier ist nicht so viel Verkehr wie in einer Großstadt“, verrät die 22-Jährige. Da sie als Springerin arbeitet, kommt sie im HSK gut rum und fährt lange Strecken - ob Brilon, Olsberg, Winterberg bis hin zu Medebach.

Zur Person

Marie Köhler ist 22 Jahre alt und kommt aus Bochum.

Sie arbeitet als Berufskraftfahrerin im Personenverkehr.

Abwechslungsreicher Berufsalltag

Dass dieser Job der Richtige ist, daran besteht bei ihr kein Zweifel. „Mein Berufsalltag ist einfach super abwechslungsreich. Ich erlebe jeden Tag etwas anderes“, sagt die junge Frau. Bei der Streckenkunde lernt sie neue Bereiche kennen und ist beim Fahren ihr eigener Chef. Außerdem konnte sie sich nie eine Arbeit ohne Kontakt mit Menschen vorstellen.

Lesen Sie auch:Olsberg: Diese Überraschungen gab´s in den Schultüten

Unterschätzt wird Marie Köhler oft. Da es viele Vorurteile gibt, Bus fahren sei ein typischer Männerberuf, bekommt die 22-Jährige häufig skeptische Blicke ab. Einmal habe eine Gruppe Betrunkener abends abschätzige Kommentare abgegeben, ob sie denn überhaupt qualifiziert sei, den Bus zu fahren - nur weil sie 1,50 Meter groß ist. „Über solche Sprüche kann ich nur lachen. Ich weiß schließlich, was ich kann und das kann ich auch zeigen“, erklärt sie. „In solchen Momenten kontere ich und versuche extra freundlich zu sein. Schließlich würden die Fahrgäste ohne mich gar nicht erst von A nach B kommen.“

In ihren Pausen nimmt die junge Frau Bilder und Videos für Instagram und TikTok auf. Dort hat sie viele Follower.
In ihren Pausen nimmt die junge Frau Bilder und Videos für Instagram und TikTok auf. Dort hat sie viele Follower. © Marie Köhler

Auf Social Media gegen Schubladendenken

Um das Schubladendenken zu überwinden, hat die Berufskraftfahrerin 2020 einen TikTok- und ein Jahr später einen Instagram-Account erstellt. Unter dem Namen „bus.prinzessin“ gibt sie Einblicke in ihren Arbeitsalltag und möchte junge Leute für den Beruf anlocken. „Besonders Frauen fehlen in dem Metier; in meiner Berufsschulklasse waren gerade mal vier“, sagt die Busfahrerin. „Ich finde, jeder sollte das machen, worauf er Lust hat - ganz egal, was andere dazu sagen.“ Ihre Vorgehensweise hat Erfolg: Der Arbeitgeber hat die Aktivität auf Social Media abgesegnet. Auf Instagram hat sie bereits 1.600 Follower und auf TikTok erreicht sie sogar über 27.000 Menschen.

Lesen Sie auch: Prozessbeginn: War es versuchter Mord bei Brilon-Wald?

Für die Zukunft plant Marie Köhler ihren Meister zu machen, um auch selber ausbilden zu können. Wohin es sie danach verschlägt, steht noch in den Sternen. Eins ist jedoch klar: Unterkriegen lassen wird die junge Frau sich nicht.