Alme. Seltene Fledermausart in NRW: 900 „Große Mausohren“ hausen im Dachstuhl der Almer Kirche. Experte verrät: Darum sind sie typische Kirchgänger.

900 Gäste auf einmal - so viele menschliche Besucher hatte die St.- Ludgerus-Kirche in Almevermutlich seit Jahren nicht mehr. Tierische Besucher jedoch schon: Ein ganzer Fledermausschwarm hat auf dem Dachboden sein Sommerquartier aufgeschlagen. Dabei handelt es sich um ganz besondere Flattermänner. Das „Große Mausohr“ ist die größte Fledermausart in Deutschland. Dieter Hülshoff, Fledermausexperte aus Bleiwäsche, kümmert sich um die Säugetiere und verrät, wieso sie sich ausgerechnet diesen Ort als Versteck ausgesucht haben.

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Lange Zeit wurden die Großen Mausohrenin der Almer Kirche nicht entdeckt, sie leben jedoch ungefähr seit 2015 auf dem Dachboden. Das Hereinfliegen war für sie kein Problem: Am Glockenstuhl gibt es Öffnungen, aus denen der Schall austritt - durch diese haben sich die Säugetiere Zutritt verschafft. „Große Mausohren sind typische Dachbodenbewohner, die es gerne warm und ungestört mögen. Sie wollen sich in ihrem Quartier vor natürlichen Feinden schützen, deshalb dürfen Eulen, Marder und Waschbären nicht hineingelangen“, erklärt Dieter Hülshoff. Entscheidend sei bei der Wahl des Unterschlupfs, ob es als „Wochenstubenquartier“ zur Aufzucht der Jungtiere dient.

Die Fledermäuse haben sich in Alme vermehrt: Im Juli waren es bereits 900 Stück.
Die Fledermäuse haben sich in Alme vermehrt: Im Juli waren es bereits 900 Stück. © Dieter HülshofF

Großes Mausohr unter Natur- und Artenschutz

Das Große Mausohr gilt laut der „Roten Liste NRW“ als stark gefährdet und steht unter Natur- und Artenschutz. Dafür verantwortlich sind die durch Trockenheit und Borkenkäfer sterbenden Wälder. Umso erfreulicher ist es für Dieter Hülshoff, dass die Säugetiere sich in Alme schnell vermehren. „Im Juli 2021 waren es 320 Tiere, ein Jahr später sind es schon 900 Stück“, so der 68-Jährige.

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Die Säugetiere zu schützen, liegt dem Rentner besonders am Herzen: Das Interesse an den Tieren hat sein Opa in ihm geweckt, sodass er sich seit mittlerweile 40 Jahren ehrenamtlich für sie einsetzt. „Fledermäuse haben ein ausgeprägtes Sozialverhalten. Sie erkennen direkt, wer ihnen freundlich gesonnen ist und gewöhnen sich schnell an Menschen“, verrät er. Außerdem seien sie wie eine Familie, die sich um einander kümmert - deshalb fände er sie so faszinierend.

Der Dachboden der Almer Kirche wurde von Kot und Schimmel bereinigt; Schutzbleche und Netze wurden angebracht.
Der Dachboden der Almer Kirche wurde von Kot und Schimmel bereinigt; Schutzbleche und Netze wurden angebracht. © Dieter Hülshoff

Renovierungskosten übernimmt zum Großteil Naturschutzbehörde

Um ihnen auch weiterhin in Alme Unterschlupf bieten zu können, wurde der Kirchen-Dachstuhl in diesem Jahr renoviert. „Eine Fachfirma hat den Dachboden von über 2.000 Liter Kot bereinigt und es wurden Netze und Schutzbleche angebracht“, so der Experte. Auch Schimmel wurde von Spezialisten entfernt. Die Kosten dafür übernimmt zu 80 Prozent die Naturschutzbehörde der Bezirksregierung Arnsberg - die restlichen 20 Prozent zahlt die Kirchengemeinde aus eigener Tasche.

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Einmal pro Woche fährt Dieter Hülshoff nach Alme und schaut nach den Tieren. „Ich überprüfe, ob es negative Einflüsse gibt, die die Aufzucht der Jungtiere beeinflussen. Außerdem muss die Temperatur stimmen - wenn es zu heiß ist, dehydrieren die Mausohren und könnten sterben“, sagt der 68-Jährige. Lange muss er jedoch nicht mehr hin: Zwischen September und Oktober ziehen die Fledermäuse in ihr Winterquartier unter der Erde. Bis die Fledermäuse im Frühjahr wieder zurück in ihr Sommerquartier ziehen, wird der Experte ausschließlich in Höhlen, Stollen und Bergwerken unterwegs sein und sich dort um das Wohlergehen der Fledertiere kümmern. Dann ist die Kirche wieder auf menschliche Besucher angewiesen.