Hochsauerlandkreis. „Corona-Tiere“ werden jetzt wieder abgegeben. Das Tierheim Brilon ist voll, Abgabetiere landen auf der Warteliste. So angespannt ist die Lage.

Im ganzen Land stoßen die Tierheime aktuell an ihre Grenzen. Die Heime sind voll, es werden so viele Tiere abgegeben wie nie, die Gründe dafür sind vielfältig. Auch im Tierheim Brilon ist die Lage angespannt, sagt Heimleitung Carolin Meerpohl. „Momentan sind wir quasi voll. Wir arbeiten schon mit sogenannten Wartelisten. Das bedeutet, sobald ein Tier vermittelt ist, rückt das nächste nach.“

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Viele Anfragen müssen auch abgelehnt werden, wenn die Abgabe des Tieres „möglichst schnell“ erfolgen muss. In manchen Fällen muss sich das Tierheim-Team dann einiges anhören, erzählt Carolin Meerpohl: „Oft ist es ja so, dass die Leute anrufen und das Tier muss sofort weg. Da kommt es tatsächlich auch schon einmal vor, dass wir beschimpft werden.“

Eine Flut an Anfragen

Dabei ist das Tierheim in Brilon ein privates Heim und hauptsächlich für Fundtiere zuständig. Abgabetiere müssen nicht angenommen werden – auch wenn das in den meisten Fällen trotzdem gemacht wird. „Ist die Aufnahmekapazität aber erreicht, können wir keine weiteren Tiere aufnehmen“, erklärt die Heimleiterin.

Derzeit bekomme das Briloner Tierheim eine „richtige Flut“ an Anrufen. Täglich wollen Menschen ihre Tiere abgeben. Die Zahl der Anfragen sei im Vergleich zu den Vorjahren um das Drei- oder Vierfache angestiegen, so Meerpohl. Auffallend sei das Alter der Tiere, sagt sie. „Die meisten sind nicht älter als ein Jahr und die Menschen sind dann überdrüssig geworden. Oft ist es, dass man auf einmal keine Zeit mehr hatte oder das Tier plötzlich eine Allergie entwickelt hat. Die Aussagen sind da vielfältig.“

Haustier-Boom in der Corona-Zeit

Diese Abgabewelle ist die befürchtete Auswirkung des Corona-Haustier-Booms zu Beginn der Pandemie, als sich viele Menschen ein Haustier anschaffen wollten und es einen Ansturm auf Tierheime, Züchter und Zoohandlungen gab. Nun, knapp zwei Jahre später, bereuen viele den Kauf und wollen ihr Tier wieder abgeben. Aktuell sei dieser Trend im Tierheim Brilon noch deutlicher zu spüren, so Carolin Meerpohl. Gerade in der Urlaubszeit würden viele Tiere abgegeben werden, da die Menschen nach zwei Jahren Corona-Pause wieder reisen können.

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Wer ein Tier aus dem Tierheim aufnehmen will, der muss eine Selbstauskunft ausfüllen. Dort müssen auch die Arbeitszeiten eingetragen werden. „Wir fragen dann natürlich nach, wenn Homeoffice eingetragen ist, wie dauerhaft das ist und was mit dem Tier geschieht, wenn man wieder vor Ort arbeiten muss. Wir sind da schon etwas strenger geworden“, sagt die Heimleiterin. „Die Interessenten haben sich in der Regel schon bewusst für ein Tier aus dem Tierschutz entschieden.“

Geringe Rücklaufquote

Das Tierheim-Team verlässt sich bei der Vermittlung der Tiere zudem auf sein Gefühl und die jahrelange Erfahrung. Auch deshalb liegt die Rücklauf-Quote in Brilon bei unter einem Prozent. Am Ende schaue man den Menschen aber trotzdem immer nur vor den Kopf, so Meerpohl.

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Neben der Welle an Abgabetieren hat das Tierheim auch mit den steigenden Kosten im Zuge der Inflation und des Ukraine-Krieges zu kämpfen, berichtet Heimleitung Meerpohl: „Wir mussten Öl tanken und haben das Dreifache pro Liter bezahlen müssen. Daher konnten wir nicht einmal volltanken, es hätte unseren finanziellen Rahmen gesprengt.“ Die steigenden Futterkosten belasten das Tierheim bislang glücklicherweise bislang noch wenig, freut sich Carolin Meerpohl: „Zum Glück gibt es noch viele Menschen, die uns mit Futter für die Tiere unterstützen.“