Brilon. Ein Corona-Streit in der Ratsschänke Brilon eskaliert. Es werden Knochen gebrochen. Zwei Männer werden nun angeklagt. Details des Staatsanwalts:
Der Fall hat hohe Wellen geschlagen: Nach einem brutalen Angriff auf den Inhaber der Briloner Ratsschänke und sein Theken-Personal hat die Staatsanwaltschaft nun zwei Männer ausfindig gemacht, die maßgeblich an dem Vorfall beteiligt gewesen sein sollen – und Anklage erhoben. Im Februar war es in der Kneipe neben dem Rathaus zu einer heftigen Auseinandersetzung gekommen. Grund waren die damals geltenden Corona-Regeln, die von einer Gruppe von Männern nicht beachtet worden waren. Ein Video hatte damals das Ausmaß der Brutalität gezeigt, mit der die Männer sich gegen die Durchsetzung der Corona-Maßnahmen stellten.
Männer beleidigen das Team in Briloner Ratsschänke mit Begriffen wie „Nazis“
Es ist das Wochenende des 12. Februar diesen Jahres, 2 Uhr am Sonntagmorgen. Vier Leute stehen hinter der Theke der Ratsschänke. Von jetzt auf gleich füllt sich der kleine Kneipenraum, immer mehr Menschen drängen herein. Für Betreiber Jan Mittmann und sein Team eine Herausforderung, denn damals gilt die 2G plus-Regel – also Geimpft oder Genesen mit Test und Maske. „Wir sind wirklich sehr gründlich mit den Kontrollen, von Anfang an. Wer nicht ordentlich geimpft ist, den schicken wir weg“, betonte der Inhaber schon damals im Gespräch mit der WP. An einem Tisch in der Ecke sitzt eine Gruppe von Männern, einer von ihnen kann den nötigen Nachweis über 2G plus nicht erbringen. Jan Mittmann schildert damals der WP die Szenen, die auch eindeutig auf dem Video zu sehen sind. „Laut Corona-Schutzverordnung mussten wir ihn wegschicken. Wir haben ihn höflich darauf hingewiesen, zu gehen.“ Die Männer hätten aggressiv reagiert. Schimpfwörter wie „Nazi“ fallen. Währenddessen wird es in der Kneipe immer voller. Auf dem Video ist zu sehen, wie Jan Mittmann die Musik ausstellt, brüllt: „Maske auf, sonst ist hier gleich ganz schnell zu. Ich sag es nicht 50 Mal, nach zwei Jahren sollte man das wissen.“ Den Schankbetrieb stellen sie vorerst ein. Gleichzeitig diskutiert die Männertruppe rechts von der Theke noch immer. Einer brüllt: „Soll ich jetzt Maske tragen?“ „Das wäre ein Anfang“, entgegnet Jan Mittmann noch, nennt ihm die Gründe für sein Handeln und zählt die Regeln auf.
Faustschlag am Kopf des Betreibers Jan Mittmann, die Männer greifen an
Nur wenig später steht der ungeimpfte der Männer auf und verlässt die Kneipe, seine Freunde kommen um die Theke herum. So schildert es damals Jan Mittmann, so ist es auf dem Video zu sehen. Nach kurzer Diskussion landet ein Faustschlag am Kopf von Jan Mittmann, nur knapp an seinem Kollegen Max Becker vorbei. Dieser schubst den Angreifer zurück, daraufhin eskaliert die Situation. Der Angreifer schlägt und tritt auf die Ratsschänke-Mitarbeiter ein, eine Mitarbeiterin schreit. „Ich habe irgendwann gedacht, bevor es eskaliert, gehe ich mit ihm raus. Habe gesagt, er soll ruhig bleiben, wir können reden“, erzählt Jan Mittmann. Er schafft es, den Angreifer vor die Kneipe zu bringen. Der Freund des Angreifers bleibt an der Theke stehen, schlägt einem Gast in den Hals. Schlägt mit den Fäusten zu, ein Stuhl fliegt, ein Gast landet auf einem der Tische. Der Angreifer tritt zu. Ein weiterer Freund kommt dazu, teilt ebenfalls aus. Die Gäste drängen sich im Nebenraum zusammen, um der Prügelei zu entgehen. Jemand ruft die Polizei. Die Situation löst sich auf.
Mehrere Menschen müssen nach dem Abend ins Krankenhaus
Mehrere Menschen müssen noch am selben Abend ins Krankenhaus. Jan Mittmann erzählt, dass sein Kopf geröntgt wurde. Er hat Prellungen im Gesicht, die Nase ist beschädigt. In der Nacht sorgt der Schock für einen heftigen Neurodermitis-Schub. Sein Kollege hat eine Platzwunde am Oberbein, Prellungen am Jochbein. Seine Seite ist geprellt, der Kiefer muss von einem Spezialisten untersucht werden. Die Kollegin hat Prellungen an den Rippen. Sie ist nach dem Vorfall hyperventiliert und zusammengebrochen. Ein Notarzt hat sich um sie gekümmert. Drei weitere Gäste sind verletzt, einer von ihnen hat einen Bruch am Wadenbein durch den Angreifer davongetragen.
Staatsanwaltschaft in Arnsberg klagt wegen Körperverletzung an
Jetzt, rund ein halbes Jahr nach dem Angriff, hat die Staatsanwaltschaft Arnsberg Anklage gegen zwei Männer aus Brilon erhoben, einer 31 und einer 33 Jahre alt. Staatsanwalt Thomas Poggel: „Die Anklage wegen Körperverletzung und gefährlicher Körperverletzung unter Einsatz eines gefährlichen Werkzeuges erhoben.“ Thomas Poggel erklärt, dass ein gefährliches Werkzeug schon ein Schuh sein kann – wie in diesem Falle der Schuh des Beschuldigten, mit dem er einen Besucher der Ratsschänke getreten haben soll.
Das Amtsgericht Brilon bestätigt, dass die Anklage vorliegt. Über eine Eröffnung des Hauptverfahrens sei noch nicht entschieden worden.