Brilon/Hochsauerlandkreis. Die Wälder im Sauerland werden großflächig wegen des Borkenkäfers abgeholzt. Dennoch herrscht Holzknappheit am Markt. In Brilon wachsen Sorgen.

„Ist die Versorgung der heimischen Wirtschaft mit Holz sichergestellt?“ - diese Frage möchte die CDU Brilon mit dem Briloner Stadtforstbetrieb erörtern. Dazu hat sie in der vergangenen Woche eine Sondersitzung des Haupt- und Finanzausschusses beantragt, die bereits für diesen Donnerstag, 27. Mai. um 18.30 Uhr im Kolpinghause eingeschoben worden ist.

Erinnerungen an „Kyrill“ kommen auf. Angesichts der riesigen Sturmholzmengen hatte das Land NRW nach 2007 einen langfristigen Holzliefervertrag mit einem österreichischen Sägewerkskonzern geschlossen. Der sah nicht nur die Abnahme des Kalamitätsholzes vor, sondern auf mehrere Jahre hinaus auch den Frischholzerwerb - diese Mengen standen, wie sich herausstellte, ohne weiteres aber gar nicht zur Verfügung. Folge: Bei den heimischen Sägewerken wuchs die Sorge, nicht mehr genug Holz ortsnah aus der Region beziehen zu können.

Riesige Waldflächen im HSK verschwunden

Ein Blick genügt: In den vergangenen drei Jahren sind im Hochsauerland erneut riesige Waldflächen verschwunden. Der Briloner Stadtforst hat seit 2018 rund 550.000 Festmeter Fichte eingeschlagen - das ist das 16fache eines üblichen Jahreseinschlags. Die größten Mengen hat der Forst dabei sogenannten Selbstwerbern überlassen. Das sind Unternehmen, die den Einschlag auf eigene Rechnung vornehmen. Bei diesen Verkäufen entfällt einerseits der Arbeits- und damit der Kostenaufwand, andererseits liegen die Erlöse niedriger. Längst haben die Holzpreise wieder angezogen, mittlerweile gibt es in der Baubranche bei Schnittholz sogar Lieferengpässe.

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Preisexplosion kommt bei Waldbesitzern nicht an

Allerdings: Von den explodierenden Schnittholzpreisen kommt verhältnismäßig wenig bei den Rohholzlieferanten, also den Waldbesitzern, an. Dabei haben sie die gewaltigen Aufwendungen für die Wiederaufforstung vor der Brust - bei der Stadt Brilon sind das für ihre rund 1600 Hektar Kalamitätsfläche rund 15 Millionen Euro, wie der Stadtforst jüngst noch aufgestellt hat.

Die CDU Brilon möchte nun unter anderem wissen, inwieweit sich der Stadtforst bei der Vermarktung seines Borkenkäferholzes vertraglich an Großabnehmer gebunden hat. Mit der Fa. Egger hat ein derartiger Branchen-Riese seinen Sitz in Brilon. 2019, im frühen Stadium der Dürre- und Käferkrise, hatte Forst-Chef Dr. Gerrit Bub das Unternehmen als Glücksfall angesehen, das - damals hegte man noch die Hoffnung, auf diese Weise den Borkenkäfer in Schach halten zu können - große, bereits befallene Mengen umgehend aus dem Wald herauszog. Der Konzern plant derzeit in der Balgert neben seinem Sägewerk einen weiteren Holzlagerplatz.

In der Sondersitzung am Donnerstag soll der Stadtforst seine Vertragsgestaltung mit Preise und Laufzeiten offenlegen. Zudem möchte die CDU wissen, wer die Verhandlungen geführt und wer die Verträge letztlich unterzeichnet hat. Für die CDU sei wichtig, so Fraktionssprecher Eberhard Fisch, „dass für die heimische Wirtschaft einerseits genügend Holz zur Verfügung steht, andererseits aber auch das verfügbare Holz möglichst gewinnbringend vermarktet“ werde. „Dies“, so Fisch in dem Antrag weiter“, „muss durch ein optimales Vertragsmanagement sichergestellt werden.“ Der CDU stelle sich zum Beispiel die Frage, ob die Verträge angesichts der aktuellen Marktentwicklung eine Preisanpassung zulassen.

Im öffentlichen Teil der Sitzung geht es allgemein um den heimischen Holzmarkt, die vertraglichen Details stehen im nichtöffentlichen Teil auf der Tagesordnung.