Hochsauerlandkreis. Ein Drittel der geimpften im Hochsauerlandkreis braucht eine dritte Corona-Impfung. Hausärzte erklären, ob das im Alltag überhaupt machbar ist.

Im Hochsauerlandkreis warten zehntausende Booster-Impfungen zum Schutz vor dem Coronavirus darauf, von Hausärzten verabreicht zu werden. Nach Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) sollen bislang insbesondere über 70-Jährigen eine Auffrischung angeboten werden, außerdem chronisch Kranken, bestimmten Berufsgruppen sowie Menschen in Pflegeheimen. Gleichzeitig wird aber auch dazu geraten, sich um eine Grippeimpfung zu kümmern. In den Praxen wartet aber auch noch der Berufsalltag abseits von Corona. Diesmal helfen die Impfzentren nicht mehr, denn die sind mittlerweile geschlossen. Ist das überhaupt alles leistbar? Ärzte aus dem Hochsauerlandkreis berichten.

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„Der Andrang auf die Booster-Impfung hat deutlich zugenommen. Wir werden in den nächsten Wochen zusätzliche ‘Impfsprechstunden’ anbieten. Problematisch ist die fehlende Linie der Empfehlungen, während die STIKO die Impfung ab 70 empfiehlt, spricht Herr Spahn von über 60-Jährigen. Das führt leider wieder zu erneuten Diskussionen“, sagt Tim-Henning Förster von der Sauerlandpraxis. Den Wegfall der Impfzentren sieht er nicht als dramatisch an. Schon in den Vormonaten führte das Ärzteteam viele Impfungen durch und Förster ist sicher, dass auch diese Aufgabe gemeistert werden kann.

Viele Booster-Impfungen stehen im HSK an

Der Terminkalender ist voll, aber deswegen sagt der Mediziner, dass sich für die meisten Anliegen in überschaubarer Zeit Termine möglich machen lassen. „Es ist aber schon so, dass das gesamte Team großartige Arbeit leistet und zusammen einem Strang zieht, sonst wäre es nicht möglich“, so Förster.

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Im Hochsauerlandkreis sind mindestens 180.000 Menschen bereits vollständig geimpft worden. Hinzu kommen noch Impfungen, die in den Krankenhäusern sowie über Betriebs- und Privatärzte erfolgt sind. Die tatsächliche Anzahl wird also noch höher sein. Im HSK liegt die Impfquote bei mehr als 80 Prozent und ist damit überdurchschnittlich hoch. Hier leben zugleich aber auch überdurchschnittlich viele ältere Menschen. Mehr als jeder dritte Geimpfte gehört zu der Generation ab 70 Jahren - für sie wird insbesondere die dritte Booster-Impfung gegen Corona empfohlen. Damit müssen mehr als 60.000 weitere Spritzen gesetzt werden.

Das sagt die KVWL zu Drittimpfungen bei Hausärzten

„Die Arztpraxen können die Drittimpfungen gut terminieren und Stück für Stück abarbeiten. Die Booster-Impfungen sind für die niedergelassenen Ärzte gut machbar“, sagt Vanessa Pudlo, Pressesprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL). „Die dritte Impfung sollte frühestens sechs Monate nach der zweiten Impfung erfolgen; außer bei Johnson und Johnson, hier ist auch eine zweite Impfung nach vier Wochen möglich. Zugleich baut sich der Impfschutz nur langsam und schrittweise ab, es besteht hier also kein Grund zu großer Eile.“ In den Praxen der niedergelassenen Ärzte im Hochsauerlandkreis sind bisher schon mehr als 4600 Booster-Impfungen vorgenommen worden. Anders als in den ersten Monaten der Pandemie steht dabei ausreichend Impfstoff zur Verfügung.

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Auch in der Praxis von Siegried Paffe und seinem Kollegen Dr. Volker Impelmann in Hallenberg. Dort wird je nach Bedarf an ein oder zwei Tagen in der Woche geimpft. Im Schnitt setzt er an diesen Tagen 50 Spritzen. Zu Spitzenzeiten der Impfkampagne waren es auch mal 130. „Wir kriegen das gewuppt. Das ist unser tägliches Geschäft“, sagt Paffe. Lediglich der Bürokratische Aufwand dahinter würde eine Menge Zeit in Anspruch nehmen. Das sind Tätigkeiten, die nebenbei abgearbeitet werden müssen. Wartezeiten gibt es laut Paffe allerdings kaum.

Die Diskussionen beim Thema Impfen seien nur noch marginal, wer eine Booster-Impfung bekommt, weiß, was auf sie oder ihn zukommt. In der Praxis müssen nicht zwingend die Ärzte die Impfungen vornehmen. Das Personal ist soweit ausgebildet, dass sie problemlos an dieser Stelle unterstützen können. So kann auch der Alltag losgelöst von Corona ohne weiteres stattfinden und der Arzt bei Fragen jederzeit hinzugezogen werden. „Trotzdem bleibt es natürlich Arbeit, die gemacht werden muss. Hier machen alle einen guten Job. Nebenbei gibt es aber auch wieder die normalen Tage mit Erkältungssymptomen und vielen grippalen Infekten“, sagt der Allgemeinmediziner.

Grippeimpfungen werden auch im HSK stark nachgefragt

Nicht nur Impfungen zum Schutz vor Corona sind derzeit Bestandteil des Alltags, sondern auch Grippeschutzimpfungen, die seit wenigen Wochen empfohlen werden. Wieder Aufgaben, die irgendwie untergebracht werden müssen. „Die Anfrage zur Grippeimpfung ist sehr hoch, die meisten Sauerländer wollen offensichtlich gut geschützt in den Herbst gehen“ erklärt Förster. Er bleibt deswegen aber entspannt: „Wenn man schon viel zu tun hat, kommt es auf eine Aufgabe mehr oder weniger auch nicht mehr an. Die Grippeimpfung gehört zum Standard, die Patienten sind da bereits gut aufgeklärt und haben sehr wenige Fragen, so dass diese Impfung nicht sehr viel Zeit raubt.“