Brilon. Die Benzinpreise sind an Tankstellen so hoch wie nie. In Brilon ist Sprit noch einmal um bis zu 10 Cent teurer als im Umland. Warum ist das so?

Die Tankstellenpreise in Brilon machen viele Autofahrer und Unternehmen wütend. Zumal die Benzinpreis in der Umgebung bis zu zehn Cent günstiger sind. Auch wenn die Preisspanne – in Zeiten, in denen die Spritpreise insgesamt exorbitant steigen – zuletzt nicht so hoch war, liegen doch oft mindestens fünf Cent Unterschied zwischen Brilon und Städten in der Nachbarschaft. Wenn Christian Brummer auf die Spritpreise in Brilonschaut, wird ihm deshalb ganz anders. „Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Im vergangenen Dezember haben wir für den Diesel zwischen 95 und 99 Cent gezahlt. Jetzt liegen wir teilweise schon bei 1,64 Euro pro Liter“, sagt der Geschäftsführer von Taxi Reermann in Brilon.

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Benzinpreise: Unterschiede sind riesig

Dabei könne er nicht verstehen, wieso der Spritpreis in der Umgebung teilweise um zehn Cent günstiger sei als am Standort seines Unternehmens. „Fahren Sie nur mal zu den Tankstellen nach Rüthen und in Richtung Marsberg. Da sind die Unterschiede zu den Spritpreisen in Brilon riesig“, sagt Brummer. Selbst die freien Tankstellen, die zur Briloner Kaiser Mineralöl und Tankstellen GmbH gehören, seien hier teurer als beispielsweise in Marsberg-Bredelar.

Den Grund dafür kenne er aber nicht. Vielleicht liege es unter anderem an den Industriestandorten vor Ort, vermutet er. In jedem Fall bedrohen die aktuellen Preise sein Geschäft. Zumal er nicht einfach die gestiegenen Kosten an die eigene Kundschaft weitergeben könne. Denn Taxiunternehmen dürfen ihre Preise nicht frei bestimmen. Denn diese werden von den zuständigen Behörden auf Grundlage des Personenförderungsgesetzes festgelegt. Die aktuellen Tarife seien jetzt erst einmal bis 2022 bindend. Das könne die aktuellen Preissprünge aber auch nicht abfedern, sagt Brummer. Es bringe auch nichts, den Wagen außerhalb von Brilon zu tanken, schließlich müsste die Flotte immer vollgetankt an der Taxizentrale bereitstehen, erklärt er.

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Außerdem könne man noch nicht alle herkömmlichen Taxen auf einen Schlag gegen Hybrid-Wagen eintauschen. Obwohl sich das schon etwa lohne, sagt Brummer. So habe er ausgerechnet, dass seine dieselbetriebenen Taxen auf 100 Kilometer zwischen zehn und elf Euro kosten würden. Das Taxiunternehmen verfüge aber auch über einen Hybrid-Wagen. Der schlage um die sieben Euro auf 100 Kilometer zu Buche, sagt er.

Benzinpreise: Er kennt sich mit Spritpreisen aus

Wenn sich jemand mit Spritpreisen auskennt, dann ist das Josef Bunse. Er ist der Inhaber der traditionsreichen freien Tankstelle in Marsberg. Er hat eine Erklärung dafür, warum die Spritpreise in der Umgebung von Brilon deutlich sind als in Brilon selbst. „Wir haben in Marsberg und Umgebung einen starken Wettbewerb und viele kleine, freien Tankstellen“, sagt er. Die Kundschaft Bunses sei treu. Er habe viele Stammkunden. Die würden nicht zu den größeren Tankstellen der Mineralölkonzerne wechseln, nur weil die den Sprit um ein bis zwei Cent günstiger anbieten würden.

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Bunse beklagt dabei einen riesigen Druck, der auf die freien Anbieter ausgeübt werde. Die Preissprünge beim Benzin von teilweise zehn Cent am Tag sei nicht erklärbar. „Die Begründung der Konzerne, „das liege am Wettbewerb“, ist meiner Meinung nach totaler Quatsch. Die haben einfach eine unbegrenzte Macht und tanzen den Leuten auf den Köpfen rum“, sagt Bunse.

Anne-Sophie Barreau, Pressesprecherin vom ADAC, gibt sich etwas diplomatischer. In Brilon seien mindestens drei Tankstellen unterschiedlicher Betreiber vorhanden, das sprecht eigentlich nicht für hohe Preise. Wenn es allerdings in der Umgebung wenige Tankstellen gebe und die Nachfrage vor Ort hoch sei, könnte das ein etwas höheres Preisniveau erklären.

Preise setzen sich aus unterschiedlichen Komponenten zusammen

Denn: Spritpreise setzten sich aus unterschiedlichen Komponenten zusammen. Steuern machen den größten Anteil am Spritpreis aus. „Neben dem Staat wollen aber auch Mineralölkonzerne und Tankstellenbetreiber an Diesel und Benzin verdienen. Auch der Wettbewerb zwischen den Tankstellenbetreibern bewegt den Spritpreis“, sagt Barreu. Das heißt, der Spritpreis hänge auch vom Standort und der Konkurrenzsituation vor Ort ab.

Tanken ist in Brilon ein sehr teures Vergnügen
Tanken ist in Brilon ein sehr teures Vergnügen © dpa | Unbekannt

Es spiele zum Beispiel eine Rolle, ob die Tankstelle ein Alleinstellungsmerkmal hat, weitere Tankstellen im Umkreis liegen und ob die Tankstelle an einer Autobahn, im Gewerbegebiet, in der Stadt oder auf dem Land liegt. Barreau hat einen Tipp: „Gerade jetzt, wo der Spritpreis ein neues Rekordniveau erreicht hat, lohnt es sich mehr denn je die Preise an den Tankstellen in der Umgebung und nach Tageszeiten zu vergleichen“, sagt sie.

Deutliche Schwankungen beim Preis

Denn dieser schwanke zeitlich und örtlich, das heißt, der Preis variiert, je nachdem wann und wo man im Lauf des Tages tankt. Am günstigsten könne man generell abends zwischen 18 und 22 Uhr tanken. Regelmäßig am niedrigsten seien die durchschnittlichen Spritpreise zwischen 18 und 19 Uhr und zwischen 20 und 22 Uhr. Morgens sei der Sprit am teuersten. Ab circa 6 Uhr stiegen die Kraftstoffpreise deutlich an und erreichen kurz nach 7 Uhr ihren Höhepunkt. Eine Empfehlung sei deshalb, beim Tanken unbedingt die regelmäßigen Schwankungen der Spritpreise im Tagesverlauf zu beachten. Eine gute Hilfe seien dabei zum Beispiel kostenlose Spritpreis-Apps.

Alexander von Gersdorff leitet die Presseabteilung vom Mineralöl Wirtschafts Verband (MWV). Er verweist darauf, dass das Tankstellengeschäft zu den „transparentesten Märkten in Deutschland“ gehöre. „Die Preise sind frei und für Autofahrer weithin sichtbar. Hinzu kommen Internet und Tank-Apps mit laufend aktualisierten Preisen. Das Ergebnis ist ein intensiver regionaler Wettbewerb der Stationen mit schwankenden Preisen, die von Tankstelle zu Tankstelle und von Region zu Region unterschiedlich ausfallen“, sagt er. Eine Rolle spiele dabei die Tankstellendichte einer Region, die Nähe zu einer Staatsgrenze wie auch die Transportarten und -wege, also etwa die Nähe zu einer Raffinerie oder zu einem Tanklager und der Zwischen- und Zieltransport per Binnenschiff, Pipeline oder Tanklaster.