Brilon/Winterberg. Immer mehr Ärztinnen und Ärzte berichten von wertvollen Impf-Dosen, die sie wegwerfen müssen, weil keiner sie will. Wie ist die Lage im HSK?
Die Impf-Müdigkeit wächst. Immer mehr Ärzte berichten, dass sie Impf-Dosen vernichten oder wegwerfen müssen, weil sie trotz Bemühungen niemanden mehr finden, der sich impfen lassen will. Ist die Situation im Hochsauerlandkreis ähnlich verzweifelt? Zwei Ärzte aus Brilon und Winterberg berichten.
Noch keine Impfung musste entsorgt werden – Betonung auf noch
Tim-Henning Förster aus der Sauerlandpraxis in Winterberg/Medebach berichtet, dass noch keine Dosis entsorgt werden musste. „Die Betonung liegt aber auf noch. Die Nachrückerliste ist mittlerweile abgearbeitet. Wenn sich abzeichnet, dass eine angebrochene Ampulle nicht komplett verimpft werden kann, haben wir es bisher über die sozialen Medien oder unsere Kontaktlisten geschafft, noch kurzfristig Impflinge zu mobilisieren.“ In Zukunft sei aber zu befürchten, dass es nicht immer klappen könnte, Nachrücker zu finden. „Zum Teil weil Patienten anderweitig geimpft wurden und ihren Termin nicht storniert haben. So wird die Problematik wachsen.“
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Die gefühlte Impfmüdigkeit sehe der Mediziner eher in seinem Team, die letzten Monate seien anstrengend gewesen. „Bei den noch ungeimpften Patienten ist eher eine Impfskepsis zu beobachten, das Vertrauen in den Impfstoff und die offiziellen Instanzen ist nicht in ausreichendem Maße vorhanden, so dass es hier doch beträchtlichen Aufklärungsbedarf gibt“, erklärt er. „Häufig wurden im Internet abstruse Gerüchte aufgefangen, die doch irgendwie im Gedächtnis hängen geblieben sind, dazu die widersprüchlichen Meldungen in den Medien und das hin und her um die Impfstoffe, das hat viel Vertrauen gekostet.“
Parolen verunsichern die Menschen
Dr. Thomas Kretzschmar betreibt seine Praxis in Brilon. Bisher habe er noch keine Dosis entsorgen müssen. Kämen Impfwillige nicht zu ihrem Termin, werde rasch Ersatz gefunden. „Die Wachen waren alle schnell da. Bei den Müden läufts zäh“, sagt er mit Blick auf die allgemeine Impf-Motivation. Verunsicherung über Nebenwirkungen, Angst vor Spritzen und insbesondere die Parolen, dass alles gentechnisch Hergestellte Teufelszeug sei, würden dafür sorgen, dass sich einige Menschen nicht impfen lassen würden.