Olsberg/Hochsauerlandkreis. STIKO-Empfehlung für 12- bis 17-Jährige: Dr. Christoph Hüttemann aus Olsberg über Long-Covid bei Kindern, Delta und Sinn der Impfung von Kindern.

Die Ständige Impfkommission hat endlich eine Empfehlung herausgegeben: Kinder zwischen 12 und 17 Jahren sollten sich laut STIKO gegen das Corona-Virus impfen lassen. Dr. Christoph Hüttemann, Ärztlicher Leiter des Impfzentrums in Olsberg betont, dass er die Empfehlung der STIKO unterstützt und beantwortet die dringendsten Fragen rund um die Impfung für Kinder.

Wie zufrieden sind Sie mit dem bisherigen Impferfolg bei Kindern?

Alle Mitarbeiter im Impfzentrum machen eine tolle Arbeit. Komplikationen bei der Impfung sind nicht aufgetreten. Aktuell werden jeden Freitag und Samstag Nachmittag Kinder ab dem 12. Lebensjahr geimpft. Hierfür sind extra Kinderärzte vor Ort, die letzte Fragen und Unsicherheiten bei Kindern und Eltern klären können. Dennoch würde wir die Impfquote gerne noch weiter steigern und freuen uns, dass die STIKO nun eine Empfehlung auch für 12- bis 17-Jährige herausgegeben hat! Entsprechend wird das Impfangebot für Kinder im Impfzentrum wie bisher beibehalten. Ergänzend werden noch mobile Impfteams in Kürze in allen Berufsschulen im Hochsauerlandkreis aktiv sein.

Hatten viele Kinder Covid?

Im Zeitraum von Oktober 2020 bis August 2021 konnten bei etwa 606.700 Patienten im Alter zwischen 0 und 19 Jahren eine Infektion mit dem Corona-Virus nachgewiesen werden. Den höchsten Anteil findet man in der Altersgruppe zwischen dem 14. und dem 19. Lebensjahr. Die Tendenz setzt sich leider weiterhin fort und ist steigend.

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Wie hoch ist das Risiko für Kinder ohne Vorerkrankungen?

Im Vergleich zu älteren Altersgruppen bzw. zu vorerkrankten Personen ist das Risiko zu einem schweren Verlauf deutlich niedriger. Unter den stark von SARS-CoV-2 betroffenen Menschen sind eher selten Kinder und Jugendliche. Aber auch sie können schwer erkranken oder sterben. Das Risiko zu einer Infektion mit der aktuellen Delta-Variante ist in den Altersgruppen vergleichbar.

Wie viele Kinder haben Long-Covid ohne Vorerkrankungen? Und wie hat sich das bei den Kindern geäußert?

Vorweg muss erläutert werden, dass es sich bei dem „Long-COVID“ nicht um ein einheitliches Krankheitsbild handelt. Typisch sind persistierende Symptome. Häufig sind dabei anhaltende Erschöpfungszustände, chronischer Husten, Geruchs- und Geschmacksstörungen, Konzentrationsstörungen, Kopfschmerzen, depressive Verstimmung sowie Herzrhythmusstörungen zu beobachten. Wie man sieht, kann die Symptomatik total variabel sein. Die Dauer liegt zwischen Wochen und Monaten. Aufgrund dessen ist die aktuelle Datenlage bei Kindern noch sehr limitiert, so dass man zur Häufigkeit keine Aussage treffen kann.

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Welche Nebenwirkungen können Kinder nach einer Impfung bekommen?

Zu den Impfreaktionen gehören Schmerzen an der Einstichstelle sowie systemische Reaktionen (Schwäche, Fieber, Kopfschmerzen, Schüttelfrost). Diese traten insgesamt nach der zweiten Impfdosis häufiger auf. Schwere unerwünschte Ereignisse sowie Todesfälle traten nicht auf. Alle Impfreaktionen waren von kurzer Dauer (1 bis 3 Tage) und klangen folgenlos ab.

Die Delta-Variante ist die beherrschende Virus-Variante. Die Symptome gleichen denen einer ganz normalen Erkältung. Wie gefährlich ist diese Variante also, wenn ich nicht direkt erkenne, dass es Corona sein könnte?

Letztendlich stimmt es, dass die Symptome häufig einem grippalen Infekt sehr ähnlich sind. Aber auch die Therapie ist häufig bei einem mildem Verlauf vergleichbar. Daher ist es also auch nicht gefährlich, wenn man nicht sofort erkennt, dass es sich um eine Covid19-Infektion handelt. Entscheidend ist jedoch, dass man gerade bei Symptome besonders auf die bekannten AHA-Regeln achtet. Bei schwerwiegenden Symptomen sollte man aber telefonischen Kontakt zu seinem Haus- oder Kinderarzt suchen.

Jetzt, wo viele Erwachsene nach und nach geimpft werden, erwarten Sie mehr Fälle bei Kindern, weil das Virus sich einen anderen Weg der Verbreitung suchen wird?

Der Weg der Verbreitung hat sich nicht verändert. Prozentual gesehen wird dieser Anteil aber wesentlich höher sein, da diese Personen häufig noch nicht geimpft sind.