Langewiese. . Im Landgasthof in Langewiese bieten Annemarie und Andreas Gilsbach den Gästen traditionelle Sauerländer Küche und behagliche Gastfreundlichkeit.
- Nach dem Brand des alten Gebäudes baut Anton Gerke um 1850 an der Bundesstraße ein neues Haus
- Im Jahre 1875 findet das erste Schützenfest in Langewiese hinter dem damaligen Gasthof Gerke statt
- 1929 übernimmt Franz Gilsbach, der aus Oberkirchen stammt, mit seiner Frau Paula den Gasthof
Mitten im Höhendorf und Erholungsort Langewiese liegt der familiär geführte Landgasthof Gilsbach. Gleich 20 Meter hinter dem Haus führt der Rothaarsteig vorbei. Hier verbinden Annemarie und Andreas Gilsbach die Leidenschaft für die traditionelle Sauerländer Küche und behagliche Gastfreundlichkeit mit ihrem Hobby, dem Wandern. „Der Gasthof existiert vermutlich schon in der 8. Generation. Genau kann man es nicht mehr festmachen, da das Haus nicht nur mit unserem Namen verbunden ist“, so Andreas Gilsbach (58), Hotelier und gelernter Koch.
„Sauerländer Wandergasthof“
Mitgliedschaften/Auszeichnungen des Landgasthofes Gilsbach: Sauerländer Wandergasthöfe - u.a. zwei geprüfte Wanderführer im Haus, Rothaarsteig Qualitätsbetrieb, Service Q Rezertifizierung, Westfälischer Gastronomiepreis von 2013 bis 2016 mit Bestnoten.
Laut Chronik geht die Gründung der Höhendörfer auf das Jahr 1713 zurück. Das Baujahr der alten Standuhr aus dem Haus ist mit 1763 vermerkt. „Man geht davon aus, dass es damals hier schon eine Wirtschaft unter dem Namen Gerke gab“, so der 58-Jährige. Nach dem Brand des alten Gebäudes baut Anton Gerke um 1850 an der heutigen Bundesstraße ein neues Haus. In der Chronik ist nachzulesen, dass 1875 das erste Schützenfest hinter dem Gasthof stattgefunden hat. Im ältesten erhaltenen Fremdenbuch sind 1903 sieben Fremdenzimmer eingetragen, die vornehmlich Handelsleute und Waldarbeiter nutzen. 1929 wechselt der Name Gerke zu Gilsbach. „Mein Großvater Franz kam aus Oberkirchen und hat sich hier mit seiner Frau Paula niedergelassen“, berichtet Enkel Andreas. In den Kriegsjahren wohnen bis zu 40 Personen im Haus.
Ab 1945 wird es durch britisches Militär beschlagnahmt, das auch eine Zentralheizung einbaut. Ab 1963, etwa der Zeit, als Gilsbachs Vater Franz-Josef und Mutter Renate den Hof übernehmen, erfolgt die Umwandlung der alten Stallungen in Speiseräume und die Verlegung der Wirtschaft in den linken Gebäudeteil. Nach einer Aufstockung kommen weitere sechs neue Fremdenzimmer hinzu. In den Folgejahren stehen immer wieder Renovierungen an. So bekommen alle Zimmer Dusche und WC, und die erste Holzhackschnitzelheizung weit und breit wird 1978 eingebaut. „Dem Braten traute damals niemand“, muss Andreas Gilsbach noch heute schmunzeln. „2006 haben wir sie dann erneuert.“
Wellnessbereich im Dachgeschoss
Nach Aufgabe der Landwirtschaft wird ab 1983 der alte Stall in Mietwohnungen umgebaut. In den 90er Jahren kommen ein Gartenhäuschen, eine neue Toilettenanlage und eine Terrasse hinzu und der Stall wird in vier Ferienwohnungen umgebaut. Zudem erwirbt Andreas Gilsbach, der inzwischen den Gasthof übernommen hat, das Haus Schüller gegenüber und errichtet hier drei weitere Ferienwohnungen. Neben der Renovierung der Gästezimmer erfolgt ab 2012 der Ausbau des Dachgeschosses in einen Wellnessbereich mit Massageraum, Hydrosoft Wellnesskabine und kombinierter Bio- oder Finnischer-Sauna mit Außenbereich.
Pension mit Tradition - alle Folgen
Kleine und mittlere Hotels, Pensionen und Gasthöfe haben im Laufe der Jahre eine Menge erlebt. Vor allem, wenn sie im Familienbesitz sind und schon über Generationen geführt werden. Da gibt es viele kleine Geschichten zu erzählen, über Gäste, über lustige, aber auch traurige Anlässe. Viel hat sich verändert in den Jahrzehnten. Die Besitzer müssen sich immer neuen Herausforderungen stellen. Haben Sie noch Zukunft? Wie sieht es in den Familien mit der Nachfolge aus?
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Heute hat der Landgasthof 12 Hotelzimmer, darunter sieben Ferienwohnungen. Neben 80 Sitzplätzen innen gibt es noch 60 außen, 20 in der Hütte und bis zu 100 Sitzplätze an der Hütte außen. Eine Ladestation für E-Autos ist ab September 2017 geplant.
Neben Wintersportlern zählen Wanderer, Biker und Erholungssuchende im Sommer zu den Gästen, darunter viele Stammbesucher. „Ein Ehepaar aus Belgien kommt jetzt zum 50. Mal zu uns. Und ein holländischer Paar war vor 43 Jahren zum ersten Mal hier“, berichtet Hotelier Gilsbach stolz.
Der 58-Jährige und seine Frau Annemarie, die Hotelfachfrau gelernt hat, können sich auf 13 Mitarbeiter, darunter zwei Vollzeitkräfte und zwei Auszubildende, verlassen. Ein weiterer Azubi ist noch in diesem Monat für die Küche eingeplant. Hier handelt es sich um einen 25-jährigen Flüchtling aus Bangladesch, der allerdings noch nicht als Asylant anerkannt ist. „Wir hoffen, dass es mit ihm klappt. Er spricht Englisch und auch etwas Deutsch, so dass eine Verständigung möglich ist“, so Andreas Gilsbach.
Immer auf neuestem Stand sein
Und wie geht es weiter? „Es wäre schön, wenn eines der Kinder den Gasthof übernehmen würde“, meint Annemarie Gilsbach. Der älteste Sohn hat zwar das Hotelfach erlernt, arbeitet heute aber in einer Bank. Die Tochter ist Konditormeisterin in Köln. „Sie wäre nicht grundsätzlich abgeneigt“, meint Vater Andreas. Mal abwarten. Und dann gibt es noch den 16-jährigen Sohn, der jetzt ein Praktikum in einem Hotel absolvieren möchte. „Nach seinem Abitur sehen wir weiter“, so der 58-Jährige.
Leicht sei er nicht, der Job als Hotelier, ergänzt Gilsbach. Neben den langen Arbeitszeiten müsse man auch immer auf dem neuesten Stand sein. So nimmt er die Beratung, die die Touristik Winterberg im Rahmen eines Förderprojektes anbietet, gern an. „Da gibt es gute Tipps u.a. für Marketing, Website- und Preisgestaltung, Kundenansprache und Zielgruppen“, betont der Hotelier. Ein weiterer Schritt in die Zukunft.
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