Küstelberg. . Der Gasthof Lichte in Küstelberg - 1819 errichtet - bietet abwechslungsreiche Köstlichkeiten aus regionalen Zutaten mit dem gewissen Pfiff.

  • Das heutige Gebäude stammt von 1819 und ist von Johann Adam Kieseler errichtet worden
  • Schon Henriette Davidis hat in ihrem „Praktischen Kochbuch“ Gerichte aus Küstelberg berücksichtigt
  • Heute wird das Restaurant von Ute Jozing-Lichte geführt, die u.a. von ihrer Mutter unterstützt wird

Dass die Sauerländer Küche mehr zu bieten hat als „Sültemaus met Börgelsteert un Stampetufeln“ (Sauerkraut mit Schwe ineschwänzchen und Stampfkartoffeln) beweist unter anderem die ideenreiche Küche von Ute Jozing-Lichte vom GastHof Lichte in Küstelberg. Unter dem Motto „Moderne trifft auf Tradition“ bietet sie ihren Gästen abwechslungsreiche Köstlichkeiten aus regionalen Zutaten mit dem gewissen Pfiff.

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Das Haus Lichte hat schon eine lange Geschichte, wie auch der große Stammbaum an der Wand der Gaststube zeigt: Bereits 1177 wird Küstelberg mit seinem Kloster urkundlich erwähnt. Da der Ort direkt an der Heidenstraße, einem wichtigen Handels- und Pilgerweg des Mittelalters lag, war auch die Ansiedlung von Wirtshäusern an dieser Stelle lukrativ. Im GastHof Lichte, der im Dorf selbst noch den Hausnamen „Schmiedes“ trägt, war damals, wie der Name vermuten lässt, eine Schmiede untergebracht. Der steile An- und Abstieg des Schlossberges oder in die Dörfer verlangten Mensch und Tier sowie den Fuhrwerken eine Menge ab. So ließen etliche Reisende in der Schmiede ihre Pferde neu beschlagen oder gebrochene Räder und Deichseln reparieren.

Mit Biohof

Chefin Ute Jozing-Lichte legt großen Wert darauf, dass das „H“ in GastHof groß geschrieben wird, weil das „Gast“ für das Restaurant und das „Hof“ für den Biohof Lichte in Küstelberg steht.

Im Laufe der Zeit kam dann eine Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeit dazu. Wie in vielen anderen Orten übernahm der Gastwirt zudem das Austeilen der Post. Schon im 16. Jahrhundert engagierten Franz und Baptiste Taxis, die Gründer des deutschen Postwesens, ortsansässige Gastwirte, die Personal und Reittiere bereitstellten, um die Post schneller transportieren zu können. So auch in Küstelberg. Die heutigen Besitzer können sich noch an den schönen alten Briefkasten derer von Thurn und Taxis am Haus erinnern. Der erste namentlich bekannte Hausherr in „Schmiedes“ ist Jost Kieseler im Jahre 1664.

Das heutige Gebäude stammt von 1819 und wurde von einem seiner Nachfahren, Johann Adam Kieseler, errichtet. Aus dieser Zeit stammen wohl auch die beiden Gerichte „Kalbfleisch in Gelee nach Küstelberg“ und „Teufelssauce nach Küstelberg“, mit denen schon Henriette Davidis in ihrem „Praktischen Kochbuch für die gewöhnliche und feinere Küche mit besonderer Berücksichtigung der Anfängerinnen und angehenden Hausfrauen“ von 1844 den Küstelbergern ein Denkmal setzte. Sie war mit der Wirtstochter Katharina Padberg aus dem benachbarten Ewershaus befreundet und besuchte sie mehrmals. Davidis gilt bis heute als erfolgreichste Kochbuchautorin Deutschlands. Auf sie geht auch der klassische Anfang jeden Kochrezeptes zurück: „Man nehme...“.

Kieselers Enkelin Maria Theresia heiratete 1885 den Postagenten Lorenz Lichte aus Düdinghausen. Gemeinsam bewirtschafteten sie die Landwirtschaft und den Gasthof. Lorenz versah zudem noch den Postdienst im Ort. Als er 1902 starb, ließ er eine Frau mit sieben Kindern zurück. Fortan zog Therese die Kinder allein groß und kümmerte sich um die Pferde, Kühe, Schweine und Hühner, baute Kartoffeln und Gemüse an, sammelte Pilze und Beeren, versorgte die Gäste und stellte nebenher noch die Post zu.

„Langer Heiland“

Nach ihr folgte Sohn Wilhelm, noch heute unter seinem Spitznamen „langer Heiland“ bekannt, im elterlichen Betrieb. Er übernahm zudem oft die Schänke bei den beiden bekannten jährlichen Pferdemärkten zu Pfingsten und am Laurentiustag und handelte sich so noch einen weiteren Beinamen ein: Zigeunerbaron.

Pension mit Tradition - alle Folgen

Kleine und mittlere Hotels, Pensionen und Gasthöfe haben im Laufe der Jahre eine Menge erlebt. Vor allem, wenn sie im Familienbesitz sind und schon über Generationen geführt werden. Da gibt es viele kleine Geschichten zu erzählen, über Gäste, über lustige, aber auch traurige Anlässe. Viel hat sich verändert in den Jahrzehnten. Die Besitzer müssen sich immer neuen Herausforderungen stellen. Haben Sie noch Zukunft? Wie sieht es in den Familien mit der Nachfolge aus?

Denn zu den Märkten kam auch damals schon viel fahrendes Volk, mit dem der Schankwirt natürlich in engeren Kontakt kam. Er hatte für die Bewirtung zu sorgen, war sicher des öfteren Zeuge von Geschäftsabschlüssen oder hatte mit dem steigenden Alkoholkonsum der Gäste Streitigkeiten zu schlichten. Da kam ihm seine beachtliche Körpergröße sicher recht. Zu seiner Zeit brachte die Kleinbahn Steinhelle -Medebach die Gäste und die Post nach Küstelberg.

Da Wilhelm und seine Frau Elisabeth kinderlos blieben, übernahmen Neffe Helmut Lichte und dessen Ehefrau Ursula (Ulla) den Gasthof. Sie opferten in den 70-iger Jahren die Gästezimmer zugunsten ihrer fünf Kinder und beschränkten sich auf die Land- und Forstwirtschaft sowie das Restaurant. Auch Helmut betrieb bis zu seiner Pensionierung die kleine Postfiliale im Haus, die in den 90-iger Jahren geschlossen wurde.

Heute wird das Restaurant von ihrer jüngsten Tochter Ute Jozing-Lichte geführt. Sie wird von einem zehnköpfigen Team und ihrer Mutter Ulla, die nun bereits seit 1959 nicht aus der Küche wegzudenken ist, unterstützt. Ute Jozing-Lichte hat bei einer Küchenmeisterin im Waldhaus Ohlenbach gelernt und nach verschiedenen Stationen in ihrem beruflichen Leben den GastHof Lichte übernommen.

Frische Zutaten aus der Region

Sie legt besonderen Wert auf frische Zutaten aus der Region und so sucht und findet sie immer wieder kleine Familienbetriebe in der näheren Umgebung. Mit einer großen Portion Idealismus und der Freude am Kochen und netten Gästen aus dem In- und Ausland bietet die Küchenchefin mit ihrem Team eine abwechslungsreiche und moderne Speisenkarte mit Gerichten, die auch traditionelle Elemente der sauerländischen und westfälischen Küche enthält.

„Ohne die vielen fleißigen Hände in der Küche und im Gastraum, sowie der Unterstützung durch meine Familie wäre dies aber nicht möglich“, ist sich Ute Jozing-Lichte sicher. Besonders freut man sich im GastHof aber auch über die vielen einheimischen Besucher und natürlich fehlt auch das Davidis Kalbfleisch in Gelee nach Küstelberg nicht auf der Speisenkarte.

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