Titmaringhausen. . Der Gasthof „Zur Post“ in Titmaringhausen ist ein familiär geführter Landgasthof, der auf eine bewegte Vergangenheit zurückblicken kann.

  • Bereits 1517 wird die Hofstelle in Titmaringhausen in einem Landsteuerregister genannt
  • Noch bis in die 80er Jahre beherbergt der Gasthof „Zur Post“ ein kleines Postamt
  • Heute geht der Trend eher zu Kurz- und Aktivurlauben am Wochenende

Betritt man den Gasthof „Zur Post“ in Titmaringhausen kann es vorkommen, dass man von Heino mit seinem Schlager „Hohe Tannen, weisen die Sterne …..“ oder den Alten Kameraden“ begrüßt wird. „Nanu, ist hier die Zeit stehen geblieben?“, wird sich da so mancher fragen. Doch mitnichten! Nur die alte Jukebox „Bremen, hoch“ der Firma Hecker aus Paderborn von 1960 ist an ihrem angestammten Platz im Schankraum stehen geblieben. Bis auf das kleine Loch im Lautsprecher ist sie noch in tadellosem Zustand. „Das habe ich als kleines Kind mit dem Finger hineingebohrt, um zu gucken, wo die Musiker sitzen,“ erzählt Hausherr Raimund Becker lachend.

Öffnungszeiten

Der Gasthof „Zur Post“ in Titmaringhausen ist täglich außer mittwochs immer ab 11 Uhr geöffnet.

Auch wenn Titmaringhausen am Ende der Welt zu liegen scheint, gehen hier keinesfalls die Uhren rückwärts. Der Gasthof „Zur Post“, im Ort selbst auch „Kleines“ genannt, ist ein familiär geführter Landgasthof, in dem sowohl die moderne Küche, als auch die typisch regionale Küche mit Produkten aus dem eigenen Garten, Fleisch vom Nachbarbauern und Wild vom „Krutenberg“ auf die Teller kommt. Spezialität des Hauses sind die bekannten Speck-Pfannekuchen, die viele Wanderer auf ihrer Rast genießen.

Hofstelle 1517 erwähnt

Bereits 1517 wird die Hofstelle in einem Landsteuerregister genannt: Ein Peter im Hofe, genannt „Kleins“, ein Bruder von Tepeln Hans, muss 4 G zahlen. Er gibt den ersten Hausbewohnern auch ihren Nachnahmen Peters. 200 Jahre später wird der Beruf des Hausherren noch mit Wagner angegeben, doch im Jahr 1835 wird der Hofbesitzer Johann Jost Peters als Handelsmann bezeichnet. 1875 heißt der Eigentümer Theodor Figgen. Er ist wieder gebürtig vom Tepelshof im Ort und übernimmt das Haus von Johann Schmidt. Figgen führt im Haus eine Gastwirtschaft und eine Kolonialwaren- sowie Spezereihandlung mit angeschlossener Posthilfsstelle, in der 1908 die erste Telegraphenhilfsstelle des Dorfes eingerichtet wird. Ein bedeutender Schritt zur damaligen Zeit. Man sieht, dass das Haus schon vor 150 Jahren ein wichtiger Begegnungspunkt im Ort war.

Als sich 1945 der Sportverein Paloma Titmaringhausen (heute SV Rot-Weiß Titmaringhausen) gründet, wird die Gastwirtschaft von Bertha Figgen, der Tochter von Theodor Figgen, zum Vereinslokal. Bis heute werden die Fahnen der örtlichen Vereine in einem eigenen Fahnenschrank im Haus aufbewahrt und nicht selten dauert das Zurückbringen der Fahne länger als der Anlass, bei der sie getragen wurde. Als Tante Bertha im Jahr 1962 ledig und kinderlos starb, vermachte sie Haus und Hof ihrem entfernten Neffen Herbert Becker vom Tepelshof im Ort, von Beruf Posthalter.

Er riss das alte Haus ab und errichtete gemeinsam mit seiner Frau Loni an gleicher Stelle das heutige Gebäude mit (laut Postmagazin von 1987) Deutschlands kleinstem Postamt (5 qm), sowie einer Pension mit Fremdenzimmern mit fließend warmem und kaltem Wasser, wie auf einer zeitgenössischen Postkarte geworben wurde. Schon damals machte man mit der ruhigen und waldreichen Gegend rund um Titmaringhausen Werbung.

Geändert haben sich dagegen die Gäste: Kamen früher die sogenannten Sommerfrischler noch ein oder zwei Wochen und buchten die Vollpension mit Familienanschluss, so geht der Trend heute eher zu Kurz- und Aktivurlauben am Wochenende. Auch Stammtische und Frühschoppen sind eigentlich mehr oder weniger verschwunden. Die heutigen Gäste sind oft Tagesgäste aus der näheren Umgebung und Urlauber aus Ferienwohnungen in der Medebacher Grafschaft, die während oder nach einem erlebnisreichen Tag ihr Mittag- oder Abendessen in der Post genießen.

Stammgäste gibt es heute noch

Aber auch Stammgäste wie Christel Tendik aus Moers gibt es. Sie kommt seit fast 50 Jahren nach Titmaringhausen, anfangs durch Werner Lange zum Sportfest, später dann zum Urlaub in die Post. Sie hat nicht nur die beiden Söhne des Hauses aufwachsen sehen, sondern kennt viele der knapp 190 Einwohner schon von Kindesbeinen an.

2006 übernahm Sohn Raimund, gelernter Koch, gemeinsam mit Frau Angela den Betrieb von seinen Eltern. „Man wird sehen, was die Zukunft bringt. Unsere beiden Kinder haben einen anderen Beruf ergriffen“, so der Gastwirt: „Die Zeiten ändern sich eben, doch noch ist an ein Ende lange nicht zu denken.“ Das ist auch im modernen, neu renovierten Speiseraum zu sehen. Die Zeiten ändern sich - auch in Titmaringhausen. „Ade zur guten Nacht, jetzt wird der Schluss gemacht ….“ dröhnt es aus der alten Jukebox, als ich die Post wieder verlasse.

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