Hallenberg. . Die Brüder Benjamin (36) und Leander (32) Diedrich führen den Betrieb in Hallenberg seit Anfang des Jahres in der vierten Generation.

  • Urgroßvater Anton Diedrich verwirklicht 1898 seinen Traum vom eigenen Hotel
  • In dem Jahr wird auch die Erlaubnis zur Betreibung der Gastwirtschaft erteilt
  • 2007 orientiert sich die Familie um, das Hotel Diedrich wird zum Wellnesshotel

Welten scheinen zwischen der ursprünglich erbauten „Gastwirthschaft“ und dem heutigen Hotel Diedrich in Hallenberg zu liegen. Die Brüder Benjamin (36) und Leander (32) Diedrich führen den Betrieb seit Anfang des Jahres in der vierten Generation. Ihr Urgroßvater, Anton Diedrich, verwirklichte 1898 seinen Traum vom eigenen Hotel gemeinsam mit seiner Frau Ida. Seitdem entwickelte es sich stetig weiter. Über 1400 Quadratmetern Spa-Bereich und 57 Zimmer erstreckt sich das Wellnesshotel heute.

In Zeiten von Pferdekutschen und der Beleuchtung durch Gaslicht bestand das Gasthaus aus dem heute noch im Kern erhaltenen Stammhaus und dem an das Kaiserliche Postamt vermieteten Anbau. 1898 sei die behördliche Erlaubnis zur Betreibung der Gastwirtschaft erteilt worden, so Reinhard Diedrich, der das Hotel 37 Jahre lang gemeinsam mit seiner Frau Dorothea führte. Ein Gastpferdestall und eine Wagenremise waren damals die Voraussetzung. „Dass ein Hotel hier funktionieren könnte, war nicht sicher. Deshalb hat man mit der Post einen Vertrag gemacht“, erklärt Leander Diedrich.

Rückschlag im Krieg

„Ein himmlischer Sieger“

Im Jahr 2014 war das Hotel Diedrich in der Fernsehsendung „Mein himmlisches Hotel“ auf dem Sender „Vox“ zu sehen. In der Show testen und bewerten sich Hoteliers gegenseitig. Die Brüder setzten sich gegen ihre Mitstreiter durch und gewannen. Insgesamt dauerten die Dreharbeiten 14 Tage, an zwei Tagen drehte man im Hallenberger Hotel selbst.

„Als es losging, wussten wir noch von nichts, es gab vorher keine Absprache“, erzählt Leander Diedrich. „Es war auf jeden Fall ein heißes Experiment. Ich würde es noch mal machen.“

Der Rückblick zeigt, dass es funktioniert hat: Im Juni 1899 hieß das Hotel den ersten Übernachtungsgast, einen Landmesser aus Brilon, willkommen. Damals gab es neun Zimmer. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entwickelte sich die Gastwirtschaft weiter. Vor allem zeichneten elektrisches Licht und eine Zentralheizung das Haus aus. „Ende der 1920er Jahre hatten wir die erste elektrische Bierkühlung im Kreis Brilon“, erzählt Reinhard Diedrich.

„Aber dann kam der Krieg. 1939 haben meine Eltern, Erich und Anna-Luise Diedrich, geheiratet und das Hotel übernommen“, so der Hotelier weiter. 1945 kam die Besatzung und ramponierte das Haus. „Das waren traurige Zeiten. Es sah ganz wüst aus“, beschreibt er. Während das Gästeklientel früher vor allem aus Durchreisenden bestand, wandelte sich das Bild. Bis in die 70er Jahre seien immer öfter „klassische“ Feriengäste angereist. 1980 übernahm Reinhard Diedrich mit seiner Frau die Verantwortung. Vier Jahre später folgte ein großer Anbau mit der ersten Hotelrezeption und dem ersten Personenaufzug in Hallenberg. „Wichtig waren vor allem komfortable Zimmer und die neue Küche mit dem Restaurant“, so Reinhard Diedrich. „Das war ein großer Schritt in Richtung Zukunft.“

Der Umbruch folgte vor zehn Jahren: 2007 orientierte sich die Familie um. Das Hotel Diedrich wurde zu einem Wellnesshotel. „Es hatte was Radikales, aber es war gut“, so Leander Diedrich. Heute liege der deutliche Schwerpunkt auf den Wellnessgästen. Die Entschleunigung stehe im Vordergrund. Aber auch für Tagungen biete das Haus Platz. Unter den Gästen seien auch immer wieder Menschen, die man aus dem Fernsehen kenne, so Dorothea Diedrich.

Generationenwechsel

2017 ging der Betrieb an die Brüder über. Sie arbeiten bereits an Konzepten für die Zukunft. Neben dem Wellnessangebot seien vor allem die Mitarbeiter das Rückgrat des Hotels. Der 32-Jährige weiter: „Man muss sich immer Gedanken machen, damit sich die Mitarbeiter wohl fühlen. Dass sie Spaß an dem haben, was sie machen, muss das Ziel sein.“

Gemeinsam durchgesetzt hätten sich die Beiden zum ersten Mal, als es um den Tausch eines Kaffeevollautomaten gegen einen Halbautomaten ging. „Meine Mutter meinte, dass wir uns nicht zurückentwickeln sollten. Aber als sie im Urlaub war, haben mein Bruder und ich den Halbautomaten kommen lassen“, erzählt Leander Diedrich und lacht. „Sie hat sich natürlich wenig gefreut, als der Automat das Erste war, das sie nach dem Urlaub gesehen hat. Das war der erste Triumph.“

Unter dem Motto „Wieder Land sehen“ tanken Gäste im Hotel Diedrich neue Kraft und „entfliehen“ ihrem stressigen Alltag. Die Natur spielt dabei eine große Rolle: „Wenn sie hier aus dem Fenster ins Grüne rausgucken, ist das echt toll für sie“, beschreibt Leander Diedrich.

„Sie sollen sich wohlfühlen.“ Reinhard Diedrich: „Es ist natürlich permanente Arbeit. Aber das Ende der Fahnenstange ist noch lange nicht erreicht. Momentan sind wir sehr zufrieden.“

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