Winterberg. „. In der WP-Serie „Pension mit Tradition“ berichten wir über den Hessenhof in Winterberg, der in 6. Generation von Familie Braun geführt wird.

  • 1792 errichtet Johann Jodokus Braun in Winterberg einen Gasthof mit Gemischtwarenhandel
  • 1863 erscheint der Hessenhof erstmals in den Winterberger Steuerlisten
  • Die heutige Generation muss neue Marketingstrategien entwickeln, wenn sie erfolgreich sein will

Gastlichkeit - seit 200 Jahren im Hotel Hessenhof mitten in Winterberg.“ So lautet der Slogan auf der Homepage. Stolz ist Dirk Braun, Geschäftsführer des Familienbetriebes mitten in der Stadt, auf die lange Tradition des Hauses. „Wir führen den Betrieb bereits in der 6. Generation“, so der 53-jährige gelernte Koch. Und das soll auch so weiter gehen. 2003 übernahm er das Hotel von Vater Robert. Zahlreiche schöne Erinnerungen verbindet Braun mit seinem Elternhaus, obwohl er selbst viele Jahre auf Tour war, wie er sagt. „Von 1980 bis 1995 habe ich als Koch Erfahrungen von der See bis zu den Alpen sammeln können“, so der Hotelier. Die Geschichte des Hauses ist so interessant und bewegt, dass sich ein kleiner Rückblick lohnt.

Serie: „Pension mit Tradition“

Kleine und mittlere Hotels, Pensionen und Gasthöfe haben im Laufe der Jahre eine Menge erlebt. Vor allem, wenn sie im Familienbesitz sind und schon über Generationen geführt werden. Da gibt es viele kleine Geschichten zu erzählen, über Gäste, über lustige, aber auch traurige Anlässe. Viel hat sich verändert in den Jahrzehnten. Die Besitzer müssen sich immer neuen Herausforderungen stellen. Haben Sie noch Zukunft? Wie sieht es in den Familien mit der Nachfolge aus?

Diesen und weiteren Fragen wollen wir in unserer Serie „Pension mit Tradition“ in den Sommerferienwochen nachgehen. Elf Folgen mit entsprechenden Häusern in Winterberg, Medebach und Hallenberg sind geplant, zwei pro Woche jeweils mittwochs und samstags. Den Auftakt macht heute das „Hotel Hessenhof“ in Winterberg.

1792, gleich nach dem verheerenden Stadtbrand, errichtet Johann Jodokus Braun einen Gasthof mit Gemischtwarenhandel. Urlaubsreisen waren zu der napoleonischen Zeit noch nicht erfunden bzw. dem Adel und Reichen vorbehalten. So war der Hessenhof zunächst auch primär eine Posthalterei – gelegen am Kreuzungspunkt zweier wichtiger Handelswege: der alten Heidenstraße von Köln nach Kassel und der Königstraße von Frankfurt nach Paderborn (Via Regia). Die Tatsache, dass der Gasthof die letzte Pferdewechselstelle vor Hessen war, erklärt den Namen.

Immer auf neuestem Stand sein

1863 erscheint der Hessenhof erstmals in den Winterberger Steuerlisten. Die hohe Steuernummer deutet darauf hin, dass das Haus inzwischen ein größeres Anwesen gewesen sein muss. Mit der Anbindung Winterbergs an das Ruhrgebiet über die Ruhrtalbahn kommt Anfang des 20. Jahrhunderts der Fremdenverkehr in Fahrt. Mit den Skibrettern ist auch der Wintersport im Sauerland geboren. 1928 wird das Haus um ein Restaurant erweitert und umfirmiert von „Gasthof Adam Braun” zu „Hotel Hessenhof”. 1937 kommt die Bier- und Weinstube „Ewige Lampe“ - später Hessenkeller - hinzu. 1961 heiratet Robert Braun Adele Mertens. Beide erweitern und modernisieren das Haus beständig. 1972 erfolgt der Anbau des Hallenbadbereiches. Robert Braun übernimmt im selben Jahr das Hotel. 1995 steigt Sohn Dirk in die Geschäftsführung ein. Nach dem Tod von Robert Braun 2007 wird der Hessenhof SPA mit großem Schwimmbad, einer Saunaanlage und einer Beauty-Abteilung eröffnet, die heute verpachtet ist. 2012 werden das Restaurant und der Eingang im neuen Design gestaltet.

Doch damit ist es nicht getan. „Im nächsten Jahr steht noch mal eine große Renovierung am Haupthaus mit Mittelteil und Restaurant an. „Man muss immer auf dem neuesten Stand sein“, meint Dirk Braun. Unter dem Motto „Zukunft für kleine Hotels“ nimmt er zusammen mit Geschäftsführern weiterer touristischer Betriebe in Winterberg an einem Förderprojekt teil. „Wir werden hier unter der Leitung der Touristik beraten in Bereichen wie Fachkräftemangel, zunehmende Digitalisierung, immer mehr Bürokratie und Hürden bei Investitionen. Und da haben wir schon viele gute Tipps und Anregungen bekommen“, meint der Hotelier. Wenn man seine Marketingstrategie nicht der Zeit anpasse, habe man heute kaum noch Chancen.

Fachkräftemangel

Doch in Sachen Personal werden den Hoteliers bisweilen auch Grenzen gesetzt. So findet Braun seit mehr als einem Jahr keinen Auszubildenden. Was die Nachfolge betrifft, müssen sich Dirk Braun und seine Frau Birgit keine Gedanken machen. Mit Sohn Daniel (Koch) und Tochter Ina (Marketing) steht die nächste Generation schon bereit. Ein Glücksfall.

Der Hessenhof hat im Übrigen eine Gästeauslastung von 46 bis 50 Prozent, darunter viele Stammbesucher. Sie schätzen die regionale Küche mit viel Wild und heimischen Produkten. Auch Promis aus dem Wintersport, Fußballer vom BVB, Eishockeycracks aus Köln und Düsseldorf sowie Künstler wie Stefan Raab oder Bernd Stelter waren bereits hier. „Die Gäste sind heute mehr auf Entspannung und sportliche Unternehmungen aus. Auch das hat sich im Laufe der Zeit geändert und ist sicherlich der richtige Weg für Winterberg“, meint Braun zum Abschluss.

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