Referinghausen. Um 1850 baute der Schreinermeister Johann Georg Aufmhof die elterliche Scheune zu einem Wohnhaus um und beantragte eine Schankkonzession.
- 1887 wird eine Posthilfsstelle eingerichtet, die man zwei Jahre später zur Postagentur erweitert
- Anfang des 19. Jahrhunderts wird ein neues Wohnhaus an der heutigen Stelle gebaut
- Die Kleinbahn, die am Haus vorbei führt, bringt in der Nachkriegszeit erste Gäste aus dem Ruhrgebiet
Der gemütliche Landgasthof „Zur Post“, im Ort selbst „Schüren“ genannt, ist, wie sein Name sagt, aus einer Schüre (=Scheune) hervorgegangen. Um 1850 baute sich der Schreinermeister Johann Georg Aufmhof, ein nachgeborener Sohn im „Hengemes-Haus“, die elterliche Scheune zu einem Wohnhaus um. Da er wahrscheinlich kein oder nur sehr wenig Land besaß, richtete er von Anfang an einen Kramladen im Haus ein und beantragte zusätzlich noch eine Schankkonzession, um seine kleine Familie zu ernähren.
Dart-Mannschaften trainieren und spielen bei Schüren
Jeden Sonntag tagt im Gasthof noch der Stammtisch und seit rund zwei Jahren trainieren hier die beiden Dart-Mannschaften des Ortes regelmäßig. Sie spielen mit viel Erfolg in der Schuhmacher-Dartliga/Hessen. An jedem zweiten Wochenende werden die Punktspiele als Heimspiele bei Schüren ausgetragen.
Öffnungszeiten: täglich 11.30 - 14 Uhr und ab 17 Uhr, donnerstags Ruhetag.
Seine einzige Tochter Anna Maria heiratete den Witwer Caspar Schmidt, der die Schankwirtschaft weiterbetrieb. Sie bekamen fünf Kinder, von denen der einzige Sohn im Elternhaus blieb und zusätzlich 1887 eine Posthilfsstelle einrichtete, die zwei Jahre später zur Postagentur erweitert wurde und alle umliegenden Ortschaften mit ihrer Post versorgte. Um die ganze Arbeit zu schaffen, musste im Jahr 1906 sogar noch ein zweiter Briefträger eingestellt werden.
Anfang des 19. Jahrhunderts erwarb Schmidt die Hofstellen Külinges und Krämes, um 1912/13 ein neues Wohnhaus mit 60cm dicken Bruchsteinmauern aus Niggenhuses Steinbruch an der heutigen Stelle zu errichten. Selbstverständlich durften auch im neuen Heim eine Schankwirtschaft, die Postagentur und Wirtschaftsgebäude nicht fehlen. Das alte Haus wurde verkauft, der Hausname aber mitgenommen. Sein Sohn Franz erweiterte den Gasthof gemeinsam mit seiner Frau Theresia zu einer gut gehenden Pension.
Die Kleinbahn, die direkt am Haus vorbei führte, brachte in der Nachkriegszeit die ersten Gäste aus dem Ruhrgebiet. Während Theresia dafür sorgte, dass die Gäste ins Haus kamen, unterhielt Franz sie mit seinen vielen Anekdoten. Mit Geschichten über das „Kuhschweinhuhn“, welches auf dem hohen Pön wohnte und Milch, Fleisch und Eier gäbe, und anderen unglaublichen Geschichten hatte Schüren Onkel Franz sich nicht nur ein volles Haus, sondern auch den Ruf des größten Lügners der Grafschaft gesichert.
Sein Sohn Franz-Josef, gelernter Posthalter, und dessen Frau Maria führten das Haus weiter. Während Franz-Josef morgens die Post zustellte und nachmittags Dienst in der hauseigenen Poststelle machte, erarbeitete sich seine Frau einen weit bekannten Ruf als Köchin. Ihre große Leidenschaft galt aber auch dem Garten, aus dem oft frische Produkte direkt auf den Tellern der Gäste landeten. Franz-Josef baute nebenher die Landwirtschaft immer weiter aus und modernisierte den kleinen Betrieb immer weiter. So hatte er die ersten Charolais-Kühe im Landkreis Brilon und besaß die erste Motorsäge sowie den ersten elektrischen Weidezaun im Dorf.
Die älteren Leute schüttelten oft den Kopf, wenn sie das „neumodische Werk“ sahen und prophezeiten ihm, dass seine Kühe sich von so einem kleinen Draht sicher nicht aufhalten ließen. Heute ist so ein Zaun von keinem Hof mehr wegzudenken.
Nach Schmidts Pensionierung führte seine Tochter Dorothe die kleine Poststelle weiter. Im Zuge der Rationalisierungsmaßnahmen wurde jedoch auch die Postagentur in Referinghausen im Jahr 1993 nach 104-jährigem Bestehen geschlossen.
Von Hindenburg gratuliert
An die große Zeit der Postagentur erinnert noch heute eine Urkunde aus dem Jahr 1929, die im Eingangsflur zur Gaststätte hängt. Damit gratuliert Generalfeldmarschall von Hindenburg zum 40-jährigen Dienststellenjubiläum und spricht seinen Dank und die Anerkennung des Deutschen Reiches für die treuen Dienste aus.
Seit 2015 betreibt der jüngste Sohn Wolfgang mit seiner Frau Cornelia das traditionsreiche Haus, nun in der sechsten Generation. Sie bieten ihren Gästen Wurst- und Fleischwaren vom eigenen Hof, und auch das frische Gemüse aus dem Garten findet immer noch den Weg in die Küche. Außerdem werden im Garten vor der „Franz-Josef-Hütte“, die sein Vater 1987 in den Garten baute, Grillabende für und mit den Hausgästen angeboten.
„Als die Post damals geschlossen wurde, haben wir das natürlich auch in der Gastwirtschaft gemerkt“, gibt Wolfgang Schmidt schmunzelnd zu: „Oft ging man vom Postschalter, wo man sich die Rente gerade in bar hatte auszahlen lassen, direkt nebenan noch ein Bierchen trinken.“ Aber auch der Tourismus hat sich verändert. Nachdem in den 90-er Jahren der Urlaub lieber im Ausland verbracht wurde, besinnt man sich heute wieder aufs Sauerland.
Gasthauskultur rückläufig
Während der Hausherr in der Woche in seinem gelernten Beruf als Maler und Lackierer arbeitet, kümmert sich seine Frau um die Gastwirtschaft und Pension. „In der heutigen schnelllebigen Zeit ist die Gasthauskultur doch sehr rückläufig,“ so der Wirt.
Was die Zukunft bringt? Das ist noch ungewiss. Wolfgang und Cornelia Schmidt wollen ihren Gasthof auf jeden Fall noch eine ganze Weile mit viel Herzblut weiter betreiben. Und wer weiß? Vielleicht tritt ja eine der beiden Töchter in die Fußstapfen ihrer Vorfahren.
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