Rückershausen. Emily Schneider schreibt über große Erfolge, einen schweren Sturz, ihre Wettkämpfe mit einem Olympiasieger und ihren Wechsel ans Sportinternat.

2019 war das aufregendste Jahr in meinem Leben, das sich sportlich zwischen Himmel und Hölle abspielte. In der Nordischen Kombination bin ich trotz sehr guter Form nur ganz knapp nicht für die erste Junioren-WM in unserem Sport nominiert worden, das war eine große Enttäuschung. Dazu hatte ich viele Ausfälle und musste mich dann wieder rankämpfen. Aktuell muss ich krankheitsbedingt wieder aussetzen, vermutlich sogar bis Ende des Winters. Das ist hart, aber es ist jetzt so – ich kann es nicht ändern.

Emily Schneider vom SC Rückershausen bei den Deutschen Jugendmeisterschaften in Oberhof.
Emily Schneider vom SC Rückershausen bei den Deutschen Jugendmeisterschaften in Oberhof. © Jan Simon Schäfer

Sportlich war es trotz allem ein gutes Jahr. Ende Januar habe ich beim FIS-Youth-Cup in Trondheim den vorletzten Wettkampf und damit die Gesamtwertung gewonnen. Unser Wettkampf fand im Rahmen des Männer-Weltcups statt und so standen hunderte Zuschauer überall an der Strecke. Dann mit Vorsprung ins Ziel einzulaufen und das alles aufzusaugen, zu genießen – das macht einen schon glücklich.

Mit einem zweiten und einem fünften Platz im Alpencup der Frauen habe ich mich für den Bundeskader und auch für den Sommer-Grand-Prix im August qualifiziert, der als Tournee in Oberwiesenthal, Klingenthal und Oberhof stattfindet und quasi den Frauen-Weltcup darstellt, denn dort fehlt keine gute Kombiniererin.

Schwerer Sturz zur absoluten Unzeit

Ich bin aber drei Wochen vorher auf der K-80-Schanze in Klingenthal schwer gestürzt, zum ersten mal hat es mich so richtig schlimm erwischt.

Da ist wieder alles in Ordnung: Emily Schneider beim Sommer-Grand-Prix der Frauen.
Da ist wieder alles in Ordnung: Emily Schneider beim Sommer-Grand-Prix der Frauen. © Jan Simon Schäfer

Beim Absprung bin ich zu sehr von den Zehen abgesprungen und ab da war es nicht mehr zu kontrollieren. Der Ski hing eher als zu stehen, die Luft hat ihn dann noch runtergedrückt und ich bin richtig runtergekracht, auf den Skispitzen gelandet. Da kann man nicht viel nachdenken, ich habe mich nur reflexartig steif und lang gemacht. Ich wurde ins Krankenhaus gedüst und hatte zum Glück nur eine Knieprellung, aber auch erstmal Sportverbot. Ausgerechnet vor dem Sommer-Grand-Prix!

Ein paar Tage vorher habe ich dann fünf Sprünge auf der kleinen K-44-Schanze in Winterberg gemacht, die ja eigentlich eine Anfängerschanze ist. Aber das war, um mich wieder heranzutasten, was nach so einem Absturz reichlich Überwindung kostet.

Im Team mit einem Olympiasieger

Der Test lief nicht wirklich gut, ich habe mit meinen Trainern Thomas Wunderlich und Jens Gneckow wegen der Teilnahme hin- und herüberlegt. Die beiden haben mich ermutigt, es einfach zu probieren und das Feeling des Wettbewerbs mitzunehmen – das war im Rückblick richtig.

Große Bühne, tolle Kulisse: Emily Schneider beim Sommer-Grand-Prix der Frauen in Oberhof.
Große Bühne, tolle Kulisse: Emily Schneider beim Sommer-Grand-Prix der Frauen in Oberhof. © Jan Simon Schäfer

Die Sprünge waren zwar überhaupt nicht gut, beim Laufen hatte ich aber einmal die drittbeste Zeit. Das war im Teamwettbewerb in Oberwiesenthal, in dem ich mit Team-Olympiasieger Fabian Rießle, Terence Weber und Cindy Haasch das Team Deutschland II gebildet habe. Wir sind auf Platz 5 sogar einen Platz vor Deutschland I mit Eric Frenzel und Jenny Nowak gelandet. Das war schon ziemlich cool, zu sehen, dass ich auf dieser Ebene grundsätzlich mithalten kann. Der Grand-Prix war deshalb für mich das absolute Highlight des Jahres, ich erinnere mich gerne daran.

Auch interessant

Nach der Sommersaison ging es für mich mit mehreren Wochen Verspätung in der Schule los, aber nicht mehr in Bad Laasphe, sondern auf dem Sportinternat in Winterberg. Dahin bin ich auf Vorschlag meines Trainers gewechselt, weil die Voraussetzungen für das Training einfach viel besser sind. Es ist viel mehr Zeit für den Sport, weil die ganzen Fahrten von Rückershausen nach Winterberg wegfallen, weil es mit Schule und dem Training einfach besser zusammenpasst.

Tolle Gemeinschaft im Sportinternat

Klar, meine Eltern und meine vier Geschwister und einige Freunde fehlen mir manchmal, aber ich bin immer selbstständig gewesen und komme deshalb ganz gut zurecht und bin froh, es gemacht zu haben. Das Leben am Internat ist richtig cool. Wir haben tolle Leute in der Jahrgangsstufe, darunter Bobfahrer, Kombinierer und Langläufer, das ist eine richtig gute Gemeinschaft.

Ehre wem Ehre gebürt: Emily Schneider und Mika Wunderlich werden für ihren erfolgreichen Winter nachträglich geehrt. Und: Die stolzen Sieger posieren mit ihren Urkunden.
Ehre wem Ehre gebürt: Emily Schneider und Mika Wunderlich werden für ihren erfolgreichen Winter nachträglich geehrt. Und: Die stolzen Sieger posieren mit ihren Urkunden. © Verein

Wenn es für mich 2020 wieder losgeht, will ich an meiner Schnellkraft für die Sprünge arbeiten, was reine Trainingssache ist. Trotzdem werde ich nie die beste im Springen sein, weil ich generell eher der Ausdauertyp bin. Ich freue mich auch auf die weiteren zweieinhalb Schuljahre und auf den Tag, an dem ich wieder Wettkämpfe machen kann. Jeder Start ist für mich etwas Besonderes, es ist immer schön, zu zeigen, was man draufhat. Wichtig ist ja immer, dass der Sport Spaß macht. Und das ist auf jeden Fall so.

Hintergrund zum Text

Bis Silvester berichten an dieser Stelle verschiedene Athleten aus Wittgenstein über ihr Sportjahr 2019.

Emily Schneider ist 16 Jahre alt, stammt aus Rückershausen und lebt aktuell in Winterberg. 2019 gewann sie den FIS-Youth-Cup in der Nordischen Kombination und wurde in den Nachwuchskader des Deutschen Skiverbandes berufen. Auf regionaler Ebene gewann sie die Nord-Westdeutsche Mattenschanzentournee.

Ihr Text entstand mit Unterstützung und auf Basis einiger Fragen unserer Redaktion. Im folgenden weitere persönliche Rückblicke:

Auch interessant

Der Neu-Wittgensteiner Hristian Stanimirov blickt auf sein erstes Jahr als Tennislehrer in der Region zurück und berichtet von einer spannenden Zeit.

.

.

Auch interessant

Die Frage, wie er seinen stetigen Aufstieg als Ausdauersportler bewältigt, bekommt Timo Böhl immer wieder gestellt. Im Rückblick auf sein Sportjahr 2019 gibt er ausführlich Auskunft.

.

.

Auch interessant

Lars Koch und die Fußballer des TSV Aue-Wingeshausen blicken auf ein erinnerungswürdiges Jahr zurück. Der Kapitän sieht gute Perspektiven für die Zukunft.

.

.

Auch interessant

Louisa Rothenpieler bedauert das „Aus“ ihres TV Feudingen, ist persönlich aber zufrieden und hält beim VfL Bad Berleburg auch „Mehr“ locker für möglich.

.

.

Auch interessant

Yannik Lückel blickt auf ein sehr wechselhaftes Jahr der Fußballer des VfL Bad Berleburg zurück und sagt, was aus seiner Sicht anders laufen muss.

.

.

Auch interessant

Till Marburger hat ein erfolgreiches Jahr hinter sich, wechselt aber nun das Umfeld. Im Rückblick erklärt er auch, wie es zum Stabbruch kam.

.

.

Auch interessant

Mit der KTV Obere Lahn ist Sunny Fiecker aus der zweiten Bundesliga abgestiegen. Warum er trotzdem eine positive Jahresbilanz zieht.

.

.

Auch interessant

Mit drei verschiedenen Mannschaften des TuS Erndtebrück hat Mats Birkelbach 2019 Turbulenzen erlebt, aus der Ruhe gebracht hat ihn dies nicht.