Bad Berleburg. Die Frage, wie er seinen stetigen Aufstieg als Ausdauersportler bewältigt, bekommt Timo Böhl immer wieder gestellt. Im Rückblick gibt er Auskunft
2019 war für mich ein Jahr, in dem ich als Triathlet und Läufer wieder einen echten Leistungssprung geschafft habe. Mittlerweile schaffe ich Zeiten und Leistungen, von denen ich vor einigen Jahren nicht gedacht hätte, dass sie für mich überhaupt erreichbar sind – etwa die 10-Kilometer-Zeit von 31:56 vor einem Monat beim Lauf in Essen oder der Sieg beim Steiraman-Triathlon in Österreich. So wie mir geht es auch anderen, denn ich werde öfter angesprochen, wie diese stetige Entwicklung zustande kommt.
Meine Schwierigkeiten habe ich, wenn bei den Überlegungen der Faktor Talent ins Spiel gebracht wird, der beim Ausdauersport keine große Rolle spielt. Es ist einfach Fleiß und Hingabe für das, was man tut – und das, wie der Name schon sagt, ausdauernd oder besser gesagt andauernd.
Körper wie ein Motor
Was die Stunden angeht, ist das Training für mich inzwischen ein Halbtagsjob. Es ist einfach viel, viel, viel Training. Nicht nur in den drei Triathlon-Disziplinen, sondern für mich gehört auch Stabilität durch Kräftigung im Fitnessstudio dazu.
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An die hohen Umfänge muss man sich über die Jahre erst gewöhnen, dazu muss man sehen, dass man das richtige Werk ins sich reinschmeißt. Der Körper funktioniert letztlich wie ein Motor, deshalb gehört die richtige Ernährung sowie die Vor- und Nachbereitung des Trainings einfach dazu. Die Tatsache, dass ich den letzten Jahren komplett von Krankheiten verschont geblieben bin, zeigt mir, dass ich da auf dem richtigen Weg bin.
Das Wissen dazu habe ich aus Gesprächen mit anderen, mir aber vor allem angelesen. Ich bin kein Bücherwurm, habe aber mehrere Fachzeitschriften abonniert, über die ich mir Infos zu Veranstaltungen, Trainingsoptimierung, Ernährung und Technik hole.
Ich sauge das richtig auf, denn Kleinvieh macht bekanntlich auch Mist. Das können die richtigen Energieriegel oder auch die Mechanikkomponenten am Fahrrad sein. Vorangebracht haben mich in diesem Jahr auch Investitionen in Trainingslager und eine professionelle Leistungsdiagnostik, um die Trainingsbereiche für ein effizientes Intervalltraining zu optimieren.
Beim Schwimmen hängt sehr viel von der Technik ab. Weil ich in dieser Disziplin noch nicht so lange aktiv bin, habe ich zuletzt eine Gegenstromanlage besucht, in der man in einem 2x3-Meter-Becken auf der Stelle schwimmt, wodurch ein Analyst sich das in Ruhe aus der Nähe ansehen kann. Herausgekommen ist, dass ich mich viel zu hektisch bewege.
Besser gleiten
Jetzt arbeite ich daran, die Bewegungen langsamer, aber ruhiger auszuführen und die Gleitphasen mitzunehmen. Als ich das in dieser Gegenstromanlage gemacht habe, haben die das Tempo der Anlage hochgedreht, ohne dass ich es überhaupt mitbekommen habe.
Das sind Sachen, die hören sich genau wie die vielen Trainingsstunden für Viele vielleicht abgedreht an, aber es ist einfach mein Hobby – und zum Glück auch das meiner Freundin. Man könnte sagen, da haben sich zwei Bekloppte gefunden.
Highlights in den Sand gesetzt
Es gibt keinen Tag ohne Training. Mir fehlt sogar etwas, wenn ich zwei Tage nichts mache. Es ist schon wichtig, einen Partner zu haben, der das nicht nur akzeptiert, sondern sich auch dafür interessiert und mit dem man fachsimpeln kann. Wir planen sogar unsere Urlaube immer mit etwas Sportlichem drumherum.
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So ist auch dieser Sieg bei dem Triathlon in Österreich zustande gekommen. Da habe ich mich ohne Ambitionen angemeldet, aber dann waren bei der Premierenveranstaltung nur 50 Leute, obwohl das wirklich ein sehr schöner Wettkampf ist – und ich hatte eine gute Tagesform.
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Bei meinen eigentlich ausersehenen Jahreshighlights lief es dagegen überhaupt nicht. Beim 70.3.-Ironman im Kraichgau ist mir einfach der Saft ausgegangen, schon beim Radfahren. Ich bin zwar ins Ziel gekommen, aber bei weitem nicht so, wie es geplant war. Auch den Frankfurt-Marathon habe ich, für meine Begriffe, trotz Bestzeit [2:48:21 Stunden] in den Sand gesetzt.
Ende der Fahnenstange nicht erreicht
Man hat diese gebrauchten Tage, aber es kommen 2020 neue Chancen – und ein paar Jährchen, in denen altersbedingt Leistungssteigerungen drin sind, habe ich ja auch noch.
Die Hoffnung, dass ich über 10 Kilometern noch zwei Minuten raushole und den Jonas Hoffmann abfange, habe ich nicht. Aber beim Radfahren oder Schwimmen habe ich noch nicht ein Level erreicht, dass schwierig zu steigern wäre.
Hintergrund zum Text
Bis Silvester berichten an dieser Stelle verschiedene Athleten aus Wittgenstein über ihr Sportjahr 2019.
Timo Böhl ist 31 Jahre alt, wohnt in Bad Berleburg und gehört dem Triathlon-Ligateam des TVE Netphen an, das in der Regionalliga an den Start geht.
Ihr Text entstand mit Unterstützung und auf Basis einiger Fragen unserer Redaktion. Im folgenden weitere persönliche Rückblicke:
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