Menden. Tim Kießler vom BSV Menden hat sich seinen Traum erfüllt, im Huckenohlstadion zu spielen. Nun wird die Sportstätte saniert. Das sind die Kosten.
Tim Kießler ist als Kapitän des Fußball-Landesligisten BSV Menden eines der großen Aushängeschilder des heimischen Sports. Der heute 26-Jährige ist zudem so etwas, wie ein Urgestein beim BSV. Denn bereits seit 22 Jahren spielt er für seinen Heimatverein. „Angefangen habe ich im Alter von vier Jahren bei den Minikickern, als ich mit meiner Familie von Sümmern nach Menden gezogen bin“, erklärt der Sportler, der im zentralen Mittelfeld des heimischen Branchenführers die Fäden zieht. Doch das war nicht immer so. Denn als er als Kind zum BSV gekommen ist, träumte er schon damals für die erste Mannschaft zu spielen – und eines Tages im Huckenohlstadion auflaufen zu können, der Sportstätte seines Vereins und wahrscheinlich die berühmteste Sportstätte der Stadt.
2014 erfüllt er sich diesen Traum als er den Sprung von den A-Jugend in die erste Mannschaft schaffte. „Angefangen habe ich noch auf dem Gisbert-Kranz-Sportplatz, auf Asche damals noch“, erinnert sich der Sportler an seine ersten Schritte beim BSV. Relativ schnell zog der BSV Menden dann ins Huckenohlstadion um. Aber zunächst spielte Kießler in der Jugend auf dem Nebenplatz des Huckenohlstadions, der erst einen Aschebelag hatte und dann zum Kunstrasen wurde.
Seit einem Jahr keine Spiele mehr
Als er dann den Sprung in die Senioren schaffte, bedeutete das auch für ihn, ab sofort auf dem Naturrasen im Huckenohl trainieren zu dürfen. Dort spielte er zwischen 2014 und 2021 regelmäßig, doch zuletzt ist es weniger geworden. „Es ist echt ein cooles Gefühl wenn man von oben das Huckenohlstadion betritt und dann herunter auf den Rasen geht. Es gibt für einen Mendener Fußballer eigentlich keinen besseren Sportplatz. Wenn ich das zum Beispiel mit dem Rasen am vergangenen Sonntag bei unserem Spiel beim FC Arpe-Wormbach vergleiche, der ein ganz schöner Acker war, dann liegen da Welten zwischen“, sagt er mit einem Augenzwinkern. „Unser Rasen war immer eines unserer Aushängeschilder. Wenn ich an Fußball denke, kommt mir da meist zuerst das Huckenohlstadion in den Sinn“, fügt der BSV-Kapitän hinzu.
Dass er seit über einem Jahr nicht mehr auf dem Naturrasen des Huckenohlstadions aufgelaufen ist, liegt daran, dass die Stadt die Tribünen und Treppenaufgänge seit Ende 2021 gesperrt hat. Denn das Huckenohlstadion ist marode geworden. Seit Anfang September laufen die Sanierungsarbeiten, bei der fast das komplette Huckenohlstadion erneuert wird. Ziel der Stadt ist es, Fußballern wie Tim Kießler oder auch den Leichtathleten des Marathon-Clubs Menden und der LG Menden ein modernes Stadion mit perfekten Wettkampfbedingungen zur Verfügung zu stellen.
Ein Instandsetzungstau
Und dafür greift sie finanziell sehr tief in die eigene Tasche. Wie tief, das weiß Uwe Siemonsmeier, Kämmerer der Stadt Menden, ganz genau. „Das Huckenohstadion ist wie vieles innerhalb der kommunalen Infrastruktur in die Jahre gekommen, weil wir die Gebäude und vor allem die Tribünenanlage nicht regelmäßig instand gesetzt haben. Es ist ein erheblicher Instandsetzungsstau entstanden“, sagt Siemonsmeier über den aktuellen Stand der Dinge.
„Man muss kein Prophet sein, um zu erahnen, dass, wenn wir kein Förderprojekt zum Huckenohl gestellt und bewilligt bekommen hätten, die Politik wahrscheinlich die Sanierung des Huckenohlstadions im notwendigen Umfang beschlossen und im Haushalt eingesetzt hätte“, erklärt Siemonsmeier. Doch es kam anders. Nachdem sich Dagmar Freitag in ihrer Funktion als Mitglied des Bundestages und Vorsitzende des Sportausschusses beim Bund erfolgreich für die Stadt Menden eingesetzt hat, erhielt Menden 2019 einen Förderbescheid des Bundes. Mittlerweile haben sich die Zahlen aber geändert. „Die Kosten für das Projekt betragen nach aktuellem Stand 4,8 Mio. Euro mit einem Förderanteil von 67 Prozent, sodass der Mendener Haushalt nun 1,6 Millionen Euro Eigenanteil aufbringen muss“, sagt Siemonsmeier.
Abschreibungen erstrecken sich auf 60 Jahre
Im Haushalt wäre also die Sanierung des Huckenohlstadions komplett im nächsten Jahr wirksam für das Ergebnis und damit den Haushaltsausgleich geworden, während durch die Förderung und die investive Verbuchung Vermögen geschaffen und über die Abschreibungen auf 60 Jahre gestreckt und nur auf einem Eigenanteil von einem Drittel der Investitionssumme bezogen haushaltswirksam wird.
„Ich gehe davon aus, dass wir im Falle einer Sanierung nicht dieselbe Summe verbaut hätten, wie heute im Rahmen des Förderprojektes, sagen wir einfach 2,5 Mio Euro für das Sanierungsprojekt. Nach Lage der Dinge hätten wir diesen wohl nun im Haushalt 2023 einplanen müssen und hätte den Haushalt mit ebendiesem Betrag belastet“, fügt Siemonsmeier an.
Eigenanteil von 1,6 Millionen Euro
Dagegen stehen die investiven Kosten für das Projekt, die bereits in den vergangenen Haushaltsjahren veranschlagt waren, aber aufgrund von Verzögerungen in der Planung noch nicht abgerufen wurden. „Da die Fördergelder aber bis zum Ende des nächsten Jahres verbaut sein müssen, betrifft auch das Förderprojekt jetzt komplett den Haushalt 2023, aber eben anders. Die Investitionskosten von 4,8 Mio. Euro werden als Auszahlung komplett im Investitionshaushalt veranschlagt, dagegen die Fördermittel in Höhe von 3,2 Mio. als Einzahlung, so dass unterm Strich ein Eigenanteil von 1,6 Mio Euro zu finanzieren ist“, erklärt Siemonsmeier, welche Kosten auf den Haushalt zukommen.
Und Tim Kießler? Der hofft darauf schnellstmöglich wieder auf dem Naturrasen des Huckenohlstadions auflaufen zu können. Was das am Ende wirklich kostet und wie lange es dauern wird, ist ebenso offen, wie wann sich Kießlers Traum vom Aufstieg in die Westfalenliga mit dem BSV Menden erfüllen wird.