Kierspe. Eine eigene Felswand im Garten: So hat sich Peter Feltens ein kleines Kletterparadies mit Höhle geschaffen. Zugang zum Park nach Anmeldung frei.

In Peter Feltens‘ Garten in Kierspe gibt es einen Freikletterpark. Auf seinen 3000 Quadratmetern erhebt sich die Felsenwand, die zum Berg Arney (465 Meter) gehört. Dort hat sich der 78-jährige Sauerländer einen Traum erfüllt und nur wenige Meter vor seinem Haus ein kleines Paradies für Kletterer geschaffen, gemeinsam mit der Sektion Lüdenscheid des Deutschen Alpenvereins. Schreitet man durch das Tor zum Hülloch, wie dieses idyllische Fleckchen Erde zwischen Kierspe und Meinerzhagen heißt, öffnet sich der Blick in ein kleines Tal, umringt von Felsen und Bäumen. Sonnendurchflutet möchte man sofort auf einer der Holzbänke Platz nehmen und auf die ersten wagemutigen Kletterer warten.

Sagenhafte Höhle mitten im Urwald

„Vor 20 Jahren“, so berichtet es Peter Feltens, „glich dieser Ort einem Urwald“. Niemand habe sich darum gekümmert. „Mit der Kletterwand ist das Gelände um das Hülloch jetzt um eine Attraktion reicher“, freut sich der Senior. Aus dem Urwald wurde mit Hilfe des Alpenvereins eine Natur-Arena, die sogar eine „sagenhafte Höhle“ beherbergt. Aber dazu später mehr.

Der Kletterfelsen - an der Seite ganz links - im Garten von Peter Feltens ist 13 Meter hoch. Die Felswand ist im höchsten Schwierigkeitsgrad auch für Könner eine Herausforderung.
Der Kletterfelsen - an der Seite ganz links - im Garten von Peter Feltens ist 13 Meter hoch. Die Felswand ist im höchsten Schwierigkeitsgrad auch für Könner eine Herausforderung. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Peter Feltens Freikletterwand ist für alle offen und kostenlos zu besuchen. „Der Überhang im Felsen ermöglicht ein anspruchsvolles Klettern“, berichtet der 78-Jährige stolz über das gemeinsame Projekt mit dem Alpenverein. Auf 13 verschiedenen Routen mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden können Kletterer den Felsen bezwingen. Die Namen der Kletterrouten klingen abenteuerlich wie etwa „Smaugs Einöde“ oder romantisch wie „Das kleine Abendrot“. Die Schwierigkeitsskala reicht von 3 bis 8. Letztere ist selbst für erfahrene Kletterer eine Herausforderung. Die maximale Wandhöhe beträgt 13 Meter.

Touristische Attraktion in Kierspe

„Kierspe ist seit der Eröffnung am 27. April um eine touristisch bedeutsame Attraktion reicher“, berichtet Feltens. So eine Freikletterwand gebe es nicht oft in der Region. „Die liegt auch noch sehr zentral, fast in der Innenstadt und ist deshalb sehr leicht und schnell erreichbar“, freut sich der Sauerländer. Zu Freikletterwänden wie an der Lister müsse man erst noch lange hinwandern, weil sie eher abgelegen liegen. Und Kletterwände in Indoorhallen seien nicht jedermanns Sache.

Die Sektion Lüdenscheid des Deutschen Alpenvereins mit seinen 1100 Mitgliedern sorge dafür, dass die Kletterwand am Hülloch sicher bleibt. 2018 begannen die Arbeiten, die Felswand von Sträuchern und Bäumen zu befreien. Haken wurden angebracht. Mittlerweile kommen Kletterer aus ganz NRW dort hin.

Ein Kletterer der Lüdenscheider Sektion des Deutschen Alpenvereines in der Felswand im Hülloch.
Ein Kletterer der Lüdenscheider Sektion des Deutschen Alpenvereines in der Felswand im Hülloch. © Privat | Privat

50 Buchungen im ersten Monat

Frank Steinbach, Vorsitzender der Sektion Lüdenscheid des Deutschen Alpenvereins, ist auch Monate nach der Eröffnung begeistert von der Kletterwand in Feltens‘ Garten: „Im ersten Monat nach der Freigabe hatten wir 50 Buchungen. Vor allem aus dem Düsseldorfer und Kölner Raum kommen viele, aber auch aus dem Ruhrgebiet.“ Das Hülloch werde besser angenommen, als es die Kletterexperten aus dem Sauerland vermutet haben. „Es ist ein kleines Klettergebiet, aber eben gut erreichbar. Es bietet auch schwierige Kletterrouten über einen Felsüberhang an.“ Da müsse man schon etwas können, sagt Steinbach, der auch auf den Vorteil einer auf dem Anwesen befindlichen Toilette hinweist. Für Ausrüstung müsste jeder selbst sorgen – und: „Es haftet jeder für sich selbst.“

Pandemie bremste das Projekt

Feltens hat seit 1970 als Stadtplaner für die Stadt Kierspe gearbeitet. Als Amtsleiter des Bauamtes kennt er sich in Kierspe und Umgebung aus. Im März 2010 war sein letzter Arbeitstag. Sein Haus liegt keine 100 Meter vom Hülloch entfernt. Das Gelände hat er 2008 gekauft. Mit rund 8000 Euro sei das Projekt aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes gefördert worden. Acht Jahre vergingen seit der Idee bis zur Umsetzung des Vorhabens, die Felsenwand für Kletterer freizugeben. Nicht zuletzt die Pandemie bremste das Projekt. Das Freilegen der Felswand habe intensivste Arbeiten gefordert. „Das war wie in einem Steinbruch“, erzählt Feltens. „Alles bewältigt von freiwilligen Helfern des Deutschen Alpenvereins.“  Natürlich sei auf die Einhaltung vernünftiger Sicherheitsstandards geachtet worden. Auch die entsprechenden Überprüfungen durch Fachleute habe viel Zeit in Anspruch genommen.

Peter Feltens an seinem Kletterfelsen in Kierspe.
Peter Feltens an seinem Kletterfelsen in Kierspe. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Ein Code für das Eingangstor

Um die Kletterrouten nutzen zu können, ist lediglich eine Online-Anmeldung bei der Lüdenscheider Sektion des Deutschen Alpenvereins nötig. Mit einem Code lässt sich das Eingangstor zum Kletterparadies öffnen.

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Feltens plant im Ruhestand noch viel mit seiner Frau zu reisen. Und er will weiter den Geheimnissen des Hüllochs und der Schanhollen nachspüren. In der Schanhollen-Höhle, deren Eingang sich direkt am Fuß der Freikletterwand befindet, mit einem 100 Meter langen Zugang in den Kalkstein des Arney gebe es noch viel Spannendes zu erfahren. „Die Höhle mit seinen vielen Abzweigungen sieht aus wie ein Schweizer Käse. Wir sind gespannt, was wir darin noch alles finden.“ Im Schutz der Höhle am Hülloch haben sich Erzählungen zufolge die Protestanten im 30-jährigen Krieg (1618 – 1648) zum Gottesdienst versammelt. Der Sage nach lebten dort aber auch die Schanhollen – kleine elfenartige Wesen – die nachts zum Vorschein kamen. Den Eingangsbereich zur Kletterwand zieren Malereien der Schanhollen, die andernorts „Zwerge“ oder „Heinzelmännchen“ heißen.

Kleines Geheimnis

Wenn Peter Feltens die vielen Autos mit Kennzeichen aus Dortmund oder Köln sieht, zaubert es ihm immer noch ein Lächeln ins Gesicht. Das Kletterparadies in seinem Garten in Kierspe soll noch lange erhalten bleiben, sagt der Senior. Es sei seine Lebensaufgabe. „Und meine Kinder werden es weiterführen.“ Zum Schluss verrät der Sauerländer noch ein Geheimnis: „Ich war noch nie in der Wand am Hülloch. Das ist nichts für mich.“