Siegen/Netphen. Mona Schmidt aus Netphen liebt Speedklettern, feierte jetzt ihr Europacup-Debüt. So erklärt sie ihre Leidenschaft, das sind ihre Ziele.

Für ein optimales Foto bleibt wenig Zeit. In gerade mal knapp zehn Sekunden hat sich Mona Schmidt vom Erdboden in schwindelerregende Höhen verabschiedet. 15 Meter hoch ist die Speed-Kletterwand im Kletterzentrum Effertsufer Siegen, wo Mona Schmidt jede Woche trainiert, um noch schneller zu werden.

Dass das Klettern auf Geschwindigkeit ihre große Leidenschaft werden würde, war für Mona Schmidt nicht absehbar. Am Gymnasium Netphen machte sie ihr Abitur, arbeitete danach im „Freiwilligen Sozialen Jahr“ in der Heilerziehungspflege. Mit dem Sportklettern kam sie in Berührung über einen Freund der Familie, der am Effertsufer als Trainer engagiert war. „Ich bin einfach mal mitgekommen, hatte Spaß dabei und bin dann in die Jugendgruppe gegangen“, erinnert sich Mona Schmidt an die Anfänge. Da war sie elf Jahre. Auch Handball, Badminton, Schwimmen und probierte sie aus, beim Klettern aber blieb sie hängen.

„Für das Speedklettern bin ich gerne so viel unterwegs.“

Mona Schmidt
über ihr hohes wöchentliches Trainingspensum

Der Kids-Cups, eine Serie für Nachwuchs-Kletterer, stieg sie schnell in den Wettkampfmodus ein, wurde schnell ein Teil des Kletterteams in Siegen. Während viele ihrer Trainingspartner aber beim klassischen Leadklettern blieben oder sich dem modernen Bouldern verschrieben, fand Mona Schmidt Gefallen am Speedklettern. Voriges Jahr nahm sie erstmals an Landesmeisterschaften teil, danach ging es - wie an der Wand - steil bergauf. Vorläufiger Höhepunkt: Ihr erster Einsatz für die deutsche Nationalmannschaft im Speedklettern beim Europacup in Augsburg. Im ersten Duell trat die junge Netphenerin gegen die Ukrainerin Sofia Tulchynska an. Trotz eines soliden Laufs kam sie nicht in den Rhythmus und erreichte eine Zeit von 9,129 Sekunden. Im zweiten Lauf gegen ihre Nationalmannschaftskollegin Nele Thomas verbesserte sich Schmidt auf 9,01 Sekunden. Mit dieser Leistung und als drittbeste Deutsche sicherte sie sich den elften Platz. Zum ins Viertelfinale reichte die Zeit allerdings nicht.

Auch interessant

Trotzdem: Binnen weniger Jahre hat sich Mona Schmidt zu einer der besten ihrer Zunft im Landesverband NRW des Deutschen Alpenvereins und darüber hinaus entwickelt. Sie ist festes Mitglied im Nachwuchskader 2, einer Zwischenstufe zwischen National- und Landeskader und steht quasi auf dem Sprung. Um ihre Ziele zu erreichen, investiert Mona Schmidt viel Muße, aber vor allem viel Zeit. Denn sie trainiert nicht nur im Siegener Kletterzentrum, sondern im Boulderzentrum „Schlüsselstelle“ in Weidenau und auch jede Woche in Düsseldorf, „weil dort die Trainingsbedingungen noch besser sind als hier.“ Hinzu kommt Krafttraining in der „Box 57“ in Netphen. „Für das Speedklettern bin ich gerne so viel unterwegs“, schmunzelt Mona.

Mona Schmidt bereitet sich akribisch auf ihren nächsten Trainingseinsatz im Kletterzentrum am Siegener Effertsufer vor.
Mona Schmidt bereitet sich akribisch auf ihren nächsten Trainingseinsatz im Kletterzentrum am Siegener Effertsufer vor. © Funke-Mediengruppe | Lutz Großmann

Beim Wettkampf-Speedklettern ist die Route 15 Meter lang und fünf Grad überhängend. Weil Wand und Grifffolge genormt sind, gibt es inzwischen offizielle Rekordzeiten. Der deutsche Rekord steht bei 6,84 Sekunden, Mona Schmidts persönliche Bestleistung bei 8,58 Sekunden, die sie kürzlich bei einem Wettkampf in Innsbruck schaffte.

„Aber da geht noch mehr“, ist Mona Schmidt überzeugt und weiß: „Eine gute Wand hat viel Reibung, denn dadurch kann man besser treten und erzeugt mehr Geschwindigkeit.“ Aber ist es nicht furchtbar langweilig, eine bekannte, sich nicht veränderte Kletterroute mit der entsprechenden Seilsicherung hinaufzulaufen? „Für andere vielleicht, für mich aber nicht, denn ich mich perfektionieren will“, sagt Mona Schmidt aus Überzeugung, „für mich ist das Speedklettern ein ewiges Projekt.“

DM und Europacup

In diesem Jahr freut sich Mona Schmidt noch auf weitere wichtige Wettkämpfe, bei denen sie ihre Bestzeit weiter drücken kann, nämlich die Deutsche Meisterschaft im Speedklettern am 7. September in Hamburg und - falls sie nominiert wird - den nächsten Europacup eine Woche später in Bologna.

Und, wer weiß, wie sich die Sportkarriere der Siegerländerin entwickelt. Seit 2021 ist das Speedklettern in Kombination mit dem Bouldern und Leadklettern Teil des olympischen Programms. Jetzt, bei den Spielen in Paris, zog die junge Sportart Tausende in ihren Bann. Auch 2028 in Los Angeles und 2032 in Brisbane wird das Sportklettern olympisch sein - lohnende Ziele, auch für Mona Schmidt.