Schmallenberg. Michael von der Ley war in der Versicherungsbranche. Jetzt bewirtschaftet er mit seiner Frau Sandra eine besondere Hütte im Sauerland.
Egal aus welchem Winkel man schaut, es glitzert an jeder Ecke. Kuhglocken mit verschiedenen Gravuren, Lampen, die im Bergbau genutzt worden sind, Schaukelpferde in allen Größen und Suppenkellen – man ist in der Almhütte Schanze in Schmallenberger Sauerland gelandet. Mittendrin ist das Ehepaar von der Ley – in seiner bayrischen Tracht. Die scheint so gar keinen Sinn zu machen, hier im Sauerland. Für Michael von der Ley schon, denn er lebt hier gemeinsam mit seiner Frau Sandra den Traum seines Vaters weiter. Dazu später mehr.
Weitere Themen aus der Region:
- Der Mann hinter DJ Robin Schulz: „Geld war nie mein Antrieb“
- Lokführer stirbt: So kam es zu dem tragischen Unglück
- Scholz der Pistorius: Das sagen Genossen in der Region
- Warum die NASA ein Drahtwerk im Sauerland im Blick hat
- Hackerangriff: Südwestfalen IT entlässt Ex-Geschäftsführer
- Erster Schnee im Sauerland: Wo weiße Pracht zu erwarten ist
- Erste Kommune mit Bezahlkarte für Flüchtlinge: So klappt es
- Weihnachtsmärkte in Südwestfalen: Diese sollten Sie nicht verpassen
- Wieso die Igel-Mama aus dem Sauerland in großer Sorge ist
- Merz und Co.: So dürfte die Wahl rund ums Sauerland ausgehen
- Neue Discos: Warum das Sauerland wieder in Feierlaune ist
Almhütte: In Schanze sieht alles so aus wie in den Bergen
„Seit über 40 Jahren bedienen die Kellner hier in Lederhose und die Kellnerinnen im Dirndl. Hier soll alles authentisch bleiben“, sagt Michael von der Ley und spreche seinem vor mehr als 25 Jahren verstorbenen Vater damit aus der Seele. Die Bekleidung der Angestellten ist Alpen-typisch. Jedes der unzähligen Einzelstücke an der Decke der familiengeführten Hütte erzählt eine eigene Geschichte – viele wurden von der Familie auf Reisen und Flohmärkten erworben, manche von treuen Stammgästen beigesteuert.
„Vielleicht war es Schicksal, dass wir zurück ins Sauerland kommen. Dabei haben wir das eigentlich erst zur Rente hin geplant.“
Das Schicksal holt die Sauerländer zurück in die Heimat
Das massive Holzhaus ist heute ihr Lebensmittelpunkt, der so gar nicht geplant war. Kennengelernt hat sich das Ehepaar im Münsterland, in dem beide in der Versicherungsbranche tätig waren. Kurios, denn gebürtig stammen jeder von ihnen aus dem Sauerland. Sie aus Lennestadt, er aus Schmallenberg. „Vielleicht war es Schicksal, dass wir zurück ins Sauerland kommen. Dabei haben wir das eigentlich erst zur Rente hin geplant“, erzählt Sandra von der Ley mit einem Lächeln im Gesicht. Der Ruhestand könne aber noch einen Moment auf sich warten lassen, wie der 58-jährige Inhaber berichtet.
So richtig „schuld“ an ihrer Rückkehr sei vor allem die ältere Schwester ihres Mannes, die die Hütte von 1990 bis 2016 geleitet hat. „Sie hat den Spruch losgelassen, dass wir die Almhütte ja übernehmen könnten. Ich habe das erstmal als Spaß verstanden, in meinem Mann hat sie damit aber etwas ausgelöst“, erinnert sich die Hüttenherrin zurück. Heute wohnen sie vor Ort und bewirtschaften zusätzlich noch Ferienwohnungen.
Der Traum des Vaters von den Alpen wurde in Schmallenberg zur Wirklichkeit
„Ein Hauch von Bestimmung“, sagt Michael von der Ley, wenn er auf sein Leben blickt. Er war in jungen Jahren Biathlet und hat es bis in die Jugendnationalmannschaft geschafft. Sein Vater war als Skilehrer und Bergführer in den Dolomiten und anderen Regionen der Alpen tätig. „Er hatte immer die Vision von einer eigenen Hütte, die genauso wie in den Alpen ist. Der Gedanke hat meinen Vater nie losgelassen“, sagt der Hüttenherr. 1982 kaufte die Familie von der Ley das Grundstück und verwirklichte damit den Traum des Oberhaupts.
Viele Änderungen und Anbauten hat es seitdem an der Almhütte gegeben, ihr Grundsatz ist gleich geblieben. „Hier erinnert einiges an die Alpen und das soll auch so bleiben. Wir sind eine Hütte mit Hausmannskost und niemand bekommt einen Privatbutler“, sagt Sandra von der Ley. Sie haben etwas gehadert und viel darüber nachgedacht, denn ihre festen Jobs im Münsterland aufzugeben, sei nicht unüberlegt passiert. „Wir haben viel Potenzial in Schanze gesehen“, sagt der Hüttenbetreiber.
Bis 1990 kümmerte sich sein Vater, von 1990 bis Ende 2016 seine ältere Schwester um den Hüttenbetrieb. Nach 26 Jahren Gastronomie sei sie froh gewesen, die Aufgabe an ihren jüngeren Bruder weiterzugeben, da die Arbeit auch viel Einsatz verlange. „Wir haben uns vorgenommen, die Hütte zehn Jahre lang zu betreiben. Acht sind um, wenn alles so bleibt, dann werden es wohl doch ein paar mehr“, sagt Sandra von der Ley. Hausmannskost überwiegt auf der Speisekarte, so wie man es aus den Alpen kennt. In der Woche wird mittags geöffnet und am frühen Abend geschlossen, denn die meisten Gäste würden die Almhütte tagsüber aufsuchen.
„Einige Gäste kommen gerne in Tracht und passen sich uns und unseren Angestellten an. Dabei finden sich hier die schönsten Kleidungsstücke zusammen.“
Auch interessant
Gäste kommen in Tracht nach Schmallenberg
Viele Tagestouristen aus weiten Teilen Deutschlands und den Nachbarländern, die zum Wandern ins Sauerland fahren, schauen in Schanze vorbei – manche seit Jahrzehnten. Sie scheuen den Weg durch die Wälder und hoch auf den bergigen Ortsteil Schanze nicht. Dabei ist die Hütte auch einfach mit dem Auto zu erreichen. „Einige Gäste kommen gerne in Tracht und passen sich uns und unseren Angestellten an. Dabei finden sich hier die schönsten Kleidungsstücke zusammen“, sagt Michael von der Ley. Die Betreiberfamilie werde viel Lob für das Alpen-Flair entgegengebracht. Von der Terrasse aus erstreckt sich der Blick auf Wälder und Berge.
„Hier auf dem Berg soll man entschleunigen. Wenn wir den Gästen vermitteln, dass sie hier herunterkommen und abschalten können, dann freuen wir uns“, berichtet Sandra von der Ley. Die Hütte und ihr Charme sowie das gesamte Auftreten der Familie und ihres Teams solle den Sauerländern die Atmosphäre aus den Alpen bis vor die Haustür holen.