Netphen. Stefan Grimm handelt mit Einsatzfahrzeugen, die Bundeswehr, THW oder Feuerwehr ausgemustert haben. Aus den Oldtimern kann man jede Menge machen.
H-Kennzeichen, aber unter 100.000 Kilometer gelaufen? Bei Privatfahrzeugen fast unvorstellbar, doch bei den ausrangierten Nutzfahrzeugen von THW und Bundeswehr nahezu Alltag. Stefan Grimm kauft mit seinem Nutzfahrzeugwandel die Gerätschaften auf und verkauft sie weiter an Menschen, die sie auf ganz kreative Art und Weise weiternutzen.
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Angefangen hat alles im Jahr 2014. „Ich war damals auf der Suche nach einem Anhänger für meinen Unimog. Ich habe dann an einer Auktion teilgenommen und direkt drei Anhänger auf einen Schlag ersteigert“, erzählt Stefan Grimm. So nahm alles seinen Lauf und er konnte sein Hobby zum Beruf machen. „Ich habe mich schon immer für Traktoren, Oldtimer und Unimogs interessiert. Im Oktober 2014 fing es mit dem Betriebsgelände in Siegen an, später folgte ein weiteres größeres Gelände in Burbach und Salchendorf, wo auch die meisten Fahrzeuge stehen.“
Bei Siegen: Aus alten Fahrzeugen von Feuerwehr, Bundeswehr und Co. kann viel machen
Dabei kauft er die unterschiedlichsten Fahrzeuge auf: Vom geländegängigen Bundeswehr-Anhänger über alte Feuerwehrautos bis hin zum THW-Lkw ist fast alles dabei. „Von der Bundeswehr habe ich mal ein paar Funkkabinen gekauft. Die sind super isoliert, haben eine Klimaanlage und eine Standheizung. Die Technik ist einfach, aber dadurch auch weniger störanfällig und sehr robust. Die wurden für Expeditionsfahrzeuge umgebaut“, erzählt Stefan Grimm. Er selbst nutzt eine solche Kabine als kleine Werkstatt. Nicht alle Fahrzeuge, die er erwirbt, verkauft er wieder. „Manche Anhänger sind schon sehr ramponiert, aber die verwende ich als Ersatzteilspender“, sagt Stefan Grimm. Er ersteigert Fahrzeuge und Aufbauten aus ganz Deutschland. Einige muss er selbst abholden, andere können von ihren neuen Besitzern bereits am Verkaufsort abgeholt werden.
Die meisten Fahrzeuge sind in gutem Zustand. „Oft werden sie aus Altersgründen ausgemustert. Die meisten Fahrzeuge der Bundeswehr oder des THW sind durchaus H-Kennzeichen-fähig“, erzählt Stefan Grimm. „Die Schäden, die sie oft haben, kommen von unsachgemäßem Gebrauch oder weil die Fahrzeuge oft lange ungeschützt im Freien standen. Viele sind nicht viel gefahren. Das alte Feuerwehrauto, das ich jetzt habe, ist gerade mal 20.000 Kilometer gelaufen.“ Es handelt sich um einen Volkswagen LT-Bus mit Erstzulassung im Oktober 1980.
Netphen: Nutzfahrzeuge mit Oldtimerstatus und oft sehr geringer Laufleistung
Geringe Laufleistungen sind bei den Nutzfahrzeugen von THW, Bundeswehr und Feuerwehr keine Seltenheit. Stefan Grimm erklärt, dass viele Fahrzeuge, vor allem in ländlichen Regionen, einfach nur Sicherheit bringen sollen, aber oft nicht viel genutzt werden. So stehen die Geräte meist lange Zeit, ohne ihren eigentlichen Zweck zu erfüllen. Den Vorteil hat dann der spätere Käufer. „Aufgrund des Alters ist in den Anhängern und Fahrzeugen einfache Technik verbaut. Diese ist weniger fehleranfällig, Ersatzteile sind günstig und vieles kann noch selbst repariert werden“, sagt Stefan Grimm. Ein Grund mehr, warum sich ausgediente Nutzfahrzeuge für den Umbau eignen.
Anhänger der Bundeswehr landen oft bei Stefan Grimm, die neuen Besitzer bauen sie für die unterschiedlichsten Zwecke um. „Viele nutzen das Grundgerüst, um weitere Spezialaufbauten darauf zu setzen. Vom Dixie-Klo bis zum Wassertank für die Landwirtschaft, vom mobilen Gartenhaus bis zum Motorradanhänger und Begleiter für Weltreisen, der hohe Grundaufbau des Anhängers ist sehr robust und geländetauglich“, erzählt Stefan Grimm. Ein weiterer Vorteil sind die Druckluftbremsen, eine etwas ältere Technik, die es aber ermöglicht, den Anhänger auch ohne Zugfahrzeug zu bewegen und zu schieben. Eine Eigenschaft, die laut Stefan Grimm für viele auch sehr wichtig ist, denn einige Anhänger werden auch als Unterbau für mobile Hochsitze von Jägern eingesetzt, wo die flexible Handhabung von Vorteil ist.
Netphen: Die Einsatzfahrzeuge werden zu Wohnmobilen, Tiny Houses, Veranstaltungswagen,...
So manches vermeintlich kuriose Gefährt hat schon den Weg in den zumindest vorübergehenden Besitz von Stefan Grimm gefunden. „Ich hatte mal einen 14 Tonnen schweren Flugzeugenteiser, der ist nach München ins Museum gegangen“, sagt er. „Viele der THW-Lkw werden zu Wohnmobilen, Hobbytransportern und ähnlichem umgebaut. Durch die große Ladefläche sind die Möglichkeiten vielfältig. Das H-Kennzeichen macht sich auch gut und mit der geringen Laufleistung und Schneeketten ist man wirklich gut gerüstet.“
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Der Trend zu selbstgebauten Campern oder Tiny Houses kommt Stefan Grimm entgegen. „Diverse Lastwagen oder auch alte Feuerwehrbusse eignen sich hervorragend für den Umbau zu Wohnmobilen. Die großen Anhänger werden dann meist zum Unterbau für Tiny Houses sowie für Veranstaltungsanhänger von Karnevalsvereinen genutzt. Die einfache Technik macht sie besonders langlebig“, erzählt er. Tiny Houses zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sie auf kleiner Grundfläche ein komplettes Zuhause bieten und dabei flexibel ihren Standort wechseln können.