Feudingen. Wirtschaftsverbände, Waldbesitzer, Jäger und die Holzindustrie nehmen den Kampf gegen eine Idee der Landesregierung auf.

„Unsere große Sorge ist der Nationalpark. Er schadet der Region, unseren Kindern und Kindeskindern. Wir fühlen uns aufgerufen, dagegen anzugehen“, macht Ludwig-Ferdinand Prinz zu Sayn-Wittgenstein gleich zu Beginn des Treffens in Feudingen klar. Der Privatwaldbesitzer von Forstgut Ditzrod und Windkraftunternehmer aus Bad Laasphe hat eine ganze Schar von Gleichgesinnten im Lahn-Hotel in Feudingen versammelt. Sie alle eint die Kritik an den Plänen, die seit Monaten die Politik im Kreis bestimmen.

Der IHK-Hauptgeschäftsführer, Klaus Gräbener, nannte das Bündnis eine „Phalanx“ und betonte auch die Chancen, die man jetzt noch habe, ein solches Vorhaben bis zur entscheidenden Kreistagssitzung im März zu stoppen. Gräbener bezog sich dabei auf das jüngste Kreistagsergebnis, das mit 24 zu 26 Stimmen denkbar knapp für eine Fortführung des Verfahrens ausfiel. „Von einem regionalen Konsens, der für einen Nationalpark notwendig ist, sind wir Lichtjahre entfernt.“ Gräbener warnte auch vor den Folgen eines Nationalparks auf dem Höhenzug zwischen dem Siegerland und Wittgenstein. „Wir sollten Projekte fördern, die die Verbindung stärken. Dieses Projekt verschärft die Trennung.“

Verbündet gegen den Nationalpark

Zu den Unterzeichnern eines Papiers gegen einen Nationalpark im Kreis Siegen-Wittgenstein gehören 14 verschiedene Verbände und Unternehmen.

Darunter befinden aus dem Bereich der Forstwirtschaft die Familienbetriebe Land und Forst NRW, die Fürst-Wittgenstein‘sche Waldbesitzergesellschaft (Rentkammer Bad Laasphe), die Wittgenstein-Berleburg‘sche Rentkammer, das Forstgut Ditzrod, die Waldgenossenschaft Grissenbach, das Waldgut Leimstruth und der Bundesverband der Deutschen Säge- und Holzindustrie.

Von Seiten der Industrie sind es die Arbeitgeberverbände Siegen-Wittgenstein, die IHK Siegen-Wittgenstein/Olpe, der Verband der Siegerländer Metallindustrie, die OMSW Verwaltungsgesellschaft und die Wittgenstein Gruppe.

Und zu guter Letzt die Kreisjägerschaft Siegen-Wittgenstein.

Für den IHK-Hauptgeschäftsführer ist klar, dass ein Nationalpark eine Gefahr für die Industrie in der Region darstelle. Schon jetzt fehlten Gewerrbeflächen, müssten Straßenverbindungen ausgebaut werden, um die Region wettbewerbsfähig zu halten. Das unterstützt auch der Berge-Bau-Geschäftsführer und Vorsitzende des Vereins Route57, Eckehard „Ecki“ Hof. Der pocht auf die dringend notwendige Verbesserung der Verkehrsanbindung zwischen Siegerland und Wittgenstein und hat einen Verdacht: „Man hat das Gefühl, dass durch den Nationalpark andere Vorhaben zurückgestellt werden sollen.“

Das unterstützt auch Karl-Friedrich Müller aus Erndtebrück, der selbst für ein großen Siegerländer Maschinenbauer arbeitet und betont, wie schwer es sei, geeignete Fachkräfte zu gewinnen, wenn eine Straße nicht komme und gleichzteitig die Wälder als Freizeiträume wegfielen: „Wie wollen wir Leute finden. Wir werden Dörfer verlieren, weil Menshen wegziehen.“

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Für die Forstwirte und Waldbesitzer machte Ludwig-Ferdinand Prinz zu Sayn-Wittgenstein klar, dass man massive Einschränkungen in der Bewirtschaftung der Flächen befürchte. Zwar seien die aktuell diskutierten Flächen für einen solchen Nationalpark Staatswaldflächen und solche der Mennekes-Umweltstiftung, aber es gebe eben auch eine Pufferzone um den Nationalpark herum. Die, so fürchten die Kritiker, hätten ebenfalls mit Beeinträchtigungen zu rechnen.

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Die Einschränkungen für den Wirtschaftszweig Holz- und Sägeindustrie seien enorm. Das erläutert auch Nils Benfer vom Forstgut Ditzrod, der mit bis zu 100.000 Festmetern fehlendem Nutzholz rechnet. Außerdem werde auch Brennholz fehlen, weil das im Nationalpark nicht mehr eingeschlagen werde. Prinz Wittgenstein beschrieb zudem die negativen Erfahrungen, die man vor Jahrzehnten bei der Einführung der FFH-Gebiete in den Buchenwälder gemacht habe. Die Bewirtschaftung sei zum Erliegen gekommen und inzwischen litten die Beständen an Buchenkrankheiten und müssten zum Teil für ein Betreten gesperrt werden. Ohnehin gebe es auch Konsequenzen bei der Freizeitgestaltung. Betroffen wären dann wohl auch Jagd, Pilzesuchen und Spaziergänge.

Am Ende fasste Klaus Gräbener das Problem eines Nationalparks mit drei Begriffen zusammen: Es geht um Flächen, Straßen und Köpfe. Er ist aber sicher, dass es keinen Nationalpark ohne breiten Konsens geben werde. Henning Setzer, der die Kreisjägerschaft vertritt und 40 Jahre in der Kreisverwaltung gearbeitet hat, machte klar: Man müsse das Gespräch mit allen Fraktionen suchen. Dazu wollen die 14 unterzeichnenden Verbände und Unternehmen jetzt Lobbyarbeit machen.