Dreis-Tiefenbach. Adrian Schaumann aus Dreis-Tiefenbach hat einen Viehtransporter zu einem Foodtruck umgebaut. Seine Geschichte begeistert im Internet Millionen.
Manche kaufen sich ein Motorrad, andere beschäftigen sich mit Gartenarbeit. Adrian Schaumann aus Dreis-Tiefenbach hatte eine etwas ausgefallene Idee, die ihn viel Geld, Zeit und Nerven gekostet hat. Aus einem Pferdetransporter baute er einen Foodtruck, der für Events gebucht werden kann. In Siegen und Umgebung verkauft er seine Pizza. Wie man die richtig macht, wusste er vorher nicht, tut er auch immer noch nicht. Ein Handwerks-Profi ist er auch nicht. Trotzdem hat er es geschafft und sein Plan funktioniert: Mit der Geschichte von seinem „Little Schauay“ begeistert er Millionen auf Instagram und mit seiner Geheimzutat schmecken seine Pizzen dazu noch richtig gut.
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Die Idee, mal einen eigenen Foodtruck zu betreiben, hat Adrian Schaumann schon länger. Als der gelernte Koch eines Tages durch Instagram scrollt und einen Engländer sieht, der einen Pferdetransporter zu einem Foodtruck umbaute, war seine Entscheidung klar. „Ich habe nachts meine Freundin geweckt und gesagt: ‚Ich hole mir so ein Ding!‘“ Gesagt, getan: Fünf Stunden geht es nach Dresden hin, um den alten Viehtransporter abzuholen, acht Stunden zurück, weil damit nur 80 km/h erlaubt sind. Schick sieht er aus, doch hinter den Abdeckungen verbirgt sich ein durchgerottetes Gehäuse. Also reißt der 31-Jährige so gut wie alles ab.
45.000 Euro investiert: Netphener baut Foodtruck aus Pferdehänger – „hatte noch nicht mal einen Akkuschrauber“
Holzpaneele und Fliesen zieren nun die Wände, ein Waschbecken, eine Arbeitsplatte und zwei Pizzaöfen füllen den ohnehin schon engen Anhänger. Ein LED-Schriftzug des Namens „Little Schauay“ sorgt für eine gemütliche Stimmung, wenn man in den Foodtruck schaut. Neun Monate hat der komplette Umbau gedauert. Auch wenn es viel Arbeit war, gelohnt hat es sich allemal. „Es hat mir noch nie im Leben etwas mehr Spaß gemacht. Es ist auch ordentlich Kohle reingeflossen“, so Adrian Schaumann. Ganze 45.000 Euro an Ausgaben haben sich mittlerweile angehäuft, da auch ein neues Auto mit Anhängerkupplung her musste. „Mir glaubt das keiner, aber ich hatte noch nicht mal einen Akkuschrauber“, sagt er.
Aber ist auch etwas mit der Pizza aus dem schönen Wagen anzufangen? Im neapolitanischen Stil ist ihr Teig innen dünn und außen knusprig und fluffig. Als Aushängeschild hat sich Adrian Schaumann etwas Besonderes überlegt: Sein „grünes Gold“, wie er es selbst nennt. Eine dünne Pesto-Soße, die er über jede Pizza anstatt eines Olivenöls tröpfelt. Die plant er womöglich sogar in Fläschchen zu verkaufen. Immer wieder, wenn er selbst in seine Pizzen beißt, merkt man, wie überzeugt er von seinem eigenen Produkt ist. „Die ist so weich, ey. Das ist nicht so eine deftige Pizza, die schwer im Magen liegt, eher leicht und saftig, mit leckeren Zutaten.“ Frische Tomatensoße, Käse und oben drauf, neben den Klassikern, was immer der Kunde vorher an Auswahl bestellt hat. Etwas abgekühlt schmeckt sie sogar noch etwas besser, meint er.
200 Pizzen am Tag, ohne Vorerfahrung: Netphener von positivem Feedback überwältigt
Mit seinem Foodtruck stellt sich Adrian Schaumann auf verschiedenste Veranstaltungen: Geburtstage, Hochzeiten, Taufen oder Events wie das Siegener Stadtfest Ende August. Auf Anfrage kann jeder den mobilen Pizzabäcker buchen, wo er ihn möchte. Nur ohne Veranstalter oder Gastgeber im Rücken auf die Straße stellen wird er sich nie. Zu hoch wäre sonst das finanzielle Risiko für das nebenberufliche Projekt. Schiebt er seine Pizzaschaufel auf großen Events, macht er an manchen Tagen über 200 Pizzen. Gut, dass diese gerade mal eine Minute und 30 Sekunden in den auf 500 Grad aufgeheizten Pizzaöfen brauchen. Auf selbst geschweißten Halterungen kann er mehrere vorgebackene Pizzen ablegen, dann müssen sie nur noch eine halbe Minute rein. Mit aufwendiger Vorbereitung verbringt er gut und gerne acht Stunden in seinem Schmuckstück. Seine Freundin traf er ab und zu mit dem Stiel der Pizzaschaufel, wie er schmunzelnd erzählt. Nach einigen Stunden wurde es zudem richtig warm neben den heißen Öfen.
Dafür belohnt wird er mit einem bisher überwältigen Feedback: „Pizza mit Pesto, das gibt es hier in der Umgebung nicht wirklich und die Leute lieben es. Wenn du etwas selber mit deinen Händen gebaut hast und da dein ganzes Erspartes drin steckt, dann geht jeder schöne Kommentar runter wie Butter“, freut sich Adrian Schaumann. So gut wie jeder steckt sich eine Visitenkarte ein und gibt lobende Worte ab.
1,3 Millionen Klicks auf Instagram-Video: Netphener geht mit seiner mobilen Pizzaküche viral
So ist es auch im Netz. Auf seiner Instagram-Seite „@schauay“ hat er das Projekt von Anfang an begleitet. Mit Erfolg: Ein Video, in dem er den kompletten Umbau, unterlegt mit einem viralen Song, zusammengeschnitten hat, wurde stolze 1,3 Millionen Mal aufgerufen. Jeden Tag kommen neue Follower zu den bisher über 5000, ständig bekommt er Anfragen von Leuten, die ihn auf ihren Veranstaltungen haben wollen. „Ich wusste nicht, dass es so große Wellen schlagen wird. Je mehr man sich das vorstellen konnte, desto mehr Leute haben geschrieben und sich interessiert“, sagt er. Anfangs tat er sich schwer, sich vor die Kamera zu stellen, mit jedem Mal wurde er einfacher.
Die Geschichte, die er da erzählt, ist aber auch zu spannend: Jemand, der weder von Handwerk noch von Pizzabacken Ahnung hat, baut einen Foodtruck. Ein Fliesenleger rät ihm davon ab, die Wände des alten Viehtransporters zu fliesen, er tut es trotzdem. Seine Arbeitsplatten schneidet er auch selbst zu, beim Rest hat er teilweise Hilfe, auch von den Schraubern in der Halle in Niederfischbach, wo er den Foodtruck lagert. Jeden Tag nach der Arbeit und am Wochenende legt er sich ins Zeug. Mal fehlt hier ein Werkzeug, dann hält da mal ein Teil nicht. Bei der Decke verschneidet er sich fünf Mal. „Man sieht auch, dass es selbst gebaut ist und ich nicht perfekt gearbeitet habe. Aber das ist der Charme von so einem Ding und die Leute sollen sehen, dass hier Macken und Kanten sind.“
Einen Tag vor seiner ersten Veranstaltung wird der Truck fertig, erst dann kann er dort zum erste Mal Pizza backen. „Ich hab mich bei der ersten Veranstaltungen gefragt, wie ich die Pizzen richtig rund kriegen soll“, gibt Adrian Schaumann zu. Aber es funktioniert.
Bald könnten auch Fingerfood-Buffets und Pasta aus dem Parmesanlaib dazukommen, belgische Waffeln als Nachtisch zaubert er jetzt schon. Aber das ist die Zukunft. Im Hier und Jetzt lebt Adrian Schaumann einen Traum, den womöglich viele haben: In seinem selbst gebauten mobilen Restaurant macht er Menschen glücklich. „Wenn ich hier so vier Pizzen gleichzeitig mache, Kunden bediene und im Hintergrund den nächsten Teig kneten muss, das macht schon Spaß.“ Und das soll auch so weitergehen: „Ich weiß nicht, wo die Reise mich hinführt, aber“, so sagt er, „ich habe zu viel investiert, um damit nach einem Jahr wieder aufzuhören.“
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