Siegen/Freudenberg. Man stelle sich vor: Man wohnt im Dorf, will in den Nachbarort oder nach Siegen - und der Bus kommt genau so, dass es passt. Zukunftsmusik? Wer weiß.

Wie kann man ländliche Regionen zukünftig besser an den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) mit Bus und Bahn anbinden? Freudenberg und Bad Berleburg sollen zum Testgebiet für genau diese Frage werden; der Kreis Siegen-Wittgenstein will hier im Rahmen des Projekts „Go Si-Wi Go“ den Einsatz klassischer „On-Demand“-Angebote erproben und auch Perspektiven für autonom fahrende Shuttle-Fahrzeuge aufzeigen.

+++ Immer auf dem Laufenden mit WhatsApp: Hier geht‘s zum Kanal der Lokalredaktion Siegen +++

Das Projekt ist Teil der südwestfälischen Mobilitätsstrategie und wird als wichtiger Baustein für die zukünftige Ausrichtung des ÖPNV in Südwestfalen gesehen. Das teilt die Südwestfalen-Agentur mit - entsprechend habe das Vorhaben im Rahmen des Strukturförderprogramms Regionale 2025 den ersten „Stern“ erhalten. Der zuständige Ausschuss zeichne die Idee damit aus herausragend aus, heißt es weiter.

Siegen-Wittgenstein: Fahrgäste können Bus nach ihren Bedürfnissen „bestellen“

Gerade in ländlichen Gebieten ist das Auto ohne Frage das meistgenutzte Fortbewegungsmittel - weil es vielerorts im Grunde keine Alternative gibt. „Um auch ohne eigenes Auto mehr Mobilität zu ermöglichen, müssen sich die Angebote im ÖPNV an die individuellen Bedürfnisse der Menschen anpassen“, so der Gedanke - eine Lösung dafür können sogenannte On-Demand-Angebote sein. Die Idee dahinter: Busse fahren nicht regelmäßig nach Fahrplan, beispielsweise einmal pro Stunde, sondern nach Bedarf - dann, wenn auch tatsächlich jemand mit dem Bus fahren möchte. Gerade Buslinien in sehr entlegene Gebiete sind mangels Attraktivität nicht sehr nachgefragt, entsprechend leer die wenigen Fahrten, die hier täglich verkehren. Wenn potenzielle Fahrgäste aber einen Bus individuell, gleichsam nach ihren Wünschen und Bedürfnissen „bestellen“ können, so der Gedanke, gewinne der Nahverkehr an Attraktivität.

Alter Flecken Freudenberg
Alter Flecken in Freudenberg: Die Stadt wird zum Testgebiet, um auch ohne eigenes Auto mehr Mobilität zu ermöglichen. © TVSW/Südwestfalen-Agentur | Klaus-Peter Kappest

Mit dem Projekt „Go Si-Wi Go“ möchte der Kreis Siegen-Wittgenstein die Grundlage schaffen, dass dieser On-Demand-Verkehr mit dem neuen Nahverkehrsplan 2028 fester Bestandteil des ÖPNV-Netzes werden kann. Wie solche Shuttles genutzt und angenommen werden, wie die Technik dahinter funktionieren muss und wie sie wirtschaftlich tragbar werden können, möchte der Kreis Siegen-Wittgenstein erproben und klären. Menschen, die in ländlichen Ortsteilen Freudenbergs und Bad Berleburgs wohnen, sollen mit einer App ausgestattet werden, mit denen sie ihre persönlichen Fahrten buchen können. Diese bringen sie dann zu Verkehrsknotenpunkten wie Bahnhöfen oder ZOBs in den Zentren.

Siegen-Wittgensteiner Pilotprojekt „Go Si-Wi Go“ Teil der Mobilitätsstrategie für Südwestfalen

Da es im Nahverkehr nicht zuletzt aufgrund der Finanzierung immer auch um verfügbare Ressourcen geht, liege besonderes Augenmerk auf dem sogenannten „Pooling“: Dabei werde die Route so gelegt, dass mehrere Fahrgäste ein Fahrzeug nutzen können. Gleichzeitig soll nach entsprechender Vorarbeit in den Testgebieten perspektivisch auch der Einsatz von autonom fahrenden Shuttles erprobt werden. Begleitet werden soll „Go Si-Wi Go“ durch eine Kommunikationskampagne zu diesen Themen. Um die Ergebnisse aufzuarbeiten und für die Weiterentwicklung des ÖPNV zu nutzen, ist die Uni Siegen als Projektpartner an Bord.

+++Mehr Nachrichten aus Siegen und dem Siegerland finden Sie hier!+++

„Go Si-Wi Go“ ist Teil der Ende 2023 erstellten Mobilitätsstrategie für Südwestfalen, damit die Ergebnisse nicht nur den Menschen im Kreis Siegen-Wittgenstein nützen, sondern der gesamten Region Südwestfalen.