Altenseelbach. Altenseelbach liegt zwar etwas versteckt, muss sich aber echt nicht verstecken: Sport, Kunst – und sogar ein Studio, in dem Musicals entstehen.
Zugegeben: Einen vermeintlich abgeschnittenen Ort, dort wo die Welt zu Ende sein könnte, stellt man sich ganz anders vor: Erst nach langer Fahrt durch Wiesen und Wälder am Ende des Tales erreichbar – so wie alle anderen in der Serie beschriebenen Dörfer auch. Altenseelbach macht dem Besucher das Hinkommen deutlich leichter: Man fährt auf der Straße von Neunkirchen nach Herdorf kurz vor Struthütten links ab, überquert in elegantem Bogen den Fluss Heller und die Schienen der Hellertalbahn und ist nach wenigen 100 Metern angekommen.
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Die Heller entspringt auf der hessischen Seite der Kalteiche und mündet nach 40 Kilometern bei Betzdorf in die Sieg, ist also ein Dreiländer-Fluss; ebenso wie der Schienenstrang von Betzdorf nach Haiger eine die drei Bundesländer Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Hessen verbindende Dreiländer-Bahn ist. Da die modernen Schienenbusse in jedem Ort entlang der Strecke Halt machen und auch eine Buslinie in den Ort führt, ist Altenseelbach also bestens durch öffentliche Verkehrsmittel vernetzt.
Neunkirchen: Altenseelbach hält die Erinnerung an seine Geschichte lebendig
Die bequeme Zufahrtsstraße ist ein großer verkehrstechnischer Fortschritt. Früher gelang das Hinein- und Hinauskommen nur durch einen engen und ziemlich langen Straßentunnel unter dem Bahndamm, so schmal, dass der Verkehr durch eine Ampel geregelt werden muss. Ortskenner benutzen diesen deutlich kürzeren Weg direkt aus Neunkirchen immer noch gerne. Altenseelbach, das fast zeitgleich mit Siegen gegründet wurde, war früher auch ein Grubendorf, in dem Eisenerz und gelegentlich auch Blei und Silber gefördert wurden. Bis zu neun dieser Gruben gab es; die letzte stellte 1959 den Betrieb ein. Bei genauem Hinsehen sind noch Überbleibsel dieser alten Industrie erkennbar: Trassen der Grubenbahnen, Halden die entstanden, nachdem die Erzgesteine sortiert worden waren. Für die Altenseelbacher damals eine Knochenarbeit, die ihnen neben der bescheidenen Landwirtschaft alles abverlangte. Ebenso wie das Schuften in den zahlreichen Steinbrüchen, in denen Basalt abgebaut wurde.
Altenseelbach in Kurzform
Altenseelbach hat 1300 Einwohner und ist 300 Meter hoch gelegen.
Die nächste Ausstellung von Ingo Schultze-Schnabl ist ab dem 22. August beim Kulturbüro Burbach zu sehen.
„Musicals & More“ ist mit dem Chor Intermezzo am 25. August live in Dreslers Park in Kreuztal zu erleben.
Soviel zur Vergangenheit Altenseelbachs, die der rührige Heimatverein sehr lebendig erhält: Auch durch eine Willkommens-Tafel am Ortseingang, auf der mit den Grubenwagen und einer Seilscheibe Charakteristisches aus dem Bergbau und dem Wappenstein auch die Basaltindustrie präsentiert werden – und natürlich dem schwarz-gelben Wappen des Ortes.
Neunkirchen: Im Studio von Thorsten und Nadine Uebe-Emden entstehen neue Musicals
Wichtiger ist jedoch die Gegenwart und Zukunft Altenseelbachs. In den vergangenen Jahren sind viele junge Familien hierhergezogen, haben ein Haus erworben, es nach und nach umgebaut. So wie Nadine Uebe-Emden und ihr Mann Thorsten. „Wir fühlen uns hier wohl“, sagt Thorsten, damals mit Nadine, der heutigen Sparkassen-Chefin, frisch verheiratet. „Hallo, wir sind die neuen Nachbarn“, haben sie die Altenseelbacher der Nachbarschaft begrüßt und sie zu einem Willkommensfest eingeladen. „Alle waren da“, freut sich Thorsten Uebe-Emden immer noch.
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In Altenseelbach gibt es zwar schon lange keine Grundschule mehr (das Gebäude beherbergt inzwischen einen sehr gut besuchten Kindergarten), aber das nahegelegene Neunkirchen hat eine so vollständige Schullandschaft, dass auch die beiden Kinder der Uebe-Emdens nur kurze Schulwege haben. Tochter Alyssa und Sohn Tristan sind schon, der Ganztagsbetreuung sei Dank, mit ihren Hausaufgaben fertig. Direkt im Haus haben Nadine und Thorsten Uebe-Emden auch ihr Musikstudio eingerichtet. Hier komponiert, arrangiert, entwickelt er Musicals, während sie eher für die Texte verantwortlich zeichnet. Die neueste CD-Produktion ist das Musical „Druidenstein“. Eine nahe ihrer neuen Heimat verortete Geschichte, der tatsächliche Druidenstein liegt nämlich nicht sehr weit von Altenseelbach entfernt, die den Zuhörer in eine magisch-mystische Klang- und Tonwelt entführt. Ein weiteres Projekt für die Zukunft: Die Inszenierung dieses Musicals auf der Bühne ist für die kommenden Jahre geplant.
Neunkirchen: Altenseelbach verbindet ländliche Ruhe mit Nähe zur Stadt
Ingo Schultze-Schnabl wohnt schon seit 1980 in Altenseelbach. Hier gründeten seine Frau und er ihre Familie und hier hat er auch sein Atelier. Denn Ingo Schultze-Schnabl, vor seiner Pensionierung im Lehramt tätig, ist ein überregional bekannter Maler. Neben vielfältigen Ausstellungen in Siegen geht gerade in einer Kölner Galerie „Jazz fürs Auge“ zu Ende, ebenso sein „Was Land Schafft“ im Landtag in Düsseldorf, wo er auch seine großformatigen Werke zeigen konnte. Besondere Erinnerungen hat der Künstler auch an seine Ausstellung „Sinn machen“ in Bensberg, die von Kunsthistoriker Prof. Dr. Frank Günter Zehnder eröffnet wurde.
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„In 20 Minuten bin ich in der Stadt, habe aber hier meine ländliche Ruhe“, beschreibt Ingo Schultze-Schnabl seinen Wohnort. Und stellt die vielen Aktivitäten vor, die der rührige Heimatverein auf die Beine stellt: Etwa das „Haus Toni Weber“ mit seinem Gewölbekeller, für Feiern und Weinproben bestens geeignet und auch der Möglichkeit, sich trauen zu lassen. Auch der Sonntagskaffee alle zwei Monate und der 14-tägige Stammtisch tragen zum Dorfleben bei. Denn Kneipen gibt es in Altenseelbach schon lange nicht mehr. An „Gaumanns“ und „Pitzens“ könne er sich noch erinnern, sagt Ingo Schultze-Schnabl. Kneipen weg, aber ein Laden noch vorhanden: Die Fleischerei Adam, mitten im Dorf, in der nicht nur Altenseelbacher sondern auch Kunden anderer Orte gerne einkaufen. Hier wird noch ehrliche Metzgerware verkauft. Besonders beliebt: Die Fleischwurst.
Neunkirchen: In Altenseelbach läuft die Freiluft-Tennis-Saison bis in den späten Herbst
Auch in Sachen Sport lohnt ein Eintauchen in die Geschichte: Der 1910 gegründete Verein Spielvereinigung Altenseelbach bestimmte jahrelang das Geschehen im Siegerländer Spitzenfußball. Deren Heimstärke auf der grauen Asche mitten im Dorf war so legendär, dass mancher Gastverein sich überlegte, überhaupt anzutreten, statt sich eine Packung zu holen. Für diese Erfolge stehen Namen wie Otto Bender, Walter Klein, wegen seiner schwarzen Haarpracht auch „Schwatter“ genannt, und Artur Reinschmidt. Und heute: Nach vergeblichen Wiederbelebungsversuchen rollt auf dem Platz kein Ball mehr und statt dem Theodor steht ein Baum im Tor, der Jahr für Jahr größer wird. Erstaunlich aber, dass dieses ein Hektar große Filet-Grundstück keine neue Verwendung findet.
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Ein Schmuckstück dagegen die Tennisanlage des TC Altenseelbach ganz am Ende der Breitelbachstraße gelegen: drei bestens gepflegte Plätze, einer sogar mit Flutlicht, das die Freiluft-Saison bis in den späten Herbst verlängert, Spielplatz für die Kleinen, eine Liegebank für die Großen. Idyllischer liegt kein anderer Platz im Siegerland. Sportlicher Höhepunkt des Jahres: Die Altenseelbach Open, ein Turnier über eine Woche, das gerne von Tennisfreunden der Region besucht wird, in diesem Jahr vom 9. bis 17. August.
Neunkirchen: Ein Dorf mit Verkehrsübungsplatz, Pferden und einer Skipiste
Sportlich geht es ebenfalls auf dem Altenseelbacher Verkehrsübungsplatz zu, gleichzeitig auch Heimat und Trainingsgelände mit Clubheim des MSC Neunkirchen. Der perfekte Ort für Trial-Wettbewerbe, die in diesem Jahr schon Anfang Juli stattgefunden haben. Selbst Pferdefreunde finden alles, was das Herz begehrt. Natürlich auch die Vierbeiner selbst. Pferdehofbesitzerin Jutta Capito, frühere Landtagsabgeordnete in Düsseldorf und als Heimatfreundin ein wichtiger Motor des „Hauses Toni Weber“, setzt ganz auf Freiland.
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Die Überraschung kommt zum Schluss: Altenseelbach hat auch eine Skipiste, neben Burbach und Lützel die einzige im Siegerland. Zwar nicht allzu lang und nicht sehr steil, aber mit Lift und genau richtig, um sich einzufahren. Die Familie Uebe-Emden hat mit Freunden die Freuden des weißen Sports praktisch vor der Haustür nach Herzenslust genießen können: Anfang Januar, als mal ein Wochenende lang Schnee lag.