Werthenbach. Man arbeitet gemeinsam, singt, musiziert und feiert zusammen. Das macht das Leben auf dem Land - konkret in Netphen-Werthenbach - so lebenswert.
Der Netphener Ortsteil Werthenbach ist zweigeteilt: In Werthenbach-Bahnhof und das eigentliche Dorf Werthenbach, knappe zwei Kilometer aufwärts im Tal des Flüsschens Werthe gelegen, das aus dem Zusammenfluss des Breitenbachs und des Lützelbachs entstanden ist. Werthenbach-Bahnhof kennt jeder, der mit dem Auto von Deuz Richtung Hainchen fährt und an den riesigen Werkshallen der Firma Graebener vorbeikommt, einer weltweit operierenden Maschinenfabrik in Sachen Schneiden, Schweißen, Richten. Warum der Zusatz „Bahnhof“ diesen Teil von Werthenbach schmückt? Die Johannlandbahn fuhr seit Beginn der 1900er Jahre bis nach Werthenbach-Bahnhof. Das Gleis wurde 1982 endgültig abgebaut*.
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Was Werthenbach ausmacht, ist vor allem die Musik. Dazu gehört der Männergesangverein „Frohsinn“. Das ist nicht einer der vielen Chöre, die nach der durch die Pandemie erzwungenen Pause gegen die Bedeutungslosigkeit ankämpfen. Denn wer wie die Werthenbacher Männer bei hochgradig besetzten Wettbewerben fünfmal in Folge mit dem Titel „Meisterchor“ ausgezeichnet wird, gehört zu den Spitzenchören der Region. Und „Frohsinn“ ruht sich nicht auf diesen Meriten aus, sondern ist ein Chor mit neuen Ideen. Etwa dem Projektchor „Wir geben Männern eine Stimme“, mit dem gerade der jungen Generation des oberen Johannlandes eine zeitgemäße Möglichkeit zum Singen gegeben werden soll. Dazu trägt auch der junge Chorleiter bei. Denn Dominik Schönauer gehört zu denen, die es schaffen, Menschen sowohl für die traditionelle wie auch moderne Chormusik zu begeistern.
Netphen: Musikkapelle Werthenbach feiert 2025 ihr 100-jähriges Bestehen
Ein anderes klangvolles Schmuckstück des Ortes ist die Musikkapelle Werthenbach. Die kann im nächsten Jahr ihr 100-jähriges Bestehen feiern. Etwa 40 Musikerinnen und Musiker bilden ein Orchester, das mit seinen Konzerten immer wieder das Publikum begeistert. Bemerkenswert hoch ist der Frauenanteil der Musikkapelle, und das nicht nur, weil seit zwei Jahren Johanna Knecht das Ensemble leitet. Klar, dass man sich für das Jubiläumsjahr einiges vorgenommen hat. So das Jubiläumskonzert, das am 22. März in der Kulturbegegnungsstätte Hainchen stattfinden soll. Über das ganze Jahr verteilt jagt ein Höhepunkt den nächsten: Am 28. Juni der Partyabend mit einer Band aus Südtirol und Anfang September ein großes Festwochenende. Perfekt ist, dass man sich dabei untereinander hilft: Denn das obere Johannland ist gespickt mit hochkarätigen Musikkapellen. Auch in Salchendorf, Irmgarteichen, Walpersdorf, Netphen gibt es eine. Alle ziehen an einem Strang, wenn es darum geht, Kompetenzen zu bündeln, wozu auch gehört, junge Musiker auszubilden und damit an die Musikkapellen heranzuführen.
Da ist Musik drin
Werthenbach ist sehr gut auch mit Bussen zu erreichen. Sie fahren von Montag bis Freitag eng getaktet von 5.15 bis 0.45 Uhr, die Linie R 16 ab und bis Werthenbach fährt auch an Wochenenden.
Die Musikkapelle Werthenbach hat ihre Proben am Montag von 19 bis 21 Uhr, der Männerchor „Frohsinn“ am Dienstag um 19.45 Uhr, jeweils im Bürgerhaus, Werthestraße 72.
Ganz am Ende des Werthenbach-Tales, da, wo die hohen Berge das Weiterführen von Straßen unmöglich machen, hat Maike Büdenbender eine Reitschule gegründet. Dazu gehören 22 Schulpferde – Pensionspferde sind hier nur wenige untergebracht – und eine lichtdurchflutete Halle mit einer Größe von 40 mal 20 Metern. Morgens ist es hier eher ruhig. Der Reitunterricht nimmt so richtig Fahrt auf, wenn am frühen Nachmittag die Schulzeit der Kinder endet, oder danach, wenn die Erwachsenen Feierabend haben. Seit drei Jahren arbeitet hier Pferdewirtin Shaina Winkler und bei ihr spürt man, dass sie zu jedem der Schulpferde eine besondere Beziehung hat.
Netphen: Werthenbacher haben einen schmucken Dorfplatz – dank 1500 Arbeitsstunden
Werthenbach ist eher ein Straßendorf, dem bisher ein echter Dorfmittelpunkt fehlte. Doch den haben die rührigen Menschen im Ort in jüngster Zeit erschaffen. Direkt neben dem Bürgerhaus, das früher die Dorfschule beherbergte, und damit bestens geeignet für Feste aller Art. 1500 Arbeitsstunden der Werthenbacher waren nötig, um den Platz etwas oberhalb der Dorfstraße so herzurichten, dass er ein Begegnungsort für alle werden kann. Ein besonderer Blickfang ist ein Kunstwerk: Die Skulptur eines Lohschälers, die die doppelte Nutzung der im Siegerland so verbreiteten Haubergswirtschaft zeigen soll. Einmal als Brennholz oder zur Gewinnung von Holzkohle, dann aber auch zum Gerben von Leder. Und dazu brauchte man die Rinden, die im Frühjahr von den Baumstämmen abgeschält werden mussten.
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Werthenbach hat viel zu bieten. Vor allem auch eine funktionierende intakte Dorfgemeinschaft: Man arbeitet gemeinsam, singt, musiziert und feiert zusammen. Das macht das Leben auf dem Land so lebenswert.
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*Hinweis der Redaktion: In der ursprünglichen Version des Textes hieß es, dass kaum jemand wisse, warum der Ortsteil „Bahnhof“ heißt. Wir haben die entsprechenden Stellen nach Leserhinweisen korrigiert.
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