Siegen. Zum ersten Mal in ihrer 180-jährigen Geschichte bekommt die Sparkasse Siegen eine Chefin. Wer ist sie? Zu Besuch bei Dr. Nadine Uebe-Emden.
Dr. Nadine Uebe-Emden ist gelassen. Was auf sie zukommt, wenn sie Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Siegen und damit Chefin von rund 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wird – dieser Gedanke bringt die 42-Jährige nicht aus der Ruhe. Sich im Vorfeld Szenarien ausmalen, wie künftige Herausforderungen in der Praxis sein werden, „das habe ich mir abgewöhnt. Ich bin immer an die Dinge herangegangen und es hat funktioniert. Das würde ich, wenn ich müsste, als Erfolgsrezept nennen.“
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Das klingt einfach. Aber nur, weil Nadine Uebe-Emden es mit pragmatischem Understatement ausdrückt. Funktioniert haben die Dinge nämlich dank viel harter Arbeit und einem hohen Maß an Organisiertheit und Engagement. Der Weg an die Spitze eines Geldinstituts mit 4,6 Milliarden Euro Bilanzsumme und mehr als 100.000 Privatkundinnen und -kunden setzt Fähigkeiten und Einsatz voraus, die der Verwaltungsrat der Sparkasse Siegen bei der zweifachen Mutter perfekt gegeben sah, als er sie am 21. November zur Nachfolgerin von Wilfried Groos bestimmte. Der geht zum 31. August 2023 nach 30 Jahren als Vorstand in den Ruhestand. Einen Tag später übernimmt Nadine Uebe-Emden – vorbehaltlich der Genehmigung durch die Zweckverbandsversammlung am 20. Dezember, wie sie betont.
Sparkassen Siegen: Neue Vorstandsvorsitzende Dr. Nadine Uebe-Emden setzt aufs Team
Sie wird seit Gründung der Sparkasse Siegen im Jahr 1842 die erste Frau auf dieser Position sein. Über diesen Punkt geht sie aber schnell hinweg. „Die tatsächliche Sensation ist, dass wir im Vorstand einen Generationswechsel aus den eigenen Reihen haben“, hebt sie hervor. Im Frühjahr 2019 ging der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Harald Peter in den Ruhestand. Da klar war, dass Wilfried Groos 2023 und das dritte Vorstandsmitglied Günter Zimmermann 2024 altersbedingt aus dem Unternehmen ausscheiden würden, wurde mit Nadine Uebe-Emden, Burkhard Braach und Tillmann Reusch bereits die nächste Riege in den Vorstand eingeführt, um mit Vorlauf einen reibungslosen Übergang vorzubereiten. Der Plan ging auf. Die drei Neuen wurde alle angesprochen, ob sie sich für den Vorsitz bewerben wollten. Und sie alle taten es, wie Nadine Uebe-Emden berichtet.
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„Wir haben vorher darüber gesprochen. Und wir waren sehr offen miteinander. Wie haben uns so geeinigt, dass jeder mit jeder Konstellation hätte zurechtkommen können“, sagt sie über die Konkurrenzsituation. Dass Burkhard Braach, Tillmann Reusch und sie gleichzeitig in den Vorstand aufgenommen worden seien, „war für uns drei gut, weil wir uns auf Augenhöhe kennenlernen konnten. Wir sind zusammen losgelaufen.“ Heute verbinde sie ein „unglaublich gutes Miteinander“, hebt die künftige Chefin hervor. Das sei nicht selbstverständlich, aber ungemein wichtig: „Eine Vorstandsvorsitzende kann die Welt alleine nicht retten.“
Neue Chefin der Sparkasse Siegen: „Ich bin gerne vielbeschäftigt“
Nadine Uebe-Emden wurde in Altenkirchen geboren, studierte BWL an der Universität Siegen, promovierte dort und war vor ihrem Wechsel zur Sparkasse Siegen – im Oktober 2010 – Geschäftsführerin des Siegener Mittelstandsinstituts. Bei der Sparkasse war sie Revisionsdirektorin, nach diversen Stationen hatte sie als stellvertretendes Vorstandsmitglied dann die Bereiche Gesamtbanksteuerung, Personal und Organisation unter sich. 2021 übernahm sie zusätzlich die Projektleitung beim Masterplan des Sparkassenverbands in Westfalen-Lippe, innerhalb dessen ein „Zielbild 2030“ für die Sparkassen entstehen soll. Diese Aufgabe hat sie nach eigenem Bekunden weiter darin bestärkt, sich die Chefinnenrolle zuzutrauen. „Wenn man Vorstand werden möchte, möchte man gerne gestalten. Und als Vorsitzende hat man noch ein My mehr Gestaltungsspielraum.“ Die kontinuierliche Ermutigung durch Wilfried Groos habe ihr außerdem geholfen. Wann immer eine neue Aufgabe anstand, habe er gesagt: „Das kriegen Sie doch hin.“ Und er habe sie „sehr früh sehr aktiv teilhaben lassen“ an den Aufgaben.
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Natürlich verlangt eine solche Karriere eine Menge Einsatz. Nadine Uebe-Emden hat damit kein Problem. Fürs Ruhige-Kugel-Schieben ist sie nicht der Typ, auch in der Freizeit nicht. „Ich bin gerne vielbeschäftigt. Ich werde wahnsinnig, wenn ich das nicht bin.“ Auch ihre freien Tage strukturiere sie deshalb gerne durch: Einkaufen, Spazierengehen, etwas unternehmen. Was ihr grundsätzlich sehr wichtig ist: „Wenn ich zu Hause bin, verbringe ich gerne qualitative Zeit mit meinen Kindern.“ Sie hat einen achtjährigen Sohn und eine siebenjährige Tochter.
Sparkasse Siegen: Neue Vorstandsvorsitzende ist privat auch Musical-Produzentin
Einen Teil ihrer Freizeit investiert sie in ein besonderes Hobby, das sie mit ihrem Mann teilt. Beide sind große Musical-Fans; aber nicht nur als Rezipienten, sondern auch als Produzenten. Anfang 2021 veröffentlichte das Paar die CD mit seinem ersten eigenen Musical „Schatten über Armaleth“ – 18 Songs, professionell mit einem gecasteten Ensemble im Tonstudio aufgenommen.
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„Das ist kein Widerspruch“, sagt Nadine Uebe-Emden über den vermeintlichen Kontrast zu ihrem Job. Hinter einem solchen Projekt stehe nicht nur der kreative Teil, nicht nur das Schreiben der Story, der Texte und der Musik, sondern auch ein breites Spektrum an Organisationsaufgaben, finanziellen Fragen, Logistik und Planung. Aktuell arbeitet das Paar an seinem zweiten eigenen Musical. Und die beiden haben sich sogar auf der Bühne kennengelernt: Beide machten beim Verein „Musical!Kultur Daaden“ mit. Dessen Produktion „Dracula“, in der Nadine Uebe-Emden die weibliche Hauptrolle sang, führte sie zusammen.
Dr. Nadine Uebe-Emden wird Sparkassen-Chefin – erste Amtshandlung steht schon fest
Bis die 42-Jährige ihren neuen Posten antritt, dauert es noch ein wenig. Sie hat aber schon eine Idee, was ihre erste Amtshandlung sein wird. „Termine koordinieren“, sagt sie lachend. Natürlich kenne sie die Kolleginnen und Kollegen im Haus, doch in der neuen Rolle müsse sie sie noch einmal „neu kennenlernen“, um alle Abläufe zu betrachten, zu verstehen und dann gegebenenfalls anzupassen. „Es wird ab 1. September keine neue Sparkasse sein“, hebt sie hervor. Die künftige Chefin wird kein Konzept aus der Schublade ziehen und alles umkrempeln. „An manche Dinge werden wir vielleicht etwas jünger rangehen“, sagt sie mit Blick auf ihre Vorstandskollegen. Ohnehin „steckt schon heute sehr viel von uns Dreien drin“.
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Dass ihr die Aufgabe anvertraut werde – „da fühlt man sich schon geschmeichelt. Aber auch demütig, denn das ist eine Hausnummer.“ Ihr Ehrgeiz sei auf jeden Fall getriggert: „Wenn dir so ein Vertrauen entgegengebracht wird, willst du mit aller Kraft abliefern.“
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