Altenseelbach. Der Neunkirchener Künstler Ingo Schultze-Schnabl gliedert seine Werke auf – sein größtes hat 17 Teile. Seine neuste Ausstellung bereitet er vor.

Wenn man Ingo Schultzes Atelier im Neunkirchener Ortsteil Altenseelbach betritt, erlebt man eine Überraschung. So aufgeräumt hätte man sich den Arbeitsplatz eines Künstlers nicht vorgestellt. Farbtuben, Pinsel, Flaschen und andere Utensilien, alles steht übersichtlich in Regalen oder auf Tischen. Fertige Bilder hängen sorgfältig gerahmt an den Wänden. Und das, obwohl Ingo Schultze-Schnabl erst tags zuvor seine letzte Ausstellung in der Galerie der Sparkasse Wittgenstein in Bad Berleburg abgebaut hat. Dort konnte er 44 Werke präsentieren, die jetzt wieder durch Folien geschützt im Atelier lagern. „Das ist meine Werkstatt. Eine Werkstatt muss aufgeräumt sein“, sagt er. Und so strukturiert, klar aufgeteilt sind auch seine Bilder.

Seinen Bildern gibt Ingo Schultze-Schnabl ungewöhnliche Formate. Meist dreiteilig, gleich groß und durch gleiche Abstände getrennt entwickelt er seine Motive. Mal Blumen, Kräuter, dann wieder Landschaften oder Ansichten von Häusern, Booten oder anderen Objekten. Das, was die einzelnen Teile seiner Bilder vereinigt, sind Farbskalen, Formen, Motive. Fast ist man in der Versuchung, die einzelnen Teile zusammenzuschieben, doch man würde schnell merken: Sie würden nicht zusammen passen. Die Methode der „geteilten Kunst“ bevorzugt Ingo Schultze-Schnabl seit 1997, nachdem er vorher eher Industriemotive und große Formate gemalt hatte.

Neuerdings auch iPad-Zeichnungen

Bevor er mit einem Bild beginnt, muss er Entscheidungen treffen: „Wie schmal sollen die Tafeln oder Malflächen sein? Wie groß die Abstände, wie markant die Informationen, damit das Auge sie verbindet?“ Von der Dreiteiligkeit löst er sich bisweilen: Sein „Himmel und Erde“ ist achtteilig und immerhin 540 cm breit. „Neue Entdeckungen sind nur durch Probieren möglich“, sagt Ingo Schultze-Schnabl. Und diese Neugierde hat ihn dazu gebracht, dass neben Acryl- und Tuschebildern inzwischen auch iPad-Zeichnungen sein Repertoire ergänzen.

Ingo Schultze-Schnabl ist künstlerisch vorgeprägt durch seine Mutter. „Wir sind in den Ferien mit dem Auto an die Bigge gefahren und haben dort Kohlezeichnungen gemacht“, sagt der gebürtige Hilchenbacher. In seiner Schulzeit am FJM-Gymnasium hatte er Kunstlehrer, die selbst auch Künstler waren: Martin Schulz und Willi Schütz. Außerdem besuchte er die Malfachschule der Künstlerlegende Theo Meier-Lippe. Nach dem Kunst- und Englischstudium unterrichtete er bis zu seiner Pensionierung am Eiserfelder Gymnasium auf der Morgenröthe, zuletzt auch als Oberstufenkoordinator.

Werke des Künstlers. 
Werke des Künstlers.  © Wolfgang Leipold

Mit Kunst Geld verdienen

Auf die Frage „Kann man von der Kunst leben?“ antwortet Ingo Schultze-Schnabl mit einem klaren „Nein!“ und weiß: „Kaum einer im Siegerland kann es.“ Das war in der Vergangenheit ähnlich: „Auch Vermeer und andere Malerstars haben ihre Bilder beim Bäcker gegen Brot eingetauscht.“ Wie schwer es ist, mit Kunst Geld zu verdienen, hat er jetzt wieder erlebt. „Von der Bad Berleburger Ausstellung habe ich zwei kleine Bilder verkauft. Reichte gerade fürs Spritgeld.“

Ingo Schultze-Schnabl hat einen offenen Blick auf die Siegerländer Kunstszene und darüber hinaus. Seit 1993 gehört er dem Bundesverband bildender Künstler an und seit 1994 der Arbeitsgemeinschaft Siegerländer Künstler. Der verstorbene Kollege Werner Seekamp hatte ihm die Mitgliedschaft empfohlen. „Man war im professionelleren Umfeld unterwegs und konnte an den Gruppenausstellungen teilnehmen. Wichtig waren mir die Rückmeldungen anderer für meine Kunst.“ Auf die Frage nach seiner bisher bedeutendsten Ausstellung lacht Schultze-Schnabl: „Es ist immer die nächste.“ Und die bereitet er schon vor. Mit genauer Planung, wo welches Werk hängen soll. Dabei sind Licht und Blickwinkel wichtig: „Kunstpräsentation ist Inszenierung.“ Schultze-Schnabl hat die Balance zwischen Gegenständlichkeit und freien Motiven gefunden. Seine Kunst ist für den Betrachter spannend, weil sie ihm viele Wahrnehmungsmöglichkeiten bietet, und gleichzeitig entspannend und unaufgeregt, weil seine Bilder vor allem eins sind: Schön.

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