Hagen. Im Brandhaus in Hagen-Kabel reißen die schlechten Nachrichten nicht ab. Die Stromversorgung ist wohl für viele Monate unterbrochen.
Die Hiobsbotschaften aus dem Brandhaus in Hagen-Kabel nehmen kein Ende: Wie unsere Zeitung jetzt erfuhr, hat die Hausverwaltung der Adler Group den Bewohnern untersagt, sich mit Notstromaggregaten Strom zu verschaffen. „Wir möchten darauf hinweisen, dass das Aufstellen von Stromgeneratoren leider aus brandschutz- und versicherungsrechtlichen Gründen nicht gestattet ist“, heißt es in dem Schreiben der Adler Service Wohnen GmbH aus Oberhausen an alle Mieter des Hauses in der Steinhausstraße 107/109.
Ob die leidgeprüften Bewohner dieser Aufforderung nachkommen, bleibt abzuwarten. Seit jenem verhängnisvollen Feuer im Keller des siebenstöckigen Hochhauses, das am späten Abend des 3. Januars den zentralen Stromanschluss des Hauses zerstörte, sind alle 72 Wohnungen ohne Strom. 26 Personen aus 14 Haushalten hat die Stadt Hagen anderweitig untergebracht, das Gros der Betroffenen verharrt jedoch in seinen Wohnungen und will um jeden Preis bleiben. Familie Baumöller beispielsweise fürchtet um ihre Haustiere: „Bevor ich unsere Tiere allein lasse, bleibe ich lieber hier“, sagt Ramona Baumöller mit Nachdruck.
Alle Stromzähler sind zerstört
Daher hat sie sich wie so manch anderer Bewohner des Hauses ein mit Benzin betriebenes Notstromaggregat gekauft, über das die elektrischen Küchengeräte, der Staubsauger oder der Fernseher betrieben werden. Die städtische Wohnungsaufsicht ist regelmäßig vor Ort, um nach dem Rechten zu schauen. Die Hausverwaltung der Adler Group habe versichert, ein Unternehmen mit der Wiederherstellung der Stromversorgung beauftragt zu haben, heißt es dazu aus dem Hagener Rathaus: „Erfolgt hier keine Lösung, wird im zweiten Schritt eine Instandsetzungsanordnung erlassen und für den Fall der weiteren Untätigkeit werden Zwangsgelder angedroht. Wenn weiterhin nichts passiert, wird die Instandsetzungsanordnung mit dem angedrohten Zwangsgeld festgesetzt.“
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Die Adler Group selbst wird in ihrem Schreiben an die Mieter da schon konkreter: „Die Wiederherstellung der Stromzuleitungen und der Brandschäden wird voraussichtlich mehrere Monate in Anspruch nehmen.“ Denn das Feuer im Keller hat sämtliche Stromzähler zerstört und alle Stromzuleitungen stark beschädigt. Der Zugang zum Keller ist den Bewohnern derzeit aus gesundheitlichen Gründen nicht gestattet. Wie Bewohner beobachtet haben, dürfen auch die mit der Reparatur beauftragten Elektriker den Keller aufgrund der unsichtbaren Giftschwaden, die infolge des Brandes durch die Räume wabern, nur in Ganzkörperschutzanzügen betreten. Aufgrund der starken Geruchsbelästigung stellt die Post keine Briefe mehr zu.
Stromversorgung gilt als Mindestanforderung einer Wohnung
Wer im Keller noch etwas gelagert hat, sollte seine Hausratversicherung informieren, empfiehlt der Vermieter den Bewohnern. Die in der vergangenen Woche aufgestellten Baustromzähler dienen lediglich dazu, die Zentralheizung wieder in Betrieb zu nehmen, sodass die Mieter wenigstens wieder im Warmen sitzen können.
Wie es nun weiter geht im stromlosen Haus, das weiß so recht niemand zusagen. Die Adler Group lässt entsprechende Anfragen unserer Redaktion unbeantwortet. Die Stadt Hagen betont, es sei nicht statthaft, das Haus ohne Strom zu lassen, denn die Stromversorgung gehöre zu den gesetzlich vorgeschriebenen Mindestanforderungen: „Wenn diese nicht erfüllt sind, wird die Wohnungsaufsicht tätig.“
Ihr Angebot, den Bewohnern alternative Einzel- oder Gemeinschaftsunterkünfte zur Verfügung zu stellen, hält die Stadt aufrecht. „Hier übernimmt die Stadt Hagen die Kosten“, so Verwaltungssprecherin Franziska Michels. Allerdings erhalten die Betroffenen später Gebührenbescheide - wie viel sie zurückzahlen müssen, hängt von der jeweiligen Situation jedes Einzelnen ab. Die Stadt habe nicht die Möglichkeit, sich das von ihr vorgestreckte Geld vom Vermieter erstatten zu lassen.