Hagen. Die Hagener Klinik präsentiert zwei mögliche Standorte für ein neues Parkhaus. Die Machbarkeitsstudie soll nun der Politik präsentiert werden.
Zum ersten Mal seit Jahren liegt nun eine Lösung für die drängenden Parkplatzprobleme am Agaplesion Klinikum Hagen (AKH) auf dem Tisch. Die Geschäftsführung hat jetzt gleich zwei Lösungsvorschläge präsentiert, die für eine Entschärfung der Situation rund um Hagens größtes Krankenhaus sorgen könnte. „Dieses Thema hat für uns absolute Priorität. Daher haben wir in Eigenregie eine Machbarkeitsstudie durchführen lassen, um zu prüfen, wo ein neues Parkhaus realisierbar wäre“, erklärt Geschäftsführer Alex Hoppe. „Diese Studie zeigt: es geht. Sowohl eine Fläche am Bergischen Ring, neben dem bestehenden Parkhaus Mittelstadt, als auch die bereits bestehende Parkfläche am Stadtgarten kämen infrage“, so der Geschäftsführer.
Die zwei Varianten
Variante 1: Ein Parkhaus am Bergischen Ring. Dabei handelt es sich um die favorisierte Variante des Klinikums. Das Parkhaus könnte mit fünf Geschossen auf der Wiese am Hang zwischen Kultopia und Parkhaus Mittelstadt errichtet werden. Realisierbar wären dort circa 268 Stellplätze (davon 10 E-Lade-Stationen und 10 rollstuhlgerechte Plätze). Fußläufig wäre das Klinikum von dort aus in vier Minuten (280 Meter) zu erreichen.
Variante 2: Ein Parkhaus am Stadtgarten. Auch am Stadtgarten, auf der jetzigen asphaltierten Parkfläche für den 3-Türme-Weg, könnte ein fünfgeschossiges Parkhaus entstehen - heißt es in der Machbarkeitsstudie. Realisierbar wären dort rund 253 Stellplätze (5 E-Lade-Stationen, 10 rollstuhlgerechte Plätze). Der Fußweg zum Haupteingang beträgt etwa 400 Meter (fünf Minuten).
Die Stadt sieht zumindest den Standort am Kaisergarten kritisch. „Von den beiden untersuchten Flächen kommt aufgrund der sensiblen, durch reines Wohnen geprägten Umgebung im Bereich Kaisergarten, nur die Fläche am Bergischen Ring infrage, bei der es sich derzeit um eine öffentliche Grünfläche handelt“, teilte Sprecher Michael Kaub dazu mit. Auch aus Sicht der Verwaltung habe das Thema hohe Priorität. „Durch den Bau eines Parkhauses könnte die Situation der Beschäftigten und Besucher des Krankenhauses deutlich verbessert werden. Gleichzeitig könnte insbesondere auch die Verkehrs- und Parksituation in den umliegenden Wohngebieten entspannt und der Parkplatzsuchverkehr deutlich reduziert werden“, so Kaub.
1200 Mitarbeiter, aber nur 230 Parkplätze
Die Parkplatznot ist am Klinikum schon seit Jahren Thema. „Und das Problem hat sich immer weiter verschärft“, sagt auch Personalleiterin Sandra Groß. „Wir brauchen jede Fachkraft, Pflegekraft, jeden Arzt und jede Ärztin. Leider müssen wir immer wieder erleben, dass Bewerberinnen oder Bewerber uns aufgrund der Parkplatzsituation absagen - viele kommen mittlerweile aus anderen Städten, wir sind auf die Einpendler angewiesen.“
„Wir brauchen jede Fachkraft, jeden Arzt und jede Ärztin. Leider müssen wir immer wieder erleben, dass Bewerberinnen oder Bewerber uns aufgrund der Parkplatzsituation absagen.“
Auch in der Mitarbeiterschaft - immerhin 1200 Beschäftigte arbeiten am Klinikum - sei der Frust über die Parksituation immens. Aktuell stehen am Klinikum in den beiden Parkhäusern (Ärztehaus und am Haupteingang) gerade einmal etwa 230 Stellplätze für Besucher oder Patienten zur Verfügung. „Schon seit Jahren sind wir bemüht, jede noch so kleine Fläche in neuen Parkraum umzuwandeln. Parallel haben wir Stellflächen für Personal in Parkhäusern - zum Beispiel Mittelstadt und Schwenke - angemietet. Es reicht einfach nicht“, blickt Alex Hoppe auf die Herausforderung.
Über die Jahre habe die Klinik regelmäßig den Austausch mit der Stadtverwaltung gesucht. Ein erstes Ergebnis dieser Gespräche ist die Machbarkeitsstudie. Durch den Bau eines neuen Parkhauses könnten perspektivisch rund 270 neue Stellplätze entstehen. „Mir ist wichtig, zu betonen, dass es sich hierbei nicht um ein Komfortthema handelt. Für uns sind diese Parkplätze existenziell“, betont Hoppe.
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Viele Mitarbeiterinnen fühlten sich unsicher, den ÖPNV zu nutzen oder gar zu Fuß zu kommen. Für andere sei das aufgrund der Entfernung ihres Wohnortes nicht leistbar. „Dieses Gefühl können wir niemandem absprechen. Wir betreiben einen immensen Aufwand, um neues Personal zu gewinnen. Als Klinikum der Maximalversorgung, die eine große Bedeutung für die Stadtgesellschaft hat, darf es nicht an solchen Problemen scheitern.“
„Mir ist wichtig, zu betonen, dass es sich hierbei nicht um ein Komfortthema handelt. Für uns sind diese Parkplätze existenziell.“
Mehr Patienten, große Investitionen
Durch die Zusammenlegung der Krankenhäuser und die Aufgabe des Boeler Krankenhauses, aber auch die Klinikreform, habe das Thema zusätzlich an Bedeutung gewonnen. Perspektivisch gebe es weniger Kliniken, dafür höhere und konzentriertere Qualität. „Wir haben alles gegeben, um zu den Großen zu gehören und ein überregional bedeutsames Angebot zu schaffen. Wir leisten große Investitionen am Standort und bauen unsere Angebote aus. Im Gegenzug erwarten wir die Unterstützung der Stadt, um unsere Arbeitsfähigkeit aufrecht halten zu können“, so Hoppe weiter.
Der Knackpunkt dürfte sein: Die Klinik kann den Bau des Parkhauses nicht selbst finanzieren und es nach Fertigstellung auch nicht betreiben. Dafür fehle die Investitionsfähigkeit, zumal der Bau über die Förderrichtlinien des Landes nicht förderfähig sei. Hoppe verweist im gleichen Zug darauf, dass sowohl für einen Investor als auch die Stadt das Parkhaus sich lohnen könnte: „Ein Parkhaus an einem Krankenhaus zu betreiben, ist durchaus ein interessantes und sicheres Geschäftsmodell. Das ist auch ein Grund dafür, warum der Bau nicht gefördert werden kann.“ Parallel würde das bedeuten, dass die neuen Parkflächen mit Bezahlmodell neben den Mitarbeitenden auch der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung stehen würden.
Jetzt sei es an Verwaltung und Politik, die Ergebnisse der Studie - sie liegen der Stadt seit September vor - zu bewerten und Entscheidungen zu treffen. „Uns ist klar, dass baurechtliche Fragen geklärt werden müssen und dass das alles dauern kann“, so Hoppe. „Für uns ist wichtig, dass wir jetzt vorankommen und auch der Mitarbeiterschaft signalisieren, dass wir bei diesem Problem nicht die Hände in den Schoß legen.“
Stadt hätte anderen Standort favorisiert
Die Verwaltung hätte, so heißt es aus dem Rathaus, dabei eigentlich einen anderen Standort favorisiert: „Aus städtischer Sicht wurde bisher ein weiterer Standort entlang des Bergischen Rings priorisiert, der sich im Eigentum des AKH befindet. Diese Fläche steht jedoch aus betrieblichen Gründen - insbesondere aufgrund der Möglichkeit einer Erweiterung des Krankenhauses in diesem Bereich - nicht zur Verfügung und wurde nicht im Rahmen der Machbarkeitsuntersuchung betrachtet.“
„Neben der Entscheidung über die Fläche, ist die Frage eines Investors bzw. einer evtl. erforderlichen Ausschreibung für das Projekt zu klären.“
Vorausgesetzt, die Politik stimme zu, müsste zunächst ein Bebauungsplan auf den Weg gebracht werden. Der Zeithorizont, bis ein Bau beginnen könnte, werde durch viele Faktoren beeinflusst, die zum jetzigen Zeitpunkt kaum einschätzbar sind. „Neben der Entscheidung über die Fläche, ist die Frage eines Investors bzw. einer evtl. erforderlichen Ausschreibung für das Projekt zu klären. Die Schaffung von Planungsrecht inklusive der Erstellung erforderlicher Gutachten und Durchführung aller Beteiligungsschritte kann in Abhängigkeit von der Komplexität zwischen zwölf Monaten bei einfachen Verfahren und 36 Monaten im Falle von komplexen Vorhaben dauern“, so Michael Kaub.
Probleme auch am Josefs-Hospital
Die Politik hatte zuletzt ein erstes grünes Licht für den Neubau eines Parkhauses mit 300 Stellplätzen am Josefs-Hospital gegeben. Auch dort ist der Parkdruck immens. Neben der Gestaltung des Parkhauses, das auf dem städtischen Parkplatz an der Berghofstraße (zwischen Sekundarschule und Sporthalle) entstehen könnte, spielen im weiteren Planungsprozess nun vor allem eigentumsrechtliche Fragen und die Abstimmung mit der Sekundarschule eine Rolle - diese hatte sich zuletzt kritisch zu dem Vorhaben geäußert. Die Verwaltung hatte mit Blick auf den Parkhaus-Neubau bereits ausdrücklich betont, dass ein Nutzungs- und Bewirtschaftungskonzept erarbeitet werden müsste, welches vorsieht, dass das Krankenhaus das neue Parkhaus auf eigene Kosten und mit kostenfreien Stellplätzen für das Schulpersonal errichten müsste.